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Das ist das Logo "meiner" PCK. Das findet man an jeder Kirche, welche der PCK angehört oder eben vor ihrem Hauptbüro wie hier (Foto: EMS/Zobel)
Das ist das Logo "meiner" PCK. Das findet man an jeder Kirche, welche der PCK angehört oder eben vor ihrem Hauptbüro wie hier (Foto: EMS/Zobel)
29. November 2022

Eine kleine Vorstellung meines Arbeitsgeber

Christine

Christine

Südkorea
Kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit
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Und jetzt eine kleine Geschichtsstunde:

Protestantismus wurde erstmals 1884 in Korea durch den US-amerikanischen Missionar und Doktor Horace N. Allen vorgestellt. 1912 wurde dann die Presbyterianische Kirche von Korea wirklich unabhängig und veranstaltete ihre erste Generalversammlung. Diese werden bis heute in der Regel im September abgehalten werden. Zu beginn, war die Presbyterianische Kirche also für alle presbyterianischen Kirchengemeinden in ganz Korea verantwortlich. Inzwischen hat sich dies allerdings geändert.

Die Presbyterian Church of Korea (PCK) bei der ich arbeite, ist nicht mehr in der alleinigen Verantwortung. Neben der PCK (Tonghap) gibt es noch die PCK (Hapdong) sowie die etwas kleinere PROK (Presbyterian Church of the Republic of Korea). Ehrlich gesagt, dachte ich bis vor ein paar Tagen noch, dass es nur die PCK (Tonghap) und die PROK gibt, dabei hat die mir damals unbekannte PCK (Hapdong) sogar die größere Anzahl an Mitglieder:Innen. Da sie der Ökumene aber sehr kritisch gegenüber steht, hatte ich von ihr noch nichts mitbekommen. Der Grund für ihre Abspaltung 1959 war der Streit über die Mitgliedschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Es gibt also quasi keine Zusammenarbeit „meiner“ PCK mit der PCK (Hapdong) und deswegen ist sie in der Landschaft der koreanischen Ökumene quasi unsichtbar. Daher werde ich im weiteren wenn ich von der PCK spreche immer die PCK (Tonghap) also meinen Arbeitgeber meinen.

Von der PCK (Hapdong) abgesehen,  arbeiten die PCK, PROK und andere größere evangelikale Kirche wie the Methodist Church of Korea in verschiedenen Punkten eng zusammen. Einmal im NCCK (National Council of Churches in Korea), so wie bei dem Ökumenischem Büro für Klimagerechtigkeit. Der Women Leadership Roundtable wurde auch von PROK und PCK zusammen veranstaltet. Aber über Ökumene werde ich später noch ein bisschen reden. Erstmal wieder zurück zu PCK!

Zurzeit hat die PCK 2,8 Millionen Mitglieder:Innen in 8162 Gemeinden, die zusammen in verschiedene Presbyteries unterteilt sind. Fun-fact: In Seoul gibt es mehr Kirchen als kleine Convenience Stores und von denen gibt es quasi an jeder Ecke einen. Wobei eine Kirche hier meistens einfach wie alle anderen Hochhäuser aussieht, mal von dem roten Neonkreuz abgesehen. Manchmal ist es vielleicht einfach nur ein großer Versammlungsraum mitten in einem Bürogebäude. Deswegen kriege ich immer einen kleinen Nostalgieschub, wenn ich eine Kirche sehe, deren Architektur den älteren mir vertrauten europäischen Kirchen gleicht. Die Gottesdiensträume, die ich bis jetzt von innen gesehen habe, fühlten und sahen allerdings wieder genauso aus wie ich es aus Deutschland kenne. Einer der Gottesdiensträume hatte, obwohl er sich im 2. Kellergeschoss befand, trotzdem unglaublich schöne Buntglasfenster, von außen angestrahlt, dass man gar nicht bemerkte, dass man unter der Erde saß.

Im großen und ganzen denke ich kann man die PCK am ehesten mit der EKD (Zusammenschluss aller deutschen evangelischen Kirchen) gleichsetzten, im Hinblick auf die Organisationsstruktur. Und trotzdem habe ich noch nicht das richtige englische Wort gefunden um zu erklären, dass ich *Namen von einem deutschen Pfarrer* nicht kenne, weil der in einer anderen „Church“ (Landeskirche) ist.

