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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Verschiedene Gerichte, die ich hier zu Essen bekomme. (Foto: EMS/Saecker)
Verschiedene Gerichte, die ich hier zu Essen bekomme. (Foto: EMS/Saecker)
09. November 2019

Immer nur Reis - Ist das nicht langweilig?

Magdalena

Magdalena

Indien
unterstützt ein Mädchenheim
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Chaalu!

Genug! Es reicht! Das war mit das erste Wort, das ich auf Telugu gelernt habe, denn beim Essen spielt es eine nicht unbedenkliche Rolle. Es wird sehr darauf geachtet, dass man genug isst, oft auch mehr als genug. Manchmal, wenn ich nicht aufpasse, wird mir ohne dass ich es bemerke noch mehr Essen auf meinen Teller manövriert. Das einzige was immer funktioniert ist die Hände über den Teller zu halten, denn das verstehen alle, egal welche Sprache sie sprechen. Deshalb ist das Wort Chaalu auch wichtig, denn das bedeutet "genug".

Ist es nicht langweilig jeden Tag Reis zu essen? Wie scharf ist das Essen? Was genau gibt es eigentlich zum Essen? Diese Fragen und viele mehr versuche ich in diesem Beitrag über das sehr interessante Thema Essen zu beantworten. Allerdings beziehe ich mich damit nur auf das Essen hier vor Ort, denn es gibt sehr große Unterschiede in den verschiedenen Regionen. Vor allem unterscheidet es sich sehr in Süd- und Nordindien.

Der wohl größte Unterschied, der für ganz Indien gilt, ist, dass man mit der Hand isst. Ich weiß noch genau, wie ungewohnt und komisch das für uns Freiwillige in den ersten Tagen beim Seminar war. Trockene Sachen sind kein Problem, die isst man ja sonst auch manchmal mit der Hand, zum Beispiel Chips, Crêpes oder Pommes. Aber Reis mit einem Curry mischen ist dann nochmal eine andere Angelegenheit. Zum einen muss man erst einmal eine Methode entwickeln, wie man am besten den Reis zum Mund manövriert ohne dass er dabei runterfällt oder man seine komplette Hand in den Mund nehmen muss. Und wie soll man denn ein Chapati mit einer Hand zerteilen? Aber da wir nicht allein beim Essen waren, konnten wir dann einfach beobachten und so gut es geht nachmachen. Man formt seine Hand löffelartig und schiebt dann mit dem Daumen den Reis in den Mund. Jetzt habe ich mich vollkommen daran gewöhnt. Es ist sogar schon komisch, wenn ich deutsches Essen koche und das dann mit Besteck esse. Aber warum nur mit der rechten Hand essen? Die linke Hand gilt als unrein und wird zum Beispiel beim Toilettengang zum Säubern benutzt. Es gibt kein Klopapier, sondern immer einen Eimer Wasser, das man zum Waschen benutzt. Was mich ein bisschen stört, ist, dass man sich zwar vor dem Essen die Hände wäscht, aber nur selten mit Seife.

Reis mit Curry. Das gibt es tatsächlich jeden Tag für mich, aber zum Glück nicht den ganzen Tag. Auf das Frühstück freue ich mich immer am meisten, denn da gibt es am meisten Variation. Oft gibt es Poori, ein frittierter Teigfladen mit Kartoffel-Curry. Das schmeckt sehr gut und ist auch nicht wirklich scharf. Mein Lieblingsfrühstück ist Dosa mit Erdnuss-Chutney. Dosa wird aus Reis und Urbohnen hergestellt. Aus den gleichen Zutaten besteht Idly, was ich jedoch nicht sehr gerne esse, da Idly ohne Curry nach nichts schmeckt. Ein anderes Gericht zum Frühstück ist Upma. Das ist eine Art Grießbrei mit Zwiebeln, Currybättern, Gewürzen und Erdnüssen. Ähnlich dazu ist Semya Upma. Das ist dasselbe, wie Upma. Anstatt dem Grießbrei benutzt man aber kleine Nudeln. Zum Mittagessen gibt es dann immer Reis mit einem Curry, zum Beispiel Zwiebel-Ei oder Bohnen und ein Omelett oder ein gekochtes Ei dazu. Abends gibt es circa jeden dritten Abend Chapati. Das ist ein Fladenbrot, mit dem man dann ein Curry isst. Die Mädels im Hostel bekommen eigentlich immer Reis, also zu allen Mahlzeiten. Nur manchmal gibt es Idly zum Frühstück. Sie bekommen auch oft kein Curry zum Reis, sondern Dal, das ist eine Art Suppe, die aus Linsen und anderen Zutaten besteht. Diese Mahlzeit gibt es sehr häufig, da Reis und Dal sehr billig sind. Ich persönlich mag es aber nicht so sehr und bin sehr dankbar, dass ich sehr gutes Essen bekomme, weil ich weiß, dass andere Freiwillige es da nicht so guthaben.

Sonntags gibt es dann für alle Hühnchen-Curry, auch für die Mädchen. Aber auch da war ich anfangs sehr überrascht, da das geschnetzelte Hühnchen Knochen enthält und ich das erste Mal genüsslich hineingebissen habe. Seitdem entferne ich das Fleisch immer von den Knochen und Knorpeln bevor ich es esse, aber das ist manchmal sehr nervig mit nur einer Hand. Seltener gibt es zum Reis auch Quark. Das schmeckt sehr gut, auch zusammen mit einem Curry. Sobald man Quark gegessen hat, ist das Essen dann auch offiziell beendet. Also auch eine Methode zu sagen, dass man genug hat.

