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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Traditionelle, anstrengende Reisernte in Japan (Foto: EMS/Weiler)
04. Oktober 2016

Meine ersten kulturellen Erlebnisse in Japan

Sarah

Sarah

Japan
unterstützt das Asian Rural Institut
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Hallo alle zusammen! 

Anfangs hatte ich Bedenken, nicht viel von der japanischen Kultur mitzubekommen, da hier im ARI Menschen aus aller Welt herkommen und die japanische Kultur erstmal im Hintergrund steht. Doch diese Bedenken haben sich sehr schnell gelegt, denn schon jetzt  habe ich das Gefühl, viel über das interessante Land gelernt zu haben. Mit Stäbchen essen, perfekten Reis kochen und ernten oder auch die wichtigsten japanischen Wörter sind schon kein Problem mehr für mich. Die japanische Schrift ist für mich allerdings immer noch ein Rätsel.  Was ich schon alles erlebt und über die Kultur gelernt habe, habe ich euch hier aufgelistet:

Traditionelle Kleidung

Tatsächlich habe ich schon einen Yukata (die vereinfachte oder auch Sommervariante des Kimono) gekauft. Diesen konnte ich hier in der eigenen Botique vom ARI kaufen, für nur 200 Yen (2€). Ich trug ihn, als wir auf ein kleines japanisches Festival gingen (Bild ist bei meinem letzten Blogeintrag). Den Gürtel richtig um den Yukata zu binden ist sehr kompliziert, das können nur manche Japaner. Viele besitzen „nur“ einen Yukata und kein Kimono, da Kimonos sehr teuer sind. Sie tragen diese traditionelle Kleidung an Schulabschlüssen, Festen und am 20. Geburtstag. Mit 20 ist man in Japan erwachsen und vor 20 ist es auch nicht möglich Alkohol zu kaufen.

Tatami

In eigentlich jedem Haus in Japan gibt es einen bestimmten Boden, den man Tatami nennt. Das sind Matten aus Reisstroh. Oft schlafen die Leute auf Tatami, daher wollte auch ich es ausprobieren. Wir waren bei einem Ehepaar eingeladen, zum Barbecue, wo wir etwas über das ARI erzählten. Am Ende des Abends boten sie an, bei ihnen, auf Tatami, zu übernachten. Drei weitere Volunteers und ich stimmten zu. Die drei andern Volunteers waren alle aus Japan, daher waren sie es gewohnt auf Tatami zu schlafen. Außerdem erklärten sie mir, dass man nie mit dem Kopf nach Norden schläft, denn die Toten werden in Japan Richtung Norden bestattet.

Bambus

Vor ein paar Wochen bauten wir hier Bambusrohre auf, für die bekannte japanische Tradition "Nagashi Soumen" (heißt so viel wie "fließende Nudeln"). Dafür bauten wir die Bambusrohre wie eine Art dünne Rutsche auf und ließen Wasser durchfließen. Dann gab man noch Nudeln dazu und das Ziel war es diese Nudeln mit Essstäbchen herauszufischen. Dafür schnitzten wir auch eigene Becher und Essstäbchen aus Bambus, welche sehr schön wurden. Am nächsten Tag lernte ich dann auch noch, wie man einen Bambuskorb flicht. Letztes Wochenende waren wir in einem Bambuswald, von denen es viele in Japan gibt, um mehr Bambus zu holen, um ein Tor und eine Bühne zu bauen. Bambus ist eine sehr schöne Pflanze und es macht mir Spaß damit zu arbeiten.

Japanischer Tanz

In der Nähe vom ARI gibt es einen Shinto-Schrein, welcher vor zwei Wochen ein Sommerfestival veranstaltete. Dies wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und sind dann Samstagabend gemeinsam hingelaufen. Auf dem Gelände war ein großer Turm aufgebaut, auf dem Japaner Flöte und Trommel gespielt haben. Um den Turm sind sehr viele Leute getanzt. Alle hatten eine Nummer um den Hals, denn nach dem Tanzen werden Preise verlost. Auch ich bekam eine Nummer und wurde somit zum Tanzen aufgefordert. Ich stellte mich in den Kreis und versuchte langsam den Tanz zu lernen. Nach circa 15 Minuten hatte ich die Bewegungen dann endlich raus und das Tanzen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Tatsächlich gewann ich dann bei der Verlosung einen Preis, und zwar 12 Flaschen grünen Tee…

Für das jährliche Erntedankfest im ARI erlernen wir Volunteers auch den traditionellen japanischen Tanz „Soran Bushi“. Der Tanz handelt von einen Fischer, wie er verschiedene Bewegungen ausübt, wie das Netz werfen, paddeln oder die Angel aufrollen. Der Tanz ist sehr anstrengend für die Oberschenkel, hatte sogar schon Muskelkater vom Üben.