Alle 10 Jahre seit 2002 verabschiedet die Generalversammlung einen Art 10 Jahres Plan, in dem die Themen präsentiert werden, welche in diesen Jahren in den Vordergrund gerückt werden sollen. Dieses Jahr sind die „10 Jahre der Heilung und Versöhnung von Lebensgemeinschaften“ zu Ende gekommen und „10 Jahre Pilgerschaft für die Zivilisation und Lebensseelsorge“ haben begonnen. Der koreanische Titel hört sich sehr viel besser an. Einige der 10 Haupthemen sind die niedrige Geburtsrate, Klimawandel, Wirtschaftsgerechtigkeit, das Aussterben der Orte auf dem Land, die Wiederherstellung des öffentlichen Ansehens der Kirche, die christliche Erziehung der nächsten Generation. Den Artikel in dem das alles erklärt wurde, habe ich (und Google Übersetzer) ins Englische übersetzt, während ich bei der PCK im Büro gearbeitet habe. Das zweite Thema, das mich und meine Mentorin Choi Songhee in den letzten Wochen beschäftigt hat war Ökumene, denn…..

Anfang September war der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) für eine Woche in Karlsruhe. Das ist der größte ökumenische Zusammenschluss von orthodoxen, evangelischen, freien Gemeinden über 120 Länder der Welt verteilt. Auch mehrere koreanische Kirchen wie die PCK, PROK und Methodist Church of Korea sind Mitglied. Insgesamt sind ca. 200 Koreaner:Innen zum ÖRK nach Deutschland geflogen und waren damit eine der größten Ländergruppen. Jetzt im Nachgang war ich bei zwei Meetings dabei, welche den ÖRK reflektierten. Einmal ein ökumenisches Treffen der Jugenddelegierten der PCK, PROK und Methodistischen Kirche und dann das Gesamttreffen der PCK Besuchenden. In beiden Treffen ging es um die Reflektion und Beobachtungen während der Zeit in Karlsruhe, aber auch um den Blick nach vorne, also was die Ziele/Hindernisse der ökumenischen Bewegung in Südkorea sind.

Leider waren beide Treffen komplett auf Koreanisch, was es doch sehr schwierig machte zu folgen. Allerdings war danach eine koreanische Theologiestudentin so lieb, mir ihre eigenen Notizen zu übersetzten. Außerdem unterhielt ich mich noch mit einem der Redner auf Englisch über die Grundausrichtung von Südkoreanischer Ökumene. Er erklärte mir, dass man vor allem darauf fokussiert sei, was zusammen zu bewegen ist. Deswegen ist es auch schwierig klar zu definieren, was genau die Hauptanliegen der koreanischen Ökumene sind, da sie so ein weites Feld abdecken. Dazu gehören gesellschaftliche Missstände, Klimawandel, Menschenrechte, theologische Bildung, sowohl in Korea aber auch international.

Anders, als ich es in Deutschland erlebt habe. Für mich war das ehrlich gesagt wie ein kleiner Perspektivwechsel. Ökumene war für mich vorher vor allem etwas, wozu man mehr oder weniger gezwungen ist, weil durch das Kleinerwerden der Kirchen, man eben enger zusammenrücken muss. Es geschah auf kleiner regionaler Ebene. Es war Zusammenarbeit mit dem Fokus auf zusammen. Nach den Reflektionen dachte ich das erste Mal darüber nach, dass Ökumene auch durch ihr Engagement definiert und gelebt wird.

Ich hoffe, ich konnte euch die PCK ein bisschen näher bringen und euch an den Sachen teilhaben lassen, die ich gerade auch neu am lernen bin.

Mein Sprachkurs ist jetzt auch schon fast zu ende, das heißt mein Arbeitseinsatz fängt jetzt auch bald an!

안녀히 계세요. Bleiben wohl behütet.

Christine

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Das ist der Gottesdienstraum der 영동교회 (Yeongdong-Kirche), bei der ich die ersten zwei Wochen den Gottesdienst besucht habe. (Foto: EMS/Zobel)
Das ist der Gottesdienstraum der 영동교회 (Yeongdong-Kirche), bei der ich die ersten zwei Wochen den Gottesdienst besucht habe. (Foto: EMS/Zobel)
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Das ist mein eigenes Namensschild für das Reflektionsmeeting des ÖRK bzw. WCC (World Council of Churches) (Foto: EMS/Zobel)
Das ist mein eigenes Namensschild für das Reflektionsmeeting des ÖRK bzw. WCC (World Council of Churches) (Foto: EMS/Zobel)

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