Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Erster Urlaub und Alltagsrythmus
Seit meinem letzten Blogeintrag ist wieder sehr viel passiert!
Wir Freiwilligen hatten bereits unseren ersten gemeinsamen Urlaub in Mysore!
Am 05.10. fuhr ich gemeinsam mit Lotte und Paula in der sleeper class 12 Stunden mit dem Zug nach Bangalore und von dort aus noch einmal circa vier Stunden nach Mysore. Zuvor hatten mich die beiden im Hostel besucht, wir haben gemeinsam mit den Mädchen gespielt, gesungen und Armbänder gemacht. Außerdem haben wir an einem Tag eine kleine Sightseeingtour mit Satya (einer der beiden wardens) in Hyderabad gemacht, sodass ich selbst auch zum ersten Mal etwas von meiner neuen Heimatstadt sehen konnte!
In Mysore trafen wir uns dann mit unserer Mitfreiwilligen Johanna und erkundeten in den nächsten Tagen die Stadt. Wir waren beispielsweise auf dem Chamundi Hill und besuchten den dortigen Hindu Tempel. Zudem bestaunten wir die beeindruckende Anlage des hinduistischen Chennakesava Tempels in Somanathapura aus dem 13. Jahrhundert. Das Wahrzeichen Mysores, den Mysore Palace, sahen wir abends einige Male in prächtiger Beleuchtung. Insgesamt wurde ganz Mysore, sobald es dunkel wurde, in das Licht unzähliger Lichterketten getaucht, die Straßen und Häuser schmückten. Die Stadt an sich empfand ich als recht sauber und sie erschien mir aufgrund der vielen bunten Wohnhäuser, die gepflegt wirkten, den besagten Lichterketten und einiger gut erhaltener alter Gebäude eher wohlhabender zu sein. Dies liegt möglicherweise daran, dass man in Mysore für indische Verhältnisse recht viele Touristen antrifft, denn die Stadt ist eine Art Yoga-Mekka. Aber auch hier war der Anblick eines Touristen immer Grund für eine erstaunte Bemerkung unter uns Freiwilligen, da wir uns alle schon daran gewöhnt haben „allein“ unter Indern zu sein.
Das Highlight unseres Urlaubs war die Dasara Parade am 11. Oktober, der Höhepunkt des 10-tägigen Hindu Fests Dasara. Dasara begründet sich je nach der Region auf eine unterschiedliche hinduistische Sage, in Südindien wird der Sieg der Göttin Durga über den Büffeldämon Mahishasura gefeiert. Nachdem wir über eine Stunde in der prallen Sonne sehr beengt angestanden waren, um auf den Zuschauertribünen vor dem Mysore Palace einen Platz zu bekommen, hat es dann leider angefangen stark zu regnen. Doch obwohl wir in unseren patschnassen Klamotten etwas gefroren haben, war die Prozession doch ein ganz besonderes Erlebnis: Geschmückte Elefanten und Umzugswagen, Tänzer und Trommler marschierten vom Palast aus durch die Straßen der Stadt.
Wieder zurück im Hostel, kommt so langsam ein Alltagsrhythmus in meinen Tag. Seit letzter Woche helfe ich in der Highschool mit, die auf demselben Campus-Gelände liegt wie das Hostel. Bis jetzt habe ich schon ein paar Mal Englisch-Unterricht in der siebten Klasse gehalten – es macht mir Spaß, ist aber auch anstrengend, da circa 35 Mädchen in einer Klasse sind und meine Stimme nach einer Englisch Stunde immer etwas angeschlagen ist. Außerdem soll ich in der fünften Klasse im Mathe-Unterricht mithelfen. Zurzeit sind die Tage sehr arbeits- und lernintensiv – es stehen viele Prüfungen für die Mädchen an. Auch ich bin sehr froh, wenn die Examen endlich vorbei sind, da ich nach meiner täglichen Stunde Tuition (Nachhilfe) mit den Erst- bis Fünftklässlerinnen am Nachmittag auch in der darauf folgenden Study time von allen Seiten mit Fragen bestürmt werde. Deshalb habe ich mich auch wieder in bestimmte Stoffgebiete wie Geometrie oder Bruchrechnen hineindenken müssen, Themen die ich eigentlich weit hinter mir lassen wollte. Aber ich bin sehr froh, dass ich den Mädchen helfen kann, da sich schon erschreckende Wissenslücken offenbart haben – wo immer diese auch herrühren. Auch bei der abendlichen study time, von circa halb neun bis eigentlich zehn Uhr, bin ich gut eingespannt. Einmal habe ich bis halb elf versucht, den Mädchen den Unterschied zwischen der Kolonialzeit und der Besiedelung Amerikas durch die Europäer aufzuzeigen. Zuvor musste ich erst geographische Grundlagen klären, da es für diese Themen nicht unwichtig ist zu wissen, wo die einzelnen Kontinente überhaupt liegen. Es sitzen dann meist vier bis acht Mädchen in meinem Zimmer auf dem Boden und ich versuche ihre Fragen in langsamem Englisch zu beantworten, woraufhin dann diese Mädchen, die es in Englisch verstanden haben, für die restlichen Mädchen in Telugu übersetzen, da das Englisch- Niveau sehr unterschiedlich ausgeprägt ist .
Ihr seht, ich bin gut beschäftigt hier im Hostel und für Langeweile bleibt gar keine Zeit!
Das war es vorerst, viele Grüße aus dem sonnigen Secunderabad.