Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Byodoin (Foto: EMS/Weiler)
04. November 2016

"That we may live together"

Sarah

Sarah

Japan
unterstützt das Asian Rural Institut
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Circa 50 Leute aus 17 Ländern und vier Kontinenten leben hier im ARI zusammen. Da kann sich wohl jeder vorstellen, dass das Zusammenleben sich nicht immer als ganz einfach erweist. Doch wie schafft man es, trotz den verschiedenen Kulturen und verschiedenen Ansichten, dass alle gut miteinander auskommen und die Gemeinschaft genießen können?

Ich denke der wichtigste Punkt ist, dass hier keiner mehr oder weniger wert ist als der andere. Alle sind gleich, egal welches Geschlecht, Alter oder Heimatland. Alle müssen die gleiche Arbeit machen, es gibt keine Bevorzugung oder Benachteiligung. Die Männer helfen in der Küche, wir Frauen bei der körperlichen Arbeit auf der Farm. Ein weiteres gutes Beispiel in diesem Punkt ist, dass die Direktorin vom ARI auch beim Putzen immer mithilft und meistens sogar die Toiletten putzt. Das kann man sich wohl in nicht so vielen anderen Unternehmen vorstellen. Für jeden gibt es die gleichen Arbeitszeiten, wir fangen gemeinsam an mit den Morgen-Bewegungen und beenden den Tag mit dem Abendessen.

Die meisten im ARI befinden sich in einer ungewohnten Situation, in der sie auf sich alleine gestellt sind, in einer anderen Sprache, mit komplett anderen Menschen. Man ist also gezwungen offen und tolerant zu sein, um sich zu Beginn erstmal einzuleben. Man kommt aber schnell mit den Leuten ins Gespräch, zum einen durch das gemeinsame Essen, zum anderen, da man immer mit verschiedenen Leuten zusammenarbeitet.

Wie schon erwähnt ist Toleranz sehr wichtig. Wir sollen interessiert an den anderen Kulturen und Lebensweisen sein und versuchen sie zu verstehen oder im besten Falle etwas von den andern zu lernen. Ich persönlich habe bisher hier gelernt viel dankbarer zu sein. Vor allem auch für das Essen. Aus den Orten, wo die meisten hier herkommen, Afrika oder Asien, haben sie keine Supermärkte, wie ich zuhause. Sie müssen schauen, wo sie das Essen herbekommen und haben daher oft ihre eigene kleine Farm. Mir ist meistens nicht bewusst, wo mein Essen herkommt oder wie es hergestellt wurde. Dies war mir bevor ich hier zum ARI kam auch nicht so wichtig, wichtiger für mich war es, dass es gut schmeckt. Ein anderer Punkt, über den ich mehr lernte, ist das Teilen. Zum einen teile ich mein Zimmer, was nicht immer leicht ist, da ich zuhause gewohnt war viel Platz für mich alleine zu haben. Außerdem kann man nicht duschen gehen, wann man will, da sie meistens besetzt ist und Zähne putzen ist auch eine Art Gemeinschaftsaktivität. Mehr wird im Bad aber auch nicht gemacht, ich habe hier noch nie jemanden sich schminken gesehen oder ähnliches. Im ARI ist es wichtig praktische Klamotten anzuhaben, mit denen man schaffen kann. Aber auch sonst habe ich meine einfachsten und bequemsten Klamotten an und achte nicht wirklich darauf, wie es aussieht. Tatsächlich merke ich hier, dass das Äußere keine große Bedeutung hat, sondern viel mehr das Innere. Auch interessant ist, dass hier eigentlich keiner sein Zimmer abschließt. Von jedem sind alle Wertsachen im Zimmer, aber wir haben so viel Vertrauen, dass sich da keiner Gedanken macht. Auch im Gemeinschaftsraum lassen viele ihren Laptop oder ihr Handy liegen, aber keiner befürchtet, dass das jemand klauen könnte.

Aber Bad und Zimmer ist nicht das einzige, was ich teile. Oft erzählen mir die Participants, dass wenn sie gerade nichts zu essen zuhause haben und keine Möglichkeit haben, welches zu kaufen, dass sie dann jeder Zeit zu ihren Nachbarn und Freunden gehen können. Dort werden sie immer herzlich aufgenommen und bekommen etwas zu essen. Auch wenn bei diesen Leuten das Essen sehr knapp ist. Auch hier merke ich das. Wenn ich in den Raum von Participants gehe, ist das erste was sie machen, mir Essen anzubieten. Und es ist eigentlich unmöglich es nicht anzunehmen. Mir hat hier auch eine Participant aus Indonesien erklärt, dass sie, wenn sie isst, ihr Essen teilen muss, sonst kann sie es nicht genießen.

Für mich war es anfangs schwer in dieser großen Gruppe von unterschiedlichen Persönlichkeiten einen Platz zu finden. Die meisten leben hier schon seit März zusammen und kannten sich daher schon sehr gut. Aber schnell lernte auch ich alle Leute kennen und bin heute sehr stolz darauf, sagen zu können, dass ich ein Teil dieser tollen Gemeinschaft hier bin. Viele sagen, dass das ARI wie eine große Familie ist und das stimmt auch tatsächlich. Wenn jemand Hilfe braucht, ist sofort jemand zum Helfen da. Ich fühle diese tolle Gemeinschaft immer wieder. Vor allem auch beim gemeinsamem Singen und Beten.

Aber jetzt wollte ich noch zu einem anderen Punkt kommen. Das letzte Wochenende hatte ich das erste Mal wirklich Gelegenheit Japan zu erkunden. Gemeinsam mit einer japanischen Freiwilligen bin ich für vier Tage nach Osaka gereist. Dort haben wir eine Freundin von uns getroffen, welche hier im ARI für zwei Wochen im August gearbeitet hat. Es war sehr schön sie wieder zu sehen und ich habe mich gefühlt, als hätte ich eine sehr gute und alte Freundin getroffen, obwohl wir nur zwei Wochen zusammenlebten. Gemeinsam begannen wir, Osaka zu erkunden und gingen zuerst zum Osaka Castle (Schloss). Ansonsten haben wir in Osaka die Innenstadt angeschaut, was unglaublich interessant war, denn da waren so viele Menschen und Läden und jeder Laden hatte verrücktere Dinge zum Verkaufen. Auch haben wir ein Bild mit der berühmten Osaka- Pose „Glico“ gemacht. Abends sind wir zur Karaoke gegangen, was ja besonders japanische Jugendliche sehr oft machen. Das einzige deutsche Lied, was ich finden konnte war "99 Luftballons" von Nena. Am nächsten Tag sind wir in die Universal Studios Japan gegangen. Dort gab es viele Achterbahnen und andere Attraktionen. Das beste war aber das Hogwarts-Schloss von Harry Potter!

Samstags sind wir dann in die Stadt Kyoto gegangen, wo wir nochmal eine andere Freundin, welche auch im August im ARI war, getroffen haben. Wir haben verschiedene Tempel und Schreine angeschaut. Unter anderem auch Byodoin, welcher auf der 10 Yen Münze ist. Es war sehr beeindruckend. Zum Kyiomizu-Tempel mussten wir ein bisschen bergauf laufen, aber dafür hatten wir dort oben dann einen unvergesslichen Ausblick über Kyoto und konnten den Sonnenuntergang anschauen. Den letzten Tag mussten wir komplett für die Rückreise ins ARI nutzen, da wir sehr lange brauchten. Es waren sehr schöne Tage und ich hoffe wirklich, dass ich diese Freunde irgendwann wieder sehen kann. Auch sehr schön war es zurück zum ARI zu kommen. Die Leute hier haben sich so gefreut, dass wir zurück sind und ich habe mich wirklich ein bisschen wie zuhause gefühlt. Am Montag ging es dann wieder weiter mit arbeiten. Diesen Monat bin ich am Morgen  und Abend nun wieder in der Küche. Das ist recht gut, da es draußen morgens und abends schon sehr kalt ist.

Tatsächlich ist in einer Woche die Hälfte meiner Zeit hier schon rum, was ich gar nicht glauben kann. Die Zeit läuft hier so schnell und ich kann es mir nicht vorstellen die Leute hier in drei Monaten nicht mehr zu sehen. Ansonsten geht es mir immer noch sehr gut und ich genieße meine Arbeit draußen in der Natur. 

Liebste Grüße

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Süßkartoffelernte (Foto: EMS/Jun)
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Glico (Foto: EMS/Weiler)