Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Amman am Abend (Foto: EMS/Feick)
Amman am Abend (Foto: EMS/Feick)
30. Oktober 2022

Mein Arbeitsalltag und Eindrücke aus Jordanien

Benedikt

Benedikt

Jordanien
Internat
zur Übersichtsseite

Erste Eindrücke nach zwei Monaten Jordanien

Herzlich Willkommen zu meinem ersten Blogeintrag, in dem ich über meinen Arbeitsalltag und Jordanien erzählen werde. Wenn ihr mehr von der Ankunft erfahren möchtet empfehle ich euch Edgars neuen Blogeintrag zu lesen, denn darüber hat er geschrieben und unsere Erfahrungen decken sich für die meiste Zeit.

Ein normaler Arbeitstag fängt so um 13:30 an, wenn die Kinder aus der Schule ins Internat kommen. In meiner Family, also Wohngruppe, sind 10 Kinder im Alter von 12-14, welche die Klassen 6 und 7 besuchen. Kurz nach der Ankunft gibt es dann bereits Mittagessen, was zusammen gegessen wird und bei dem vom heutigen Schultag erzählt wird.

Nachdem auch die letzten fertig gegessen haben und der Tisch abgewischt wurde fangen die Kinder mit ihren Hausaufgaben an. In Englisch, Deutsch und manchmal auch Mathe helfe ich den Kindern dann und obwohl ich wusste, dass Hausaufgabenbetreuung zu meinen Aufgaben hier zählen würde war ich trotzdem am Anfang überrascht und etwas überfordert als ich bei schriftlicher Division und Bruchrechnen helfen sollte. Wenn ich nicht grad mit den Hausaufgaben helfen kann blättern die Kinder manchmal durch diverse Schulbücher und erklären mir auf Arabisch und gebrochenem Englisch Mikroskope, chemische Elemente und Erdbeben.

Wenn die Hausaufgaben fertig sind spielen wir Karten oder UNO oder die Kinder malen. Um 17:00 kommt dann das Highlight der Kinder, denn es geht nach draußen auf den Spielplatz, den Schulhof oder den Sportplatz. Aber egal wo, es wird Fußball gespielt. Ab und zu finden in dieser Zeit auch Aktivitäten statt, wie eine von den Erzieherinnen geplanten Wettbewerb oder der Sportlehrer macht Übungen und spielt Spiele mit den Kindern. Danach müssen alle Kinder duschen damit es um 18:30 Abendessen geben kann. Dieses ist meistens Arabisches Brot mit Humus oder Fuul, eine Bohnencreme, oder Lebane, einem joghurtähnlichem Käse und auf jeden Fall immer Tomate und Gurke.

Wenn wir fertig mit dem Essen sind ist es circa 19:00 und die Kinder dürfen an ihr Handy gehen, rufen ihre Eltern an oder spielen Spiele mit mir oder der Erzieherin. Die Erzieherin, die für Family 6 verantwortlich ist, heißt Avriana und ist 28 Jahre alt. Sie arbeitet seit 2 Jahren im Internat. Sie ist sehr nett und hat mit den Kindern eine sehr freundliche und nicht zu strenge Beziehung, sodass die Kinder sie sehr gerne haben und ich auch gerne mit ihr arbeite. Um ungefähr 20:00 Uhr ist mein Arbeitstag dann vorbei, ich verabschiede mich von allen und geh die circa 100 Meter Heimweg zu unserem Bereich, den mein Mitbewohner und ich bewohnen. Dazu gehört eine Küche, und vier Zimmer, von denen wir zwei selbst bezogen haben und die anderen als Wohn-, Ess-, Gäste-, Wäsche-, und Filmzimmer benutzen.

An unseren Wochenenden sind wir oft unterwegs und entdecken neue Orte in Amman oder anderen Städten und haben inzwischen so einiges in unserer näheren Umgebung gesehen. So zum Beispiel Mount Nebo, der Ort an dem Mose und das Volk Israel das erste mal das gelobte Land gesehen haben. Der Ausblick auf das Westjordanland und das Tote Meer ist wahrlich unglaublich. An guten Tagen kann man sogar bis Jerusalem und Jericho sehen. Außerdem waren wir in Madaba, eine Stadt mit sehr langer christlicher Geschichte und einer sehr schönen Innenstadt. Das Tote Meer hat es uns wohl aber am meisten angetan, denn das Gefühl des salzigen Wassers und der gefühlten Schwerelosigkeit ist tatsächlich einzigartig. Seit ich klein war und ich das erste Mal von diesem unbekannten Meer in einem fernen Land gehört hatte, in dem man im Wasser schwebt und nicht untergehen kann war ich gespannt das zu erleben und es hat tatsächlich nicht enttäuscht.

Die meisten Menschen hier in Jordanien stammen ursprünglich aus Palästina, Syrien oder dem Iraq und haben hier nach Krieg oder Vertreibung Asyl gefunden. Meine bisherige Erfahrungen mit den Menschen in Jordanien war überwiegend positiv. Schon so oft wurde uns auf der Straße "Welcome to Jordan" zugerufen oder uns wurde gesagt, wir könnten immer anrufen wenn wir Hilfe bräuchten. Ein Tag wird mir besonders in Erinnerung bleiben, denn wir waren den Tag über im Toten Meer und nachdem wir uns den Sonnenuntergang angesehen hatten und zurück zur Straße gelaufen sind hält ein weißer Pick up Truck an und ein freundlicher Beduine mit seinem kleinen Sohn fragt uns wo wir hin wollen. Kurzer Hand nimmt er uns auf seiner Ladefläche mit und lädt uns in sein Zelt ein um uns seine Familie vorzustellen und Tee und Essen zu servieren und uns danach nach hause zu fahren. Obwohl er und seine Familie nicht viel Geld haben, hat er im Namen der Nächstenliebe drei fremde, und nach dem Toten Meer ziemlich versiffte, Ausländer nachhause eingeladen und willkommen geheißen.

Ich hoffe nach diesem Artikel ist rübergekommen, dass Jordanien eine unglaubliche Region mit uralter Geschichte, wunderschöner Landschaft und unglaublich gastfreundlichen Menschen ist. In naher Zukunft werden wir dann إن شاء الله (Insha allah=So Gott will) auch noch mehr von Jordanien sehen, zum Beispiel eins der sieben Weltwunder Petra, die Wüste Wadi Rum und das Rote Meer bei Aqaba. Davon werde ich dann natürlich auch berichten und hoffe euch hat der kleine Einblick gefallen.

info_outline
Sonnenuntergang am Totem Meer (Foto: EMS/Feick)
Sonnenuntergang am Totem Meer (Foto: EMS/Feick)
info_outline
Ausblick von Mount Nebo (Foto: EMS/Feick)
Ausblick von Mount Nebo (Foto: EMS/Feick)