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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Auf dem Weg zum Picknick mit dem Daycare Center. (Foto: EMS/Saecker)
Auf dem Weg zum Picknick mit dem Daycare center. (Foto: EMS/Saecker)
05. Dezember 2019

Kleidung, Einkaufen und die Vorweihnachtszeit

Magdalena

Magdalena

Indien
unterstützt ein Mädchenheim
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Hallo zusammen,

Mit diesem Blogeintrag möchte ich versuchen euch den doch ein bisschen anderen Alltag ein bisschen näher zu bringen. In der letzten Woche habe ich sehr viel Zeit auf dem Markt/Einkaufsstraße in Khammam verbracht. Viele Mädchen im Hostel bekommen von ihren Paten in Amerika etwas Geld zu Weihnachten. Deswegen geht Hema immer mit ein bis drei Mädchen und deren Eltern einkaufen. Der Basar liegt ca. 20 Minuten vom Hostel entfernt und wir laufen immer in der prallen Sonne dorthin. Bei uns ist es tatsächlich etwas kühler geworden mit kalten 28°C - 30°C um die Mittagszeit. Die Straße und die vielen Seitengassen sind voll von Menschen und sehr belebt. Überall hört man das Hupen, Musik, Autos und viele andere undefinierbare Geräusche. Zuerst geht es dann zu einem der vielen Shops, die Kleider verkaufen. Diese kosten meistens um die 10€. Bis die Kleider ausgesucht sind dauert es meistens mehr als eine Stunde. Dann werden Schuhe und ein Rucksack gekauft. Schulbücher, Hefte, Stifte und Küchenutensilien für die Familie kommen dann später. Falls noch etwas Geld übrig ist kaufen die Mädchen Kleider für ihre Geschwister. Der ganze Einkauf dauert oft gute vier Stunden oder länger. Im Hostel werden dann Bilder von den Einkäufen und den Mädchen gemacht und sie schreiben einen Dankesbrief an ihre Paten.

Ich habe dann selbst ein paar Einkäufe gemacht, da ich angefangen habe Nähen zu lernen. Es ist sehr anders als in Deutschland. Die meisten gehen hier nicht in den Supermarkt, da der vergleichsweise teuer ist. Dafür gibt es unzählige Shops, in denen man viele verschiedene Dinge bekommt. Meinen Stoff kaufe ich in einem Laden, in dem man wirklich jeden Stoff findet. Sobald man reinkommt, setzt man sich auf den Boden und bekommt verschiedene Stoffe gezeigt. Für einen Meter Baumwolle zahlt man zwei Euro und für Kunstfaser einen Euro pro Meter. Dann habe ich mir eine Stoffschere in einem Shop gekauft, Faden in einem andern, Gummiband in wieder einem anderen und Reißverschlüsse auch in einem anderen Shop. Es ist oft sehr verwirrend, wo ich genau das bekomme, was ich brauche, da man den Shops von außen nicht wirklich ansieht was sie verkaufen. Aber alle die ich bisher auf der Straße gefragt habe, helfen mir immer gerne und sind bemüht, dass ich das bekomme, was ich suche. Manchmal werde ich dann auch von Fremden beim Einkaufen begleitet. Mir macht es echt Spaß dort einkaufen zu gehen, die Menschen zu beobachten und immer wieder neue Dinge zu entdecken. Deswegen komme ich meistens mit, wenn die Kinder einkaufen gehen, einfach weil es spannend ist.

Auch die Kleider werden nicht in großen Geschäften gekauft. Für einen Sarre kauft man sich erst einen Grundstoff, dann Stoff für die Bluse und einen Unterrock. Das alles bringt man dann zum Schneider und für einen einfachen maßgeschneiderten Sarre zahlt man am Ende zehn Euro. Generell kann man sich alles schneidern lassen, was man haben möchte. Aber es gibt auch große Geschäfte und Malls. In meinem Umfeld gehen aber die meisten dort nicht einkaufen, da es verhältnismäßig teuer ist, aber ich habe ein paar Freunde, die das machen.

