Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Merry Christmas and a happy New Year!
Warme Weihnachten und Silvester unter Palmen
Wie versprochen kommt hier der Bericht über warme Weihnachten und Silvester am Strand. Hört sich erstmal merkwürdig an, was? Nun ja, so schlimm war es dann doch nicht. Der letzte richtige Tag im Asha Bhavan, der 22.12., war für mich recht stressig, denn Riya war schon in den Ferien bei ihrer Familie, zwei Mitarbeiterinnen konnten wegen Windpocken nicht kommen und der Rest musste in der Küche helfen. Also war ich mit den Schülerinnen auf mich allein gestellt, was mich schon leicht überforderte und die Weihnachtsstimmung, die bis dahin aufgekommen war, vollends über den Haufen warf. Zudem musste ich noch packen für die zwei Wochen Ferien… die Stimmung entspannte sich aber am Nachmittag, an dem wir Kuchen essend unten in der Halle saßen und auf die Ferien warteten.
Schließlich machte ich mich auf zu meiner Direktorin, wo ich die Weihnachtsfeiertage verbringen wollte. Am nächsten Tag fand dann unsere kleine aber feine Weihnachtsfeier statt. Mit dem Schulbus fuhren die Schülerinnen und Lehrerinnen zu zwei ehemaligen Schülerinnen nach Hause, wo einige Weihnachtslieder gesungen und ordentlich Kuchen gefuttert wurde. Überhaupt habe ich festgestellt, dass was bei uns in der Weihnachtszeit Plätzchen sind, hier „Plumcake“ ist, ein Kuchen mit kandierten Obststücken im Teig. Bei meiner Direktorin gab es dann abschließend ein festliches Mittagessen, was aus den gleichen Komponenten bestand wie jedes Festessen bis jetzt: gebratener Gemüsereis, Hühnchencurry, Salat in Jogurtsoße und diverse Chutneys und Pickles. Und ja, ein Eintrag zum Essen kommt noch irgendwann, keine Sorge. Als das ganze Essen vorbei war, konnten wir uns auf Heiligabend freuen. Ich musste noch einmal, wie schon am Tag zuvor, zur Probe des Kirchenchors, weil ich dort am nächsten Tag ein kleines deutsches Weihnachtslied vortragen sollte.
Der Heiligabend Gottesdienst war dann ein echtes Highlight. Er war ähnlich zu dem in Deutschland, nur dass er doppelt so lang war und die Kirche nicht annähernd so vollgestopft wirkte wie bei uns zu Hause immer. Und vor allem gab es ganz viel Musik, die mich urplötzlich und vollkommen in Weihnachtsstimmung versetzte. Ich habe an diesem Abend festgestellt: Man braucht keine kalten Temperaturen, keine Plätzchen und noch nichtmal einen schönen Weihnachtsbaum mit Bescherung, solange man sich mit anderen zusammen durch Musik über die Geburt Jesu freuen kann. Mein kleines Lied trug ich ohne Stolperer vor und bekam als Dank sogar noch eine schöne Vase geschenkt. Wieder bei meiner Direktorin angekommen, wurde ich angehalten doch so schnell wie möglich schlafen zu gehen, denn am Morgen wollten wir in den fünf Uhr Gottesdienst gehen. Das gestaltete sich allerdings gar nicht so leicht, da mindestens bis Mitternacht gnadenlos geböllert wurde, man hätte meinen können wir hätten unbemerkt eine Woche übersprungen und es sei doch schon Silvester. So wachte ich am Morgen nach vier wirklich sehr erholsamen Stunden Schlaf auf und es ging wieder ab in die Kirche, diesmal war es eher ein normaler Gottesdienst. Was ich bemerkenswert fand war, dass sowohl an Heiligabend, als auch am Weihnachtstag Kerzen auf die Grabsteine auf dem Friedhof gestellt wurden und so Leute ihren verstorbenen Verwandten auch frohe Weihnachten wünschten. Auch als wir am Weihnachtsmorgen nach Hause kamen wurde ich von einer unbekannten überrascht: bevor überhaupt an Frühstück zu denken war, schnitten wir einen Kuchen an und aßen jeder ein Stück, mit den Worten: „Happy Birthday Jesus“. Ob das jetzt ganz ernst gemeint war oder nicht wurde nicht ganz klar, doch eigentlich macht es ja schon Sinn den Geburtstagsbrauch auch an Weihnachten durchzuführen. Der Rest des Tages wurde, wie bestimmt überall an Weihnachten, gefaulenzt und von meiner Seite Schlaf nachgeholt. Denn am nächsten Tag machte ich mich schon auf nach Goa!