Auch das Gemüse hier ist sehr anders als in Deutschland. Es gibt Gemüsesorten, von denen ich zuvor noch nie gehört habe. Okra, Drumsticks (Früchte von einem Meerrettichbaum) und Tindola gehören zum Beispiel dazu. Auch manche Obstsorten sind anders. Die Bananen sind zum Großteil sehr klein, es gibt Zimtäpfel, Guaven, Papaya und auch Drachenfrüchte sieht man sehr oft. Anfangs wusste ich teilweise gar nicht, was ich da esse, da ich die ganzen Namen nicht kannte.

Die Schärfe hält sich in Grenzen. Entweder habe ich mich schon daran gewöhnt oder das Essen ist hier einfach nicht so scharf, wie alle behaupten. Gewürzt wird mit einer Ingwer-Knoblauch Paste, Masala, ganze Chillies, ein Gewürz das einfach „spicy powder“ heißt, Tamarinde, Kreuzkümmel und Salz. In fast jedem Curry findet man ganze Curryblätter und diverse Samen.  

Beim Kochen allgemein und der Küchenausrüstung fällt auf, dass sehr viel mit dem Gasherd gekocht wird. Das ist sehr viel billiger, als mit Strom zu kochen. Für die Mädchen wird auf dem Feuer gekocht, weil die großen Töpfe sehr viel Energie brauchen. In der Küche findet man einen Mixer, um Masala und Ingwer-Knoblauch Paste herzustellen und einen Chapatimaker, also ein Brett und ein Wellholz. Außerdem ein Topfaufsatz, um Idli zu machen, eine flache Pfanne für Chapati und einen Wok. Oft gibt es keinen Kühlschrank, da man alle Zutaten frisch vom Mark kauft.

Sehr begeistert bin ich von den Snacks, die man ab circa 17 Uhr überall an den Straßenecken für sehr wenig Geld erwerben kann. Dazu gehört zum Beispiel Samosa. Das sind frittierte Teigtaschen gefüllt mit Zwiebeln und Chillies. Diese Woche habe ich Paanipoori kennengelernt (siehe Foto). An so einem Stand bekommt man einen kleinen Teller mit geschnittenen Zwiebeln, dann werden die frittierten Teigbällchen eingedrückt, mit der orangenen Füllung gefüllt und mit warmem Wasser aufgefüllt. Dann macht man etwas Zwiebeln rein und nimmt es komplett in den Mund. Für circa 10 ct bekommt man sieben Bällchen nach und nach auf seinen Teller. Ein anderer Snack ist frittierter Teig mit Erdnuss-Chutney und frittierte Chillies.

Das Essen insgesamt spielt eine sehr große Rolle. Ich werde andauernd gefragt, ob ich schon gegessen haben und wenn ja, welches Curry. Ich weiß nicht genau warum, aber ich vermute, dass das sehr im Zusammenhang mit der Gesundheit steht. Sobald man krank ist, gibt es eine Vielzahl an Dingen, die man dann nicht mehr essen darf. Wenn man Fieber hat ist das zum Beispiel Fleisch, Fisch und Eier, bei Erkältung, Trauben und Tamarinde. Bei Magenproblemen sollte man Reis mit Quark und Bananen essen.

Auch bei den Getränken gibt es einiges zu Entdecken. Zum einen der indische Chai. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass das eine besondere Teesorte aus Indien ist, da man die in Deutschland trinken kann. Deswegen habe ich mich am Anfang auch sehr gewundert, wann es denn endlich mal den berühmten Chai Tee gibt, bis ich verstanden habe, dass Chai einfach das Wort für Tee ist. Meistens ist es schwarzer Tee, der mit einer Hälfte Wasser und einer Hälfte Milch aufgekocht und mit seeehr viel Zucker getrunken wird. Was auch sehr gut schmeckt sind diverse Fruchtsäfte, die an den Straßenrändern frisch zubereitet werden. Vor allem Zuckerrohrsaft findet man sehr häufig und auch Saft aus Orangen, die hier übrigens außen grün sind. Ein anderes Getränk ist „fresh lemon soda“, das es als süße, salzige oder Masala Version gibt. Wie es genau hergestellt wird, weiß ich nicht, aber ich trinke es sehr gerne, vor allem in Restaurants.

Das war es erstmal zum Thema Essen, ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben. Wie ihr an der Länge des Blogs seht… Nein es wird nicht langweilig. Es gibt immer neue Dinge zu entdecken. Falls ihr ein paar Rezepte ausprobieren wollt, dann schaut beim Blog von Valerie vorbei.

Viele Grüße

Magdalena

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Zum Frühstück gab es Idly für alle. (Foto: EMS/Saecker)
Zum Frühstück gab es Idly für alle. (Foto: EMS/Saecker)
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Paanipoori, meinen neuen Lieblingssnack, kann man an jeder Straßenecke kaufen. (Foto: EMS/Saecker)
Paanipoori, mein neuer Lieblingssnack kann man an jeder Straßenecke kaufen. (Foto: EMS/Saecker)