Die traditionelle Kleidung ist für die Frauen der Saree und für die Männer ein Rock. Mit der ersten Periode fangen die Mädchen an einen Half-Saree oder auch einen normalen Saree zu tragen. Ein Sarre besteht aus einer Bluse, einem Unterrock und einem circa 5 m langen Stoff. Der wird dann nach einer speziellen Art gefaltet und gewickelt und mit drei Sicherheitsnadeln befestigt. Das Ganze wird überwiegend von dem Unterrock gehalten, den man relativ fest bindet. Deswegen sind festliche beziehungsweise Sarees mit dickem Stoff für mich sehr unbequem, da man den Rock dann sehr eng binden muss.

Die traditionelle Kleidung für die Männer ist der Pancha oder Lungi. Das ist ein meist weißer Rock, der mit einem Hemd kombiniert wird. Vor allem beim Arbeiten auf dem Feld wird er gerne getragen, da er gemütlich und luftig ist.

Meine Generation trägt aber nur noch sehr selten die traditionelle, sondern eher westliche Kleidung. Ich persönlich finde die traditionelle Kleidung sehr schön und trage deswegen fast jeden Tag einen Saree.

Die Weihnachtszeit hat mit dem 25.11 und der Semi-Christmas Feier angefangen. Dort saß die ganze Kirche um ein großes Feuer herum und nach dem Gottesdienst folgte ein kulturelles Programm. Es wurden sehr viele Tänze aufgeführt und Lieder vorgesungen. Auch die Mädchen aus dem Hostel haben einen Tanz aufgeführt. Der Abend war sehr schön und ich habe einige Leute in meinem Alter kennengelernt, mit denen ich mich jetzt auch ab und zu treffe.

Auch sonst merkt man, dass alles langsam auf Weihnachten zugeht. Seit circa zwei Wochen üben wir schon die Tänze für die Weihnachtsfeier der Kirche, die am 17. Dezember stattfindet. Diese Woche haben wir dann auch angefangen das Krippenspiel zu üben, bei dem ich einen Hausbesitzer spielen werde. Auch mit der special school habe ich angefangen einen einfachen Tanz zu üben, was gar nicht so einfach ist, aber echt Spaß macht. Seit zwei Tagen stellen wir schon verschiedene Snacks her. Die kann man mit den Plätzchen bei uns vergleichen. Für mich war es ein bisschen schwer zu ertragen, zu sehen wie die Snacks hergestellt werden. Keiner hat sich die Hände gewaschen, es wird draußen gearbeitet, sodass auch mal Dreck in den Teig kommt und es ist insgesamt sehr unhygienisch. Aber die Snacks schmecken trotzdem sehr gut. Am ersten Tag haben wir 500 Snacks einer Sorte hergestellt. Ich bin gespannt, wie viele es insgesamt werden.

In den letzten Wochen war ich zweimal auf einem Picknick. Einmal mit der Sunday School und mit dem Daycare Center. Wir waren in einem Park am Waldrand, dort gab es eine schöne große Wiese und einen großen Spielplatz. Das waren, trotz Hitze, zwei echt schöne Tage. Am 18. Dezember fahre ich dann nach Bangalore auf eine Hochzeit, wo ich die anderen Freiwilligen treffen werde. Danach besuche ich Valérie für zwei Tage und fahre anschließend nach Goa. Dann fahre ich nach Mulki zu Janne und bleibe bis zu ihrem Geburtstag und komme dann am 7. Januar wieder zurück. 

Was mich gerade ein bisschen nervt, ist, dass ich mich nicht wirklich mit Freunden treffen kann. Ich habe in der Kirche ein paar Jugendliche kennen gelernt, mit denen ich mich gut verstehe, aber was das Treffen angeht ist die Einrichtung und Kirche sehr streng. Auch ist es hier nicht normal, dass ein Mädchen sich freundschaftlich mit Jungs trifft, von denen es hier sehr viele gibt, mit denen ich mich gut verstehe. Ich verstehe, dass sie sich sehr viele Sorgen machen, aber ich versuche trotzdem mich mit den Freunden zu treffen, um auch einen Einblick zu bekommen, wie Gleichaltrige hier leben.

Ich wünsche euch eine schöne Weihnachtszeit.

Viele Grüße

Magdalena

 

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Die traditionelle Kleidung, der Stoffhändler und die Einkaufsstraße. (Foto: EMS/Saecker)
Die traditionelle Kleidung, der Stoffhändler und die Einkaufsstraße. (Foto: EMS/Saecker)
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Weihnachtssnacks frittieren. (Foto: EMS/Saecker)
Weihnachtssnacks frittieren. (Foto: EMS/Saecker)