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Bibimbap (nach dem es gemischt wurde) (Foto: EMS/Zobel)
Bibimbap (nach dem es gemischt wurde) (Foto: EMS/Zobel)
21. März 2023

Zwischen fancy Restaurantessen und Kiosk-snacks

Christine

Christine

Südkorea
Kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit
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Und nun kommen wir zu dem Thema, was viele mit ultimativer Freude erfüllt, während ich davor sogar am meisten Angst hatte: Essen!!!

Ich will damit übrigens nicht sagen, ich hätte Angst vorm Essen. Ich mag essen. Essen ist wirklich toll, wenn es schmeckt. Doch ich weiß von mir selbst leider, dass ich ziemlich wählerisch sein kann, was das angeht. Und obwohl mir Freundinnen und Youtube-Videos immer wieder eingeredet haben, wie toll das Essen hier in Korea doch ist, war ich mir nicht so sicher, ob ich da der gleichen Meinungen sein würde.

Aber jetzt zur eigentlichen Frage: In wie fern ist das Essen hier denn anders als bei uns?

Der größte Unterschied scheint mir, dass oft dreimal am Tag warm gegessen wird, wobei es keine großen Variationen zwischen den einzelnen Mahlzeiten gibt. Als meine Geschwister und ich früh am 1. Januar, nach dem wir erfolgreich den ersten Sonnenaufgang bestaunt hatten, wieder in Richtung unsere Wohnungen gingen, liefen wir zum Beispiel an mehreren gut gefüllten Restaurants vorbei, in denen fleißig Suppe, Reis und diverse kleine Nebengerichte verspeist wurden zum Frühstück. Denn das ist die "Formel" die viele koreanische Gericht benutzen: Eine Suppe, eine Portionen Reis und dann diverse kleinere Teller mit Nebengerichten (반찬, Ban-tschan). Das sind meistens verschiedene Gemüsesorten, welche gekocht oder eingelegt wurden, aber auch eine Art Rührei oder kleine getrocknete Fische gehören dazu. Was für eine Art von Bantschans man kriegt, hängt vom Restaurant ab oder von dem was man eben noch im Kühlschrank hat. Dass sie und Leitungswasser oder Weizentee umsonst sind, ist aber immer gleich. In den meisten Hauptgerichten ist Fleisch oder Fisch enthalten. Einen Satz, den man oft hört wenn es ums Entscheiden der Restaurantart geht ist: "고기 먹자!“ (Gogi mogdscha) Was direkt übersetzt einfach „Lass uns Fleisch essen“ bedeutet. Gemeint ist dabei dann ein Restaurant, in dem man verschiedene Fleischsorten bestellt und am Tisch selbst grillt. Also Veganismus und Vegetarianismus sind nicht wirklich weitverbreitet. Es kann auch sein, dass in der Suppe bereits Nudeln enthalten sind, dann gibt es meist keinen Reis dazu oder man isst Bibimbap, da sind alle Nebengerichte quasi schon von vorneherein drin und dann darf man alles ganz wild mischen. Es erinnert mich ein bisschen an ‚Risibisi‘. Wobei Bibimbap im Vergleich sehr viel mehr verschiedene Gemüsesorten und weiteres enthält und im Großen und Ganzen deswegen auch etwas interessanter schmeckt, meiner Meinung nach. Allerdings nur, wenn man das Glück hatte, dass man die scharfe Chillipaste nicht mit hineingemischt hat.

Denn viele Gerichte hier sind (für meine Verhältnisse) ganz schön scharf - gewürzt wird dabei oft mit roter Chillipaste (고추장, Go-ju-jang). Deswegen probiere ich alles, was eine starke rote Färbung hat, erstmal ganz vorsichtig. Der Wertung von koreanischen Personen am Tisch kann ich leider nicht vertrauen. Was für sie gar nicht scharf oder ein bisschen scharf ist, ist für mich oft schon ein bisschen zu viel. Scharfes Essen produziert Endorphine, deswegen ist es hier ein nicht ungewöhnliches Essen, um Stress abzubauen. Generell hat Essen und in Restaurants gehen einen hohen Stellenwert. Neben „Wie geht es dir?“ wird man oft als erstes gefragt, ob man schon gegessen hat. Essen ist dabei auf jeden Fall eine Gemeinschaftssache. Viele Gerichte bestehen aus einer großen Portion, die in die Mitte gestellt wird und von der sich jeder einfach bedient. Oft darf man Essen auch noch selbst kochen. Dann steht in der Mitte des Tisches eine Herdplatte oder ein in den Tisch eingelassener Grill und die Kellner oder eben man selbst kümmert sich darum, dass die Suppe gleichmäßig kocht oder das Fleisch gut durchgebraten wird. Ich habe daran wirklich viel Spaß und es verstärkt nochmal, dass man als eine Gruppe zusammen isst. Auf der anderen Seite ist es zumindest hier in Seoul auch normal, dass man alleine in einem Restaurant sein Essen zu sich nimmt. Oder auch in einem der vielen kleinen 24h-Convienence-Stores (vergleichbar mit einem Kiosk). Dort gibt es nämlich fertige Essenpackungen und frei nutzbare Mikrowellen sowie kochendes Wasser für Fertig-Nudeln (Ramen). Gerade in den ersten zwei Woche, in denen ich noch in einem Zimmer ohne Küche gewohnt habe, war ich dort selbst oft zu Gast.

Meinen eigenen Lebensmitteleinkauf betätige ich dort aber nicht, sondern in einem riesigen Supermarkt. Davon gibt es drei große Ketten, die mich alle an große Real-Filialen erinnern. Obst und Früchte werden am besten auf der Straße gekauft. Es gibt in Seoul an verschiedenen Stellen richtige Straßenmärkte mit Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Dort gibt es auch fertig gekochtes Street-Food, was oft frittiert oder gegrillt ist - zum Beispiel eine mit Teig ummantelte frittierte Bockwurst, Fleischspieße oder gebratene Mandus (Maultaschen ähnlich). Diese werden übrigens alle stehend vor dem Stand aus der Hand gegessen, denn Laufen und dabei essen ist hier nicht wirklich verbreitet. Abseits von diesen Straßenmärkten gibt es vereinzelt einfach so Obst- und Gemüse-stände. Dort ist es billiger und nicht alles in Plastik verpackt. In den Supermärkten ist vor allem Obst relativ teuer. Vielleicht ist das der Grund, warum Äpfel, Mandarinen, Birnen und Co hier in Korea gerne als Geschenk mitgebracht werden, etwa, wenn man zum ersten Mal ein neues Haus besucht oder auch für die Kollegen zum Neuen Jahr. Ich habe zu Erntedank bestimmt 30 Mandarinen geschenkt bekommen, so dass meine komplette Kühlschranktür voll war.

Schlussendlich denke ich, ich habe mich mit dem Essen hier doch ganz gut angefreundet, auch wenn ich bestimmten Sache wie rohen Fisch und Fleischsalat oder Hühnerfüße wohl nicht probieren werde. Und da die Menschen um mich herum immer gut achtgeben, esse ich doch eher zu viel als zu wenig. Denn hier heißt es immer 많이 먹어! (Mani mogo) „Iss viel/Hau rein!“

안녕히 계세요. Bleiben Sie wohl behütet.

Christine

 

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Das ist ein K-BBQ mit dem Grill in der Mitte des Tisches (Foto: EMS/Zobel)
Das ist ein K-BBQ mit dem Grill in der Mitte des Tisches (Foto: EMS/Zobel)
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Tteobeokki: Das sind chewy Ricecakes mit Nudeln, Ei, Käse, Dumplings in einer schönen, scharfen, roten Sauce (Foto: EMS/Zobel)
Tteobeokki: Das sind chewy Ricecakes mit Nudeln, Ei, Käse, Dumplings in einer schönen, scharfen, roten Sauce (Foto: EMS/Zobel)

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