Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Für den Dezember wurden die Kirchen festlich geschmückt. (Foto: EMS/Richter)
Für den Dezember wurden die Kirchen festlich geschmückt. (Foto: EMS/Richter)
09. Januar 2019

Selamat Hari Minggu!

Milena

Milena

Indonesien
hilft bei der Kinder- und Jugendarbeit mit
zur Übersichtsseite

Selamat Hari Minggu! – Das heißt so etwas wie „Schönen Sonntag!“

In den 4 Monaten, die ich bereits in Indonesien bin, war ich bereits in über 50 Gottesdiensten. Das sind im Durchschnitt 3 pro Woche. In Deutschland gehe ich regelmäßig einmal im Monat in den Jugendgottesdienst in meiner Gemeinde. Hier ist es ganz normal mehrmals die Woche in einen Gottesdienst zu gehen, manchmal auch mehrere an einem Tag.

Am Sonntag gehen alle in den normalen Sonntagsgottesdienst. Die Kinder haben währenddessen Sonntagsschule. Ein Gottesdienst dauert hier zwischen 2 und 3 Stunden. Predigt und Gebete sind viel länger als in Deutschland. Sonst ist der Ablauf eigentlich gleich. Am Ende gibt es noch die „Warta Jemaat“. Dort werden der Kirchenfinanzhaushalt, die Ereignisse der nächsten Woche und manchmal auch Geburtstage bekannt gegeben.

Neben den Sonntagsgottesdiensten gibt es unter der Woche noch Gottesdienste für verschiedene Anlässe. Geburtstage, Beerdigungen, Hochzeitssegen, Frauengottesdienst oder einfach so. Diese Gottesdienste finden meistens bei jemandem zuhause statt, sind aber vom Ablauf gleich. Vor so einem Gottesdienst werden häufig noch Reden von allen beteiligten Gruppen gehalten. Danach wird noch gemeinsam gegessen.

Die Kirchen sind anders als in Deutschland. Es sind meistens große weiße Gebäude. Es gibt keinen Altar, sondern die Kanzel steht vorne in der Mitte. Die Gebäude sind aufgrund der Hitze auch relativ offen, sodass auch mal ein Vogel reinfliegt. Die Büros und Räume, die sich in Deutschland im Gemeindehaus befinden, sind hier im selben Gebäude mit integriert. Die Liedtexte werden mit einem Beamer an die Wand geworfen, sodass man keine Gesangsbücher braucht. Allerdings bringen die meisten ihre Bibel mit.

Die Gemeinde und der Glaube spielen auch im Alltag eine viel größere Rolle als in Deutschland. Die Gemeinde ist hier fast so etwas wie die erweiterte Familie. Häufig besucht man sich gegenseitig. So werden z.B. kranke Menschen besucht, um gemeinsam zu beten oder bei sogenannten „Openhouses“ zusammen gegessen.

Auch Weihnachten wird hier anders gefeiert als in Deutschland. Ich bin Anfang Dezember mit der Jugend der Gemeinde, bei der ich gewohnt habe, nach Kolaka gefahren, um dort mit einer anderen Gemeinde einen Weihnachtsgottesdienst zu feiern. Das war nur der erste von sehr vielen. Im Dezember war ich, bis auf wenige Ausnahmen, jeden Tag in einem Weihnachtsgottesdienst.

Ein Weihnachtsgottesdienst beinhaltet nicht nur die typischen Weihnachtslieder, die man auch aus Deutschland kennt, sondern häufig auch Tänze, kleine Schauspiele und manchmal eine Live Band. Wärend des Gottesdienstes gibt es eine Kerzenzeremonie. Wärend die Gemeinde „Malam Kudus“ (Stille Nacht auf Indonesisch) singt, zünden ausgewählte Personen 5 oder mehr Kerzen an. Viele Menschen reisen in dieser Zeit auch wieder nach Hause, so dass die Kirchen immer voller werden.

Der eigentliche Feiertag ist der 25.. Für die ganzen Weihnachtfeiern im Vorfeld, sollte man meinen, es wäre ein spektakuläres Fest. Im Endeffekt war es ein normaler Gottesdienst am Morgen, ohne Tanz oder Live Band und am Nachmittag Hausbesuche von Freunden und Familie.

Anders als in Deutschland wird Weihnachten nicht intim und im kleinen Kreis gefeiert, sondern mit allen ein Bisschen. Zu meiner Gastfamilie kamen vor allem viele Freunde, viele auch muslimisch, was mich überrascht hat. Ich bin dann auch noch spontan mit einer Freundin ins Kino gefahren.

Es war sehr spannend, Weihnachten mal auf eine ganz andere Art und Weise zu feiern. Doch auch trotz all der Unterschiede ist es im Grunde immer noch ein Fest der Liebe, welches man mit Freunden und Familie feiert.    

 

Ein ganz anderes Thema, welches mich noch beschäftigt, ist das Zusammenleben von Muslimen und Christen in Indonesien. Die Christen sind die Minderheit in Indonesien. Die Hauptreligion ist der Islam. Es gibt ebenfalls viele Hindus, vor allem auf Bali. Für die Leute hier ist es wichtig, dass man eine Religion hat, nicht unbedingt, welcher man angehört. Wenn ich erzähle, dass in Deutschland die meisten Menschen gar nicht oder nur kaum an Gott glauben, sind die meisten sehr verwundert und können das nicht wirklich verstehen.

Im Alltag gibt es, so weit ich das mitbekommen habe, keine Konflikte zwischen den Religionen; man lebt mit einander und neben einander. Alle haben Freunde und manchmal auch Familie beider Religionen. Man respektiert einander. Wenn im Kindergarten an der christlichen Schule gebetet wird, dann betet die muslimische Lehrerin ihr eigenes muslimisches Gebet. So einfach. Grade bei der heutigen Situation in Deutschland finde ich, dass wir uns davon eine Scheibe abschneiden könnten.

Ich habe in der Zeit hier in Indonesien viel über den christlichen Glauben, Religion im Allgemeinen und meinen persönlichen Glauben gelernt und bin mir sicher, dass ich auch in den letzten Monaten noch mehr lernen werde.

info_outline
Kindergottesdienst (Foto: EMS/Richter)
Kindergottesdienst (Foto: EMS/Richter)
info_outline
Die Moschee Al-Alam. Sie steht auf dem Wasser in der Bucht von Kendari. (Foto: EMS/Richter)
Die Moschee Al-Alam. Sie steht auf dem Wasser in der Bucht von Kendari. (Foto: EMS/Richter)