
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Meine ersten Erfahrungen mit Hinduismus
Nach mittlerweile fast drei Monaten auf Bali fühle ich mich mit jedem Tag noch wohler und habe meinen Platz hier gefunden.
Im Kinderheim gebe ich weiterhin Englisch und Yoga-Unterricht und helfe aber zudem seit einiger Zeit viel im Büro mit, update unsere Website, habe ein Video des Kinderheims gedreht und geschnitten und kümmere mich um kleinere Dinge wie die Profile der Kinder auf den neusten Stand zu bringen.
Die Heimleiterin Ibu Endang gibt mir sehr viel Freiraum, was toll ist, da ich dadurch auch schon mehrere Projekte selbst ins Leben rufen konnte, wie zum Beispiel einen Ausflug mit allen Kindern zu organisieren oder woran ich gerade arbeite, ist eine Weihnachtsgeschenke-Aktion zu planen.
Mein persönliches Highlight in den letzten Wochen war, dass ich eine balinesische Freundin von mir mit in ihr Heimatdorf begleiten durfte, um dort an der hinduistischen Zeremonie „Galungan“ teilzunehmen.
Wir haben dort zwei Nächte übernachtet, was mir einen tollen Einblick in das Dorfleben sowie den Hinduismus ermöglicht hat.
An Galungan wird die Schöpfung der Welt gefeiert. Diese wurde nach hinduistischer Vorstellung vom höchsten Gott Sang Hyang Widi erschaffen. Dieser Gott besucht gemeinsam mit weiteren Göttern, sowie den bereits verstorbenen Verwandten die Tempel und Häuser der Familien, kommt also zu uns auf die Erde. 10 Tage später, am „Kuningan-Tag“, verlassen diese die Welt wieder.
Am Vortag des Feiertags haben wir gemeinsam mit ihrer Familie die Straßendeko, das sogenannte „Penjor“, hergerichtet. Das ist ein Bambusstamm, der mit dekorativen Palmenblättern geschmückt wird. Jede Familie stellt einen davon vor ihrem Haus auf. Am Galungan-Tag selbst wurden früh morgens noch die letzten Vorbereitungen getroffen, Opfergaben hergerichtet, Essen gekocht und natürlich hat sich auch jeder schick gemacht und die typisch balinesische Kleidung angezogen. Bevor wir dann in den großen Familientempel gegangen sind, wo sich alle Dorfbewohner versammeln (die alle auf irgendeine Art miteinander verwandt sind), haben wir noch im Haus der Familie gebetet. Die Art zu beten war für mich komplett neu und ich wusste auch nicht was auf mich zukommt als wir uns das erste Mal hingekniet haben, aber umso schöner war es, dass ich Teil haben durfte und ich empfand es als eine wunderschöne Erfahrung.
Das Beten kann man sich so vorstellen: Jeder hat ein kleines Schälchen aus Palmblättern mit bunten Blütenblättern darin vor sich. Dreimal nacheinander haben wir dann ein paar Blütenblätter zwischen die Fingerspitzen genommen und diese an unsere Stirn gehalten, um zu beten. Die Blütenblätter steckten wir uns dann in die Haare und hinter die Ohren. Anschließend kommt der „Leiter des Gebets“ zu jedem einzelnen und gibt jedem dreimal nacheinander heiliges Wasser in die Hände, welches dann getrunken und dann auf den Kopf geträufelt wird. Als Zeichen dafür, dass wir gebetet haben, haben wir uns dann Reiskörner auf die Stirn und zwischen die Schlüsselbeine geklebt. Diese Ritual wird dann in verschiedenen Bereichen des Tempels wiederholt.
Nachmittags haben wir dann Zeit mit der Familie verbracht und viele Snacks gegessen, die Teil der hinduistischen Opfergaben sind, welche nach der Zeremonie gegessen werden.
Die drei Tage, die ich im Heimatdorf meiner Freundin verbringen durfte, waren eine unglaublich tolle Erfahrung und es war sehr interessant mehr über Hinduismus zu erfahren, da es die meist verbreitete Religion auf Bali ist und sie mir im Alltag oft begegnet, ich aber davor nicht viel darüber wusste.
Im Kinderheim beginnen jetzt schon die ersten Weihnachtsvorbereitungen; Lieder werden eingeübt, balinesische Tänze einstudiert, usw.
Liebe Grüße aus Bali