Goa ist ein kleines Bundesland an der Westküste Indiens, das einmal eine portugiesische Kolonie war, jetzt aber als DAS Reiseziel für Leute, die am Strand feiern wollen bekannt ist. Und es ist wohl schon so eine kleine Tradition der EMS Freiwilligen dort Silvester zu verbringen, also konnten wir uns das natürlich auch nicht entgehen lassen! Nach der Reise in einem Bus, zwei Zügen und einer Auto Rikscha kam ich mit Natalie und Clara am 27. morgens in Old Goa an, bekannt für die vielen Kirchen und Kathedralen in portugiesischem Baustil. Dort wurden wir erstmal von großen Gruppen osteuropäisch aussehender Touristen überrascht, die schon um sieben Uhr morgens die Kirchen unsicher machten. Zum Glück konnten wir uns auf einen kleinen, abgeschiedenen Hügel retten und dort bei wunderschöner Aussicht unser Traveller Frühstück in Form einer Packung Kekse genießen (Mama wäre stolz auf mich!). Nach einer Fahrt in drei weiteren Bussen waren wir dann endlich an unserem Ziel angekommen, einer freundlichen Pension im kleinen Strandort Anjuna. Die nächsten Tage wechselten wir ab zwischen Sightseeing, am Strand in der Sonne braten und dem Kauf unendlich vieler Souvenirs auf einem großen Markt.
Am 28. stießen dann noch Paula, Johanna und Christina, eine Freiwillige aus Österreich, zu uns. Und auch in Anjuna spürten wir, dass wirklich viele russische Touristen Goa für sich entdeckt haben mussten: Zweimal wurden wir für Russen gehalten, einmal sogar auf Russisch angesprochen und alle Restaurants hatten sowohl englische als auch russische Schilder. Aber wir waren ja schließlich auch Touristen, also durften wir uns nicht beschweren. Und andere Deutsche waren natürlich auch zu finden. An Silvester waren wir dann schließlich zu acht in unserem Viererzimmer mit sechs Betten, weil Kathi und ihre Schwester noch dazukamen. Wir gingen an den Strand, schon an die vielen dubiosen Gestalten gewöhnt, die uns auf dem Weg dorthin jede Droge der Welt andrehen wollten, und warteten dort auf das neue Jahr. Ein paar Laternen, die wir um Mitternacht fliegen ließen und das Feuerwerk am Strand rundeten das Ganze ab. Eigentlich fühlte es sich nicht richtig wie Silvester an für mich, und auch noch ein paar Tage später konnte ich noch nicht glauben, dass wir in 2017 waren, doch schön war es! Ein bisschen getanzt wurde auch noch, aber nur ein bisschen ;) Schließlich mussten wir am nächsten Tag schon wieder weiter, weil uns noch eine Nacht in unserer Unterkunft zu teuer gewesen wäre… aber alles in allem war unser Urlaub echt gelungen und es war wie immer ein Highlight die anderen Freiwilligen wiederzusehen und uns über unsere Erlebnisse auszutauschen.
Für mich ging es dann noch ein paar Tage nach Gadag zu Johannas Einsatzstelle, aber dazu später mehr. Dieser Blogeintrag ist so schon lang genug! Jetzt bin ich wieder in Kottayam und schon in gut drei Wochen geht es wieder auf die Reise… Ich freue mich schon auf alles was 2017 bereit hält und hoffe, dass es auch für jeden Einzelnen von euch ein tolles Jahr wird!