Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Tamaties! Heerlike vars tamaties!
Es ergab sich die Gelegenheit für mich, zehn Tage lang in das Tomatenprojekt des Elim Homes reinzuschnuppern. Diese Erfahrung wollte ich mir nicht entgehen lassen und so habe ich in einer Woche die Tomate vom Pflanzen des frischen Setzlings bis zur Lieferung an den Supermarkt begleitet.
Zuerst möchte ich aber ein paar Worte allgemein zum Tomatenprojekt des Elim Home fallen lassen. Das Projekt existiert nun schon seit einigen Jahren mit dem Ziel, ganzjährig profitabel Tomaten zu erwirtschaften. Diese sollen dann verkauft oder zu Tomatenmarmelade und Ketchup verarbeitet werden. Die große Hoffnung ist es, den europäischen Markt für Tomatenmarmelade zu begeistern. denn man meint dort eine Marktnische entdeckt zu haben. Aber noch ist das Projekt nicht weit genug, um ernsthaft an Exporte zu denken. Die Tomatenmarmelade befindet sich noch im Versuchsstatus, sprich es wird noch am Rezept gefeilt. Zudem ist das Projekt noch nicht ökonomisch gewinnbringend.
Es stellt sich die berechtigte Frage, weshalb ein Heim für behinderte Menschen meint plötzlich in die Landwirtschaft einzusteigen. Die Idee dahinter war, Arbeitsplätze in Elim zu schaffen. Das Projekt wurde so unter dem Dach des Elim Homes und dessen Geländes angesiedelt. Außerdem sollte der wirtschaftliche Profit dem Heim zu Gute kommen. Der Chef des Tomatenprojekts ist der Projektleiter des Elim Homes Stephen van Dyk.
Momentan umfasst das Projekt sieben Gewächshaustunnel und vier festangestellte Mitarbeitende. Die sieben Tunnel befinden sich in unterschiedlichen Wachstumsstadien der Tomatenpflanzen, sodass immer mindestens in einem Tunnel geerntet werden kann. Pro Jahr werden in jedem Tunnel optimaler Weise vier gesamte Tomatenzyklen angebaut. Das bedeutet viermal im Jahr gibt es den Zeitraum, in dem der Tunnel geerntet werden kann. Der Ertrag ist im Sommer deutlich höher, da öfter geerntet werden kann.
Gepflanzt werden die Tomatenpflanzen in einen Plastiksack. Dieser ist mit einer Erdmischung aus feinem Rindenmulch und Komposterde befüllt. Von der Decke ist eine Schnur zu jedem Sack gespannt, an der die Pflanze empor wächst und angebunden wird. Jeder Gewächstunnel umfasst 10 Reihen mit jeweils 60 Pflanzen. Die Bewässerung erfolgt mit Hilfe eines raffinierten Bewässerungssystems, das durch die Tunnel verläuft. Jede Pflanze bekommt dadurch eine genau regulierte Wasserration. Wasser wird aus einer Frischwasserquelle etwas weiter oben am Hügel bezogen und wird in großen Tanks gespeichert, um dort mit den nötigen Mineralien versetzt zu werden. Über den Tag werden die Tore der Tunnel geöffnet, um die Sonne und die Wärme aufzufangen. Zur Mittagszeit wird es auf diese Weise sehr warm unter den Gewächsplanen. Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Nach Sonnenuntergang werden die Tunnel geschlossen, damit die gespeicherte Wärme des Tages die Pflanzen auch nachts noch warm hält.
Meine Arbeit im Tomatenprojekt bestand aus ganz unterschiedlichen Tätigkeiten. Die Aufgaben zogen sich aber dann über einige Stunden am Stück hin. So habe ich viel Zeit damit verbracht, Tomaten anzubinden und zurechtzuschneiden, die alten Tomatenstrunke aus den Erdsäcken zu graben und hunderte von neuen Erdsäcken zu befüllen. Außerdem haben wir zwei neue Tunnel mit frischen kleinen Pflanzen bestückt. Ich habe Tomaten ausgelesen, gewogen, sortiert und fertig zum Verkauf verpackt. Wenn man eine Lieferung von 250 kg Tomaten in 1kg Säcke packen muss, kann das schon eine Weile dauern. Die schönste aller Aufgaben war aber natürlich das Ernten. In meiner ersten Woche haben wir ungefähr 600 kg Tomaten geerntet. In dieser Woche standen aber auch drei große Lieferungen an die umliegenden Supermärkt auf dem Programm. Eine Lieferung habe ich selber nach Bredasdorp zum Supermarkt „Spar“ gefahren. Es war eine neue Erfahrung, den Supermarkt durch den Liefereingang, anstatt durch den Haupteingang, zu betreten. Außerdem habe ich Tomaten an ein Bed&Breakfast und an die Fastfoodrestaurantkette „Spur“ geliefert. So habe ich tatsächlich den Weg der Tomate vom Beginn bis hin zum Supermarkt und sogar bis in meine leckere Tomatensauce begleitet.
Zurück in Deutschland habe ich nun das Know-how, um die perfekten Tomaten im eigenen Garten zu ziehen. Ob all meine Familienmitglieder es so toll fänden, wenn ich den Garten in ein einziges Gewächshaus verwandle, ist noch zweifelhaft. Zudem müssten sie jeden Tag Tomaten essen. Aber meine ersten Erfahrungen als Tomatengroßfarmer waren auf jeden Fall ein Erfolg.