Tempelanlage in Nikko besucht

An einem schönen Sonntag bin ich mitvier weiteren Volunteers nach Nikko gefahren, welches eine beliebte Stadt für Touristen ist. Dies liegt daran, dass in Nikko sehr schöne Shinto-Schreine vorzufinden sind. Um die Schrein-Anlage zu betreten muss man einen Fluss überqueren, an dem eine wunderschöne rote Brücke vorzufinden ist. Die Schreine sind unglaublich schön verziert, mit vielen Farben, Schnitzereien und Mustern. Außerdem haben dort auch die drei Affen, welche ihre Augen, Ohren und den Mund zuhalten ihren Ursprung. Ich konnte auch Leute beim Beten beobachten, was sehr interessant war, denn zuerst werfen sie eine Münze in die Kasse ein, verbeugen sich zweimal, klatschen zweimal, beten kurz und verbeugen sich dann. Mir wurde aber erzählt, dass das von Schrein zu Schrein unterschiedlich sein kann, je nach Wichtigkeit. Bevor man betet wäscht man sich an einer Art Brunnen. Eine Japanerin hat mir gezeigt, dass man erst die rechte Hand, dann die linke Hand und dann den Mund wäscht. Also alles hat hier seine Reihenfolge und die ist auch sehr wichtig. Außerdem sind wir zu einem „Fuß- Onsens“ gegangen. Onsen (Heiße Quellen) sind ja sehr beliebt in Japan und werden oft besucht. Circa 20 Minuten hielt ich meine Füße in das heiße Wasser und danach haben sie sich tatsächlich viel besser und wohler angefühlt.

In Japan sind nur circa zwei Prozent Christen. Die zwei Hauptreligionen sind der Buddhismus und der Shintoismus. Tatsächlich sind die meisten Japaner Anhänger von beiden Religionen. Den Shintoismus gibt es fast nur in Japan. Es ist eine Art Naturreligion, denn sie glauben, dass alles in der Natur entsteht und dort auch wieder zurückgeht.

Japanisches Essen

Reis und Sojabohnen sind eindeutig das wichtigste Essen für die Japaner. Aus Sojabohnen machen sie Tofu, Miso, Sojasauce, Milch, Eis, oder Süßigkeiten… Auch Reis gibt es in allen Variationen, wie Onigiri (Reisbälle), Sushi oder Curry (und so vieles mehr). Viele Japaner mögen auch sehr süße Sachen, mir sind die meisten Süßigkeiten zu süß. Außerdem mögen sie Fisch und tatsächlich kann ich, als Vegetarier, hier die meisten Snacks, wie Chips, nicht essen, da sie diese mit einem bestimmten Fisch-Gewürz würzen. Hier im ARI gibt es aber sehr selten Fisch und für uns Vegetarier wird auch immer extra gekocht. Meistens auch nicht japanisch, daher kann ich zu japanischem Essen noch nicht so viel sagen. Was sehr wichtig ist, ist dass man bevor man anfängt zu essen, seine Hände zusammenfaltet und „Itadakimasu“ sagt. Das hat mehr mit Kultur, als mit Religion zu tun und bedeutet sowas wie "Guten Appetit". Wenn man fertig ist sagt man „Gochisousamadeshita“, was so viel wie "Danke für das gute Essen" bedeutet.

Ansonsten sind es eher Kleinigkeiten, welche ich bisher gelernt habe. Zum Beispiel, dass man sich verbeugt, statt Hände zu schütteln oder das man selten einen Name sagt ohne ein „San“ hintendran zu setzten. Denn das ist ein Zeichen von Respekt, ich denke es ist so ähnlich, wie wenn wir „Sie“, statt „Du“ sagen. Bei kleinen Kinder sagen sie „Chan“ und bei Lehrern oder sonstigen Autoritätspersonen wird „Sensei“ benutzt. Die Japaner sind immer sehr respektvoll, vor allem gegenüber Älteren. Außerdem auch höflich, manchmal übertrieben höflich, so dass ich nicht mehr weiß, ob sie es ernst meinen.

Wie schon erwähnt feiern wir in einer Woche hier im Asian Rural Institut das Harvest Thanksgiving Festival (Erntedankfest). Es wird ein Riesenfest werden, samstags und sonntags, mit mehr als 1000 Besucher. Für die Besucher bereiten wir internationale Vorstellungen vor, meistens Tänze oder Lieder. Ich bin dabei den traditionellen Bambustanz aus Myanmar und den Countrytanz aus den USA zu lernen. Die Besucher unseres Festes bekommen natürlich auch internationales Essen, ich beispielsweise werde deutsches Brot backen. Habe es hier letzte Woche zur Probe gebacken. Es sah nicht wirklich aus wie deutsches Brot, aber das wissen ja die meisten nicht. Ich freue mich also sehr, dass ich nicht nur die japanische Kultur kennenlernen kann, sondern viele mehr. Da wir sehr viel für das HTC vorbereiten müssen, hatte ich nicht viel Zeit, diesen Blogeintrag zu verfassen. Hoffe er gefällt euch trotzdem.

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Bambus schneiden. (Foto: EMS/Weiler)
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Bei einem Barbecue mit einer Jugendgruppe von der dortigen Kirche. (Foto: EMS/Weiler)