Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Irbid am Morgen. (Foto:EMS/Pflugfelder)
Irbid am Morgen. (Foto:EMS/Pflugfelder)
08. Februar 2018

Mein Soundtrack Jordaniens

Amelie

Amelie

Jordanien
wirkt an einer integrativen Blindenschule mit
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Manchmal, oder eigentlich öfters, beginnt mein Morgen schon vor dem Aufstehen. Das laute, schallende Rufen des Muezzins einer naheliegenden Moschee weckt mich. "Allah u Akbar...*" begleitet mich dann mehr oder weniger durch den Tag. Fünfmal täglich rufen die Muezzine zum Gebet auf.

Wenn ich es dann morgens aus dem Bett geschafft habe, und auf dem Weg zur Schule bin, ist es in den Straßen meistens noch ruhig und leer. Angekommen in der Schule sieht das schon anders aus. Die 250 SchülerInnen und das Kollegium versammeln sich zum morgendlichen Appell. Erstmal werden die jordanische Nationalhymne und die Schulhymne angestimmt. "As al Malik,..." singen die Kinder und LehrerInnen begleitet von einem E-piano.

Danach geht es für mich in den Kindergarten, wo es nicht wirklich leiser zu geht. Zwischen arabischem Buchstaben-und Zahlensalat, Kinderlachen und englischen Lernliedern versuche ich dann den Vormittag über zu verstehen, was die Kinder mir auf Arabisch mitteilen wollen. Wenn wir nach der Arbeit die Schule verlassen, werden wir meistens von Ashraf, dem Hausmeister, mit einem herzlichen "Bye" verabschiedet.

Auf dem Nachhauseweg sind die Straßen Irbids gefüllt mit Menschen, welche Einkäufe erledigen und sich auf den engen Gehwegen drängen. Im Hintergrund rasselt eine männliche Stimme auf Band die neusten Angebote für die Ware ab. Währenddessen herrscht auf der Straße reger Verkehr. Autos überholen, hupen und geben munter Gas. Nicht selten werden wir von einem Taxi, das uns mitnehmen will, laut angehupt. Mehrmals täglich rufen uns Menschen "Welcome to Jordan" entgegen. Auch nachdem wir schon seit einem halben Jahr in Irbid wohnen. Wahrscheinlich werden wir mit einem freundlich gemeinten Willkommen verabschiedet.

In unserer Wohnung geht es schon viel ruhiger zu. Manchmal hört man die verzerrte, etwas schrille Melodie des Titanicsoundtracks an unserer Wohnung vorbeiziehen. Anfangs etwas verwirrend, aber so kündigt sich der Gasverkäufer an. Von der Ladefläche eines solchen Pickups werden die wieder befüllten Gasflaschen verkauft, um damit den Herd oder die Heizkörper zu versorgen.
Fima, die Haushaltshilfe unserer Gastmutter, ist öfters mal in unserer Wohnung zu hören. Sie telefoniert mit ihrer Familie in Bangladesch, zeigt uns gerne Videos auf Facebook oder wir unterhalten uns alle auf einem Mix aus Arabisch und Englisch.

Ab und zu füllen andere Geräusche meinen Alltag. Das kann ein belebtes Café sein, indem Studierende lernen. Oder Musik im Auto von Bekannten, wenn Pia und ich uns mit Freunden treffen. Aber auch die Stille als wir das erste Mal in der  Wüste waren und einen unglaublich klaren Sternenhimmel gesehen haben.

(* "Allah u Akbar" bedeutet so viel wie "Gott ist groß" und damit beginnt der Ruf eines Muezzins. "As al-Malik" heißt "Hoch lebe der König" und ist fester Teil der jordanischen Nationalhymne.)

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Nicht ein Markt in Irbid, sondern in Salt. (Foto:EMS/Pflugfelder)
Nicht ein Markt in Irbid, sondern in Salt. (Foto:EMS/Pflugfelder)