Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Jugendgottesdiest zu Thema „Kultur“. Die Jugendlichen tragen die traditionelle Kleidung ihres Volkes. (Foto: EMS/Richter)
Jugendgottesdiest zu Thema „Kultur“. Die Jugendlichen tragen die traditionelle Kleidung ihres Volkes. (Foto: EMS/Richter)
08. Dezember 2018

Traditionen und Feste in Indonesien

Milena

Milena

Indonesien
hilft bei der Kinder- und Jugendarbeit mit
zur Übersichtsseite

Die Traditionen aus Indonesien in einem Text zusammen zufassen ist unmöglich und ich möchte es auch gar nicht versuchen. Ich werde einfach von denen berichten, die ich miterleben durfte und die mir in den letzten Monaten aufgefallen sind.

Genauso wie das Essen in Indonesien sind auch die Traditionen und Feste von Region und Familie abhängig. Das liegt daran, dass Indonesien nicht aus einer Bevölkerungsgruppe, sondern aus ganz verschiedenen Völkern besteht. Es gibt unterschiedliche Sprachen, traditionelle Kleidung und Feste. Dazu gibt es dann noch die verschiedenen Religionen, die auch wiederum eigene Feiertage und Gepflogenheiten mit sich bringen. Über Religion möchte aber noch einen eigenen Blogeintrag schreiben. Auch ohne die religiösen Traditionen gibt es bereits genug zu erzählen.

Trotz der vielen unterschiedlichen Traditionen gibt es auch Gemeinsamkeiten. Da wäre zum einen die gemeinsame Sprache Bahasa Indonesia, die hier alle sprechen. Für die meisten ist es die Muttersprache. Viele der jungen Leute können ihre traditionelle Sprache nichtmehr oder nur noch sehr wenig sprechen.

Allgemeine Gepflogenheiten, die mir aufgefallen sind, sind verschiedene Höflichkeitsformalitäten. Wenn man an sitzenden Personen direkt vorbei geht, streckt man den zur sitzenden Person gewandten Arm nach unten und geht etwas gebückt. Wenn eine jüngere Person eine ältere Person verabschiedet, tut sie das, indem sie deren Hand an die Stirn oder Wange legt. Das gilt sowohl in der Familie als auch bei Schülern und Lehrern. Beide Gesten sind Zeichen von Respekt.

Neben den Traditionen, die ich hier neu kennengelernt habe, gibt es auch welche, wo mir aufgefallen, dass es sie in Deutschland nicht gibt. Zum Beispiel wird hier in Indonesien nicht so etwas wie „Gesundheit“ gesagt, wenn jemand niest. Auch die Sache mit der Pünktlichkeit und Plänen ist hier so eine Sache. In Deutschland bin ich eine sehr pünktliche Person und bin meisten 5 Minuten früher da. Hier kommt es auch schon mal vor, dass man zu Verabredungen 3 Stunden zu spät kommt. Auch Pläne werden häufig geändert und über den Haufen geworfen. Wenn man nach Indonesien reisen will, sollte man also Geduld einpacken.

Die Traditionen des eigenen Volkes sind sehr wichtig für Viele und werden durch traditionelle Kleider und Kirchenlieder in den jeweiligen Sprachen erhalten. Zur Weihnachtszeit gab es zum Beispiel einen Gottesdienst extra für Leute aus Toraja. Auch ein Jugendgottesdienst drehte sich um das Thema. Hier trugen die Jugendlichen jeweils ihre traditionelle Kleidung.

Die Bevölkerungsgruppe, die in Kendari und Umgebung stammt sind die Tolaki. Dennoch sind viele Leute die hier wohnen, nicht Tolaki. Ich durfte bereits einen traditionellen Tolaki Tanz bei einer Hochzeit sehen, genau so wie die traditionelle Kleidung.

Ebenso durfte ich bei einer traditionellen Verlobung dabei sein. In diesem Fall musste die Familie des zukünftigen Ehemannes der Familie der Braut eine vorher vereinbarte Summe an Geschenken bringen. Dazu gehörten Töpfe, Vasen, Geschirr und Sarongs (große Allzwecktücher) und auch Geld. All das wurde dann nochmal von der Familie der Braut genauestens abgezählt. Danach wurde noch verhandelt wann und wo die Hochzeit stattfinden würde.

Auch auf Hochzeiten war ich bereits ein paar Mal. Anders als in Deutschland, werden in Indonesien alle Leute eingeladen, die das Brautpaar kennt. Das sind dann schon mal ein paar 100 Leute. Die Zeremonie selber habe ich bis jetzt nur bei einem christlichen Paar miterlebt. Es war eigentlich ein ganz normaler Gottesdienst, bei dem das Paar zwischendurch getraut wurde. Danach wurde noch gegessen. Die „Hochzeitpartys“ sind in Indonesien noch größer und ganz anders als in Deutschland. Das Brautpaar sitzt vorne auf einer Art Thron und jeweils rechts und links die Eltern. Alle Gäste gehen einmal an ihnen vorbei und schütteln die Hände und machen Fotos. Ansonsten sitzen die Gäste im „Publikum“ und essen. Meisten bleibt man auch nur so 45 Minuten. Häufig gibt dann noch ein „Souvenir“, z.B. einen Fächer.

Auch bei Beerdigungen werden mehrere 100 Leute eingeladen und ein Gottesdienst gefeiert. Gruppen, denen der Verstorbene angehörte, kaufen zur Beerdigung eine Art Gedenktafel, die sehr bunt gestaltet ist. Christen tragen zur Beerdigung dennoch schwarz.

Das Thema Traditionen ist sehr wichtig für Leute in Indonesien und viele bedauern, dass sie immer mehr verloren gehen. Gerade deswegen werden immer mehr Maßnahmen getroffen, um sie zu erhalten. Ich bin sehr froh einen Einblick in die komplexe und vielseitige Kultur Indonesiens bekommen zu dürfen und freue mich jeden Tag mehr zu erfahren.

info_outline
Gäste bei einer Hochzeit (Foto:EMS/Richter)
Gäste bei einer Hochzeit (Foto:EMS/Richter)
info_outline
Bunte Gedenktafeln bei einer Beerdigung (Foto: EMS/Richter)
Bunte Gedenktafeln bei einer Beerdigung (Foto: EMS/Richter)