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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Berg Fujiyama (Foto: EMS/Weiler)
04. Januar 2017

Weihnachten und Neujahr in Japan

Sarah

Sarah

Japan
unterstützt das Asian Rural Institut
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Zwischenüberschrift

Viele Leute haben mich gefragt, ob wir hier in Japan überhaupt Weihnachten feiern. Die Frage ist natürlich berechtigt, da hier in Japan nur eine sehr kleine Minderheit dem Christentum angehört. Aber trotzdem findet man überall Weihnachtsdekoration, besonderen Kuchen, Weihnachtslieder und was sonst alles dazugehört. Auch der deutsche Stollen fehlt in keinem Supermarkt. An Weihnachten direkt feiern die Japaner aber nicht so groß und es ist auch mehr ein Fest für Paare, als für die Familie. Hier im ARI ist das aber anders, da meine Einsatzstelle auf dem Christentum basiert. Eine Woche vor Weihnachten haben wir angefangen unseren Gemeinschaftsraum richtig schön zu dekorieren mit einem großen Weihnachtsbaum und vielen Lichterketten. In unserem Gospelchor „Minngos“, mit dem wir uns jeden Dienstag treffen, proben wir schon lange die bekanntesten Weihnachtslieder. Auch „Stille Nacht, heilige Nacht“ auf Japanisch, „We wish you a merry Christmas“ und „Joy to the world“ haben wir gesungen.

Am Abend des 23. Dezember sind wir zu unserem Bahnhof gegangen und haben Weihnachtslieder gesungen. Allerdings war es richtig kalt und viele Leute waren auch nicht da, sodass wir nach nicht einmal einer Stunde aufgehört haben und zu einer kleinen Kirche in der Nähe gegangen sind. Dort wurden wir mit warmen Chai Tee und leckerem Kuchen erwartet. Es wurde ein richtig gemütlicher Abend. Am nächsten Tag (24.12) sind wir wieder mit den Minngos los. Wir haben uns zum Mittagessen in einer italienischen Pizzeria getroffen. Dort wurden wir mit einem fünf Gänge Menu verwöhnt. Zuerst ging es los mit Antipasti, dann Salat und Minestrone und dann eine leckere Pizza. Zum Dessert gab es Mascarpone. Gut gelaunt sind wir nach dem Essen zu einem Altersheim gegangen, um Weihnachtslieder, aber auch traditionelle japanische Lieder zu singen. Tatsächlich hilft es mir sehr Japanisch zu lernen, in dem ich japanische Lieder singe (Viel kann ich trotzdem noch nicht).

Gegen Abend sind wir zu einem Gottesdienst gegangen, zu derselben Kirche wie am Vorabend. Der Gottesdienst ist nicht wirklich vergleichbar, wie bei mir zuhause, da nur um die 20 Leute kommen und die Kirche wirklich klein ist. Aber das hat auch Vorteile, da sich alle Kirchenmitglieder sehr gut kennen und es eine tolle Gemeinschaft ist. Nach dem Gottesdienst sitzen immer alle zusammen und jeder der zum ersten Mal in die Kirche kommt stellt sich vor. An Heiligabend hatten wir dazu aber leider keine Zeit, da wir direkt nach dem Gottesdienst mit den Minngos einen Auftritt in einer anderen Kirche hatten. Aber auch dort wurden wir erstmal mit sehr leckerem Kuchen, Süßigkeiten und Tee erwartet.Um circa 22:00 Uhr waren wir zurück im ARI. Dort sind wir aber auch um 23:00 Uhr wieder los, um zu einer  katholischen Mitternachtsmesse zu gehen. Die Kirche war in einem Kloster, daher waren fast nur Nonnen anwesend. Die Nonnen in dem Kloster betreiben auch Landwirtschaft und versorgen sich komplett selbst. Sie backen auch Snacks, welche in ganz Japan berühmt sind. Daher gab es nach dem Gottesdienst natürlich nochmal viele Snacks und Tee. Um zwei Uhr nachts bin ich dann sehr müde aber zufrieden ins Bett gegangen. Der Heiligabend war nicht wie gewöhnlich zuhause mit meiner Familie, aber trotzdem sehr schön und ich konnte ihn genießen.

Am 25. Dezember musste ich dann auch schon wieder um 7:00 Uhr aufstehen, da wir uns im ARI ja auch um unsere Tiere kümmern müssen. Nachdem ich dann nochmal zwei Stunden geschlafen habe sind drei weitere vom ARI und ich um 10:00 Uhr zu der „Homechurch Zion“ gegangen, da ein Freund von uns dort gepredigt hat. Tatsächlich ist diese Kirche noch kleiner, aber richtig gemütlich und ich habe mich sehr wohl dort gefühlt. Nach der Kirche haben sie deutsche Weihnachtslieder laufen lassen und wir haben Mittagessen gegessen. Die meisten dort konnten kein Englisch, aber wir haben unser Bestes gegeben, um uns zu verständigen. Nach dem Essen haben wir kleine Spiele gespielt, darunter auch Bingo, wo ich einen kleinen Preis gewonnen habe. Abends hatten wir dann unsere eigene Weihnachtsfeier im ARI. Es gab leckeres Essen, wir haben gesungen, Spiele gespielt und auch ein kleines Krippenspiel vorgeführt (Ich war der Engel). Danach haben wir Geschenke ausgetauscht. Ich würde also sagen, dass ich ein sehr schönes Weihnachten hatte, welches auch viele Gemeinsamkeiten mit dem Weihnachten in Deutschland hatte.

Umso mehr traditionell konnte ich dann aber Silvester feiern. Neujahr ist auch für die Japaner das wichtigste Fest im Jahr. Zwei Freunde und ich sind vom 30.12-01.01 nach Tokio gefahren, um einen Freund, welcher im ARI war zu besuchen. Wir haben  die Stadt mit einer Bustour angeschaut und sind zu der Statue von Hachiko (Hachiko ist ein berühmter Film, welcher auf einer realen Geschichte in Tokio basiert) gegangen. Auch haben wir den berühmten Meji-Schrein besucht. Ein Highlight für mich war, als wir auf dem TokyoTower waren und den Sonnenuntergang neben dem Berg Fujiyama anschauen konnten. Den Abend haben wir im Haus von unserem Freund verbracht, wo wir traditionelles japanisches Essen gegessen haben, Karten gespielt haben und auch eine berühmte Show im Fernsehen angeschaut, welche jedes Jahr an Silvester läuft.Um 23:00 sind wir zu einem Tempel aufgebrochen, zu dem wir 30 Minuten gelaufen sind. Dort gab es süßen Sake (japanischer Reiswein)  und ein großes Lagerfeuer. Um Mitternacht wird dann ein Gong für 108 Mal geschlagen. Jeder Schlag steht für etwas besonders und es sollen somit die Sünden des vergangenen Jahres vertrieben werden. Auch jeder von uns konnte einmal den Gong schlagen. Feuerwerk in Japan gibt es an Silvester nicht wirklich, das ist für Japaner mehr ein Sommerbrauch.

Am nächsten Morgen haben wir von einem kleinen Berg aus den Sonnenaufgang angeschaut, das ist auch etwas was die Japaner jedes Jahr machen. Japan ist ja auch das Land der aufgehenden Sonne. Zum Frühstück gab es „Osechi“, was die Japaner jedes Jahr zu Neujahr essen. Es besteht aus vielen verschiedenen Gerichten, welche alle in kleinen Mengen serviert werden. Wir hatten beispielsweise Koru-mame (Schwarze Sojabohnen) oder Datemaki (spezielles Omlett). Da ich Vegetarier bin, war es etwas schwer zu kochen, da in den meisten Gerichten Fisch oder ähnliches mit dabei ist. Auch hier hat jedes einzelne Gericht eine bestimmte Bedeutung, wie zum Beispiel Koru-mame. Mame bedeutet Gesundheit und steht daher für Gesundheit im nächsten Jahr.

Am nächsten Tag sind wir, wie die meisten Japaner, zum Schrein gegangen. Wir sind zum Okunitama-Schrein gegangen. Es waren unglaublich viele Menschen dort, welche alle zum Beten kommen. Tatsächlich ist es so, dass Japaner an Silvester zum Tempel gehen und an Neujahr zum Schrein, und das obwohl sie keine Religion haben (Viele heiraten auch in einer Kirche, obwohl sie keine Christen sind). Auf jeden Fall sind wir dann über eine Stunde angestanden, um dann zu beten. Das heißt zuerst gibt man fünf Yen, dann verbeugt man sich zweimal, klatscht zweimal, betet kurz und verbeugt sich nochmal. Daraufhin haben wir uns einen „Glückszettel“ gekauft, was man in Japan an jedem Schrein kaufen kann. Nach diesem Glückszettel werde ich nächstes Jahr wohl ein sehr glückliches Jahr haben. Um den Schrein herum waren viele Shops  und Essenstände aufgebaut (auch ein Stand von Frankfurt, welcher Würste verkauft hat). Wir sind aber woanders Essen gegangen, da es dort ziemlich teuer war. Wir haben uns für Soba entschieden, welche traditionelle japanische Nudeln sind.

Tatsächlich ging es dann schonwieder zurück ins ARI, wo wir abends nochmal eine kleine Neujahrs-Party hatten. Es gab Sushi zum selber machen, sodass ich auch als Vegetarier viele leckere Sushi essen konnte (mit Gurke, Avocado oder Omelette). Ich habe also Silvester sehr genossen, viel gelernt und viel erlebt. Bis zum 03.01. haben wir noch frei, dann geht es wieder ans Arbeiten. Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und liebe Grüße aus Japan! Sarah             

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Tempel in Tokio (Foto: EMS/Weiler)
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Traditionelles Dorf (Foto: EMS/Weiler)