Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Smog in Borneos Städten (Spiegel-online, https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/43a79997-0001-0004-0000-000000915968_w1528_r1.5022533800701052_fpx65.2_fpy49.98.jpg 21.02.2020)
Smog in Borneos Städten (Spiegel-online, https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/43a79997-0001-0004-0000-000000915968_w1528_r1.5022533800701052_fpx65.2_fpy49.98.jpg 21.02.2020)
21. Februar 2020

Umwelt: Ein für Indonesien sehr wichtiges Thema

Marie

Marie

Indonesien
arbeitet in der Kinder- und Jugendarbeit mit
zur Übersichtsseite

Hallo Ihr Lieben,

Indonesien ist ein Land, das sich sehr schnell entwickelt um am Fortschritt der Weltwirtschaft teilzuhaben.  Wichtige Industriezweige sind beispielsweise die Produktion von Palmöl, Petroleum und Textilien, sowie elektrische Geräte, chemische Produkte und Schuhe. Die Nutzung der Umwelt steht dabei oft in Konkurrenz zum wirtschaftlichen Fortschritt im globalen Umfeld. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ressourcenschutz sind in der Mitte der Gesellschaft in Indonesien oft noch nicht verankert.

So wird in der Zeitschrift Spiegel von Thasia, einer Studentin aus Indonesien, mit folgender Aussage berichtet: "Meine Freunde und Verwandten interessieren sich nicht für die Klimakrise. Die Klimakrise ist ein Thema, über das in meinem Umfeld kaum gesprochen wird. Es ist so wissenschaftlich und komplex. Jugendliche wollen über so etwas Schwerwiegendes nicht sprechen, und fast alle meine Freunde und Verwandten interessieren sich nicht dafür, was in der Welt geschieht - vor allem nicht für die Klimakrise. Wir reden eher darüber, was wir vorhaben, über Gerüchte und Probleme in der Familie. Die Diskussionen über den Klimawandel sind auch für mich komplex und schwer zu durchschauen, aber ich bin mir bewusst, dass der Klimawandel mein Leben schon jetzt stark beeinflusst. Viele denken, dass wir die Folgen der Klimakrise erst in der Zukunft spüren werden, aber in Indonesien passiert der Klimawandel direkt vor unserer Nase: Indonesien wird zum Beispiel von einem Meeresspiegelanstieg bedroht, ebenso von Problemen in der Landwirtschaft, einer schlechteren Lebensmittelversorgung oder von Bränden. […]“

Doch obwohl ich zurzeit in einem Land bin, in dem der Umweltschutz kein großes Thema ist, ist mir diese Thematik gerade hier in den letzten Monaten sehr wichtig geworden. Anders als in Deutschland sehe ich die Auswirkungen hier viel konkreter. Hier gibt es nicht wie in Deutschland vier Jahreszeiten, sondern Trocken- und Regenzeit. Diese Zeiten kommen in den letzten Jahren nicht mehr regelmäßig, was landwirtschaftlich zu großen Verlusten bei der Ernte führen kann. Denn es ist schwer eine gute Ernte zu erzielen, wenn der Regen ausbleibt und sich das Klima erwärmt. Ein anderes Problem ist, dass es in Indonesien viele Waldbrände gibt. Oftmals werden diese leider bewusst angefacht um durch Brandrodung des Regenwaldes hauptsächlich Platz für weitere Palmölplantagen zu schaffen.  Abgesehen davon, wie wichtig der Regenwald für Mensch, Tiere und Umwelt ist, wie in meinem letzten Blogbeitrag schon angesprochen, ist er natürlich auch ein sehr wichtiger CO2 Speicher und eine gute Sauerstoffquelle. In den letzten Jahren wurden durch die Brände extrem große Mengen Kohlenstoff und andere Treibhausgase freigesetzt. Diese Emissionen sammeln sich in dem aufsteigenden Rauch und bilden eine dicke Wolke aus Smog, welche gen Westen nach Sumatra, und nach Borneo, Malaysia und Singapur treibt. In Malaysia wurden Schulen zeitweise geschlossen und in Singapur war die Feinstaubbelastung durch die Rodungen und den zusätzlichen vielen Verkehr so hoch, dass die Regierung in Betracht zog, Kinder und andere, die besonders unter der Luftverschmutzung leiden, mit Kriegsschiffen aus den Städten zu bringen.

Wie einige sicherlich mitbekommen haben, war Anfang des Jahres 2020 in Jakarta eine große Flutkatastrophe, die vielen Menschen das Leben kostete. Ein Grund dafür ist, dass Jakarta die am schnellsten sinkende Stadt der Welt ist. Zwar leben Menschen in Indonesiens Hauptstadt Jakarta schon immer mit Wasser, es kommt des Öfteren zu kleinen Überschwemmungen und Fluten, doch bald schon könnte das Leben dort unmöglich werden, wenn die Küstenstadt ganz im Meer zu versinken droht. Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel ansteigen, gleichzeitig entnehmen die Einwohner, die oft keinen Zugang zur öffentlichen Trinkwasserversorgung haben, zu viel Grundwasser. Die Folge ist, dass der Boden nachgibt und die ganze Stadt bis zu 25 Zentimeter im Jahr absackt. Das bedroht die Lebensgrundlage von 32 Millionen Menschen. 40 Prozent der Fläche befinden sich inzwischen unterhalb des Meeresspiegels. Dies ist unter anderem ein Grund, warum Indonesien seine Hauptstadt nun auf die Insel Borneo verlegen und die Regierung sowie das Parlament aus Jakarta abziehen möchte. Zudem leiden weite Teile Indonesiens seit Neujahr 2020 für ein paar Wochen unter den schlimmsten Monsunfällen seit 150 Jahren. Somit kam es zu der Überschwemmung, welche viele Menschenleben und zehntausenden Menschen ihren Wohnsitz kostete. Da Jakarta die zweitgrößte Stadt der Welt und sehr dicht bevölkert ist, ist auch hier Smog von der ganzen Abgase ein sehr großes Problem.

Das Problem, welches mir selbst jedoch selbst am Stärksten bewusst wurde, ist der Umgang mit der riesigen Menge an Müll. Gerade in Mamasa sehe ich wie täglich große Mengen an Plastik verbraucht und anschließend direkt weggeworfen werden. Und das oftmals genau an der Stelle, wo es soeben noch benutzt wurde. Öffnet man beispielsweise einen Schokoriegel, wird die Verpackung direkt fallen gelassen oder bei Autofahrten werden Plastikflaschen einfach aus dem Fenster geworfen. Wenn ich meine Einkäufe in meine mitgebrachte Tasche packe und keine Tüte will, wird es nur belächelt und die Leute fragen mich wieso ich es denn jetzt in meine Tasche packe. Bei fast jeder Veranstaltung gibt es Essen in Einmalverpackungen aus Plastik und Styropor. Da die Müllabfuhr nur an wenigen Stellen existiert und die Bewohner dafür oftmals nicht zahlen wollen, werden Müll und Dreck, wie bspw. überschüssige Farbe, zum Abwasser oder in den nächsten Fluss entsorgt. Das ist natürlich schlecht für die Umwelt und die Tiere. Des Öfteren sehe ich Tiere auf der Straße, welche im Plastikmüll nach Futter suchen und sich möglicherweise darin verhaken. Wenn es einfach vom Platz nichtmehr ausreicht den ganzen Müll zu lagern, wird er auf der Straße verbrannt.

Zunächst war ich ziemlich schockiert, dass die Umweltverschmutzung hier nicht thematisiert wird und in meinen Augen viel Müll verschwendet wird. Nachts wird beispielsweise häufig die komplette Deckenbeleuchtung angelassen, in den meisten Wohnzimmern läuft der ganze Tag der Fernseher nebenbei und es wird so gut wie jede, auch nur sehr kurze, Strecke mit dem Motorroller zurückgelegt. Über diese Themen gibt es hier wenig Aufklärung, z.B. auch in der Schule wird dies fast nicht behandelt. Wenn ich das Thema anspreche heißt es, „Ich als einzelne Person kann sowieso nichts groß machen, sondern die Regierung muss das regeln“. Das finde ich schade, denn als einzelne Person kann man immer im eigenen Umfeld einen Unterschied machen. Inzwischen fängt die indonesische Regierung allerdings langsam an, etwas zu unternehmen. Dazu gehört der Ausbau sanitärer Anlangen und des Abwassersystems und in größeren Städten sogar Mülltrennung und ordnungsgemäße Entsorgung. In Jakarta und Bali sind inzwischen schon Plastiktüten verboten. Es besteht die Hoffnung, dass auch die Bevölkerung und die anderen (über 6000 bewohnten) Inseln langsam mitziehen und sich etwas ändert.

Bei genauer Betrachtung der Situation wird mir klar, dass wir uns in Deutschland vielleicht der Probleme eher bewusst sind, aber trotzdem nicht viel konsequenter handeln. Vielleicht sind wir es nicht, welche die Feuer in den Regenwäldern anfachen, aber wir sind die Konsumenten des Palmöls, welches in sehr vielen Lebensmitteln und anderen Produkten, wie Butter, Schokolade, Brotaufstriche und Fertiggerichten, meist unter dem Namen „Vegetable Oil“ oder „Palm Oil“, enthalten ist. Somit wird die Palmölindustrie angekurbelt und mehr Fläche für die Palmen gebraucht. Wird dieser Konsum nicht reduziert, werden stetig größere Flächen Regenwald gerodet. Wir können dies tun, in dem wir bewusst Palmöl – freie Produkte kaufen.

Darüber hinaus könnten wir auch viel mehr Plastik vermeiden anstatt den Verbrauch mit dem deutschen Müllsystem zu rechtfertigen. Denn die Plastikmüllproduktion in Deutschland ist mit am höchsten von Europa. Und was passiert mit dem von uns in die Tonne geworfenen Müll? Rund elf Prozent aller Verpackungsabfälle aus Deutschland wurden im Jahr 2016 von anderen Ländern gekauft und ins Ausland exportiert, um sie zu recyceln. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts werden in den letzten Jahren vermehrt Plastikabfälle nach Indien, Malaysia und Indonesien importiert, wo sie auf Mülldeponien gelagert werden. Im Endeffekt ist es also auch keine gute Lösung, wenn ich in Deutschland Plastik produziere und ihn dann in die Tonne werfe. Es ist wichtig, überall Plastik zu vermeiden und zu reduzieren und auf andere Verpackungsmöglichkeiten, wie Stofftasche oder Glas- und Metallbehältnisse, umzusteigen.

Obwohl Deutschland als weit entwickeltes Land die Chance hätte einen guten Teil gegen die Emissionen beizutragen, wird pro Kopf vergleichsweise zu dem Durchschnitt anderer Länder sehr viel CO2 produziert. Das Land hat nach Angaben des Bundesumweltministeriums seit Beginn der Industrialisierung fast fünf Prozent der Erderwärmung verursacht - und das, obwohl der deutsche Anteil an der Weltbevölkerung heute nur etwa ein Prozent ausmacht. Was jeder einzelne persönlich zur Reduktion beitragen kann, sind größtenteils Verkehrseinsparung, heizen und warmes Wasser in privaten Haushalten und den Fleischkonsum eindämmen, welcher bekanntlich auch eine große Menge an Emissionen ausmacht. Auf meinen Reisen in den letzten Monaten habe ich auch schon sehr viel den Flugverkehr in Anspruch genommen und auch sonst zu Hause in Deutschland habe ich es eher präferiert Auto als Bus zu fahren. Doch inzwischen sehe ich, wie wichtig Umweltschutz ist, und versuche bei mir selbst anzufangen und mehr auf meinen ökologischen Fußabdruck zu achten. Ich hoffe, durch meinen Beitrag konnte ich auch Euch zum Nachdenken anregen.

Liebe Grüße,

Marie

info_outline
Oftmals landet der Hausmüll im nächsten Graben (EMS/Maier)
Oftmals landet der Hausmüll im nächsten Graben (EMS/Maier)
info_outline
Ölpalmen statt Regenwald auf Sumatra (Der Standard, https://