
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Erste Eindrücke und ein drohender Vulkanausbruch
Und schon neigt sich mein erster Monat auf Bali dem Ende zu...
Die Zeit hier vergeht unglaublich schnell, da jeden Tag neue Eindrücke und Situationen auf mich zukommen, die zu meistern sind. Anfangs haben mich diese ganzen neuen Eindrücke ziemlich aus der Bahn geworfen und ich hatte mit einem Kulturschock zu kämpfen. Der scheinbar ungeregelte Tagesablauf, der verrückte Verkehr auf den Straßen, die andere Mentalität der Menschen und noch so viel mehr haben mir die Vorstellung hier 6 Monate zu leben unmöglich erscheinen lassen.
Zum Glück war ich in dieser anfänglich schwierigen Phase jedoch nicht alleine, sondern verbrachte gerade das Orientierungsseminar mit den anderen 5 Indonesienfreiwilligen auf Bali mit der Organisation Bali Church (MBM). Während dieser Woche konnten wir neben ein bisschen Touri-Programm unsere Indonesisch Sprachkenntnisse verbessern, wurden über die lokalen Krankheiten aufgeklärt und bekamen sogar Roller-Fahrstunden, in denen wir unserer Mentorin, Irene, des Öfteren ziemliche Angst einjagten :)
Mittlerweile ist meine Gefühlslage das komplette Gegenteil von der ersten Woche. Zum einen habe ich mich an das "Ungeregelte" größtenteils gewöhnt und es auch sehr zu schätzen gelernt und zudem fühle ich mich vor allem in meiner Einsatzstelle total wohl und genieße die Zeit so sehr. Die Menschen hier sind so nett und gastfreundlich. Egal ob auf der Straße, auf dem Markt oder im Café, tragen sie ein Lächeln im Gesicht und ich habe sogar schon mehrmals eine Einladung zu der Person nach Hause zu kommen.
Nun aber zu meiner Einsatzstelle. Das Kinderheim, in dem ich untergebracht bin ist in der kleinen Stadt Bangli, welche im Gegensatz zum touristischen Süden Balis noch sehr ursprünglich ist und den balinesischen Charme in sich trägt. Balinesischer Charme im Sinne von der Architektur, den vielen Tempeln, der traditionellen Kleidung und der Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Nicht vieles läuft nach einem festen Plan ab, wie ich es aus Deutschland gewöhnt bin, was zugegebenermaßen eine ziemliche Umstellung war, aber eigentlich total cool ist.
In dem Kinderheim leben derzeit knapp 30 Kinder im Alter von 9-19 Jahren. Die meisten wohnen hier, um in die Schule gehen zu können, da ihre Familien in Dörfern wohnen, wo der Weg zur Schule zu lang wäre. Am meisten gefällt mir jedoch bisher die tolle Gemeinschaft unter den Kindern und auch der Heimleiterin, Ibu Endang, zu der ich auch schon gehöre. Die Kinder helfen sich alle gegenseitig, verbringen auch ihre Freizeit zusammen und es herrscht eine gute Atmosphäre. Das Gemeinschaftsgefühl ist besonders stark, wenn wir unsere abendliche Andacht vor dem Essen im Gemeinschaftsraum halten und zusammen singen und beten. Das ist immer richtig schön.
Meine Aufgaben sind bisher morgens im Kindergarten auszuhelfen und dann mittags Zeit mit den Kindern des Kinderheims zu verbringen, Englisch und Yoga-Stunden zu geben und des Öfteren auch Ibu Endang, die Heimleiterin, zu Meetings oder zu Besuchen in Dörfern zu begleiten. Meine Tätigkeit macht mir total viel Spaß und durch die Möglichkeit Ibu Endang ab und zu begleiten zu dürfen, konnte ich auch schon viele verschiedene Seiten Balis sehen.
Zurzeit befindet sich Bali in einer sehr angespannten Phase, da der Vulkan "Mount Agung" nach über 50 Jahren wieder aktiv ist und alle Faktoren dafür sprechen, dass er bald ausbrechen wird. Der Vulkan ist 20 km von Bangli entfernt und die Leute hier sehen es noch sehr entspannt, allerdings wurden im Umkreis von 12 km des Vulkans alle Menschen bereits evakuiert. Ich durfte vor ein paar Tagen schon helfen Essen für die Menschen in den Flüchtlingslagern zu kochen und habe gestern gemeinsam mit lokalen Helfern ein Lager besucht, um mit den Kindern zu spielen, mit den Menschen zu reden und entspannende Gesichtsmassagen für die Frauen anzubieten. Das war eine tolle Erfahrung, aber natürlich auch nicht einfach direkt mit dem Schicksal der betroffenen Menschen konfrontiert zu werden, da teilweise neugeborene Babies oder sehr alte Menschen dabei waren, für die so ein Ereignis nochmal um einiges anstrengender und aufwühlender ist. Ich bin gespannt wie sich die Lage weiterhin entwickelt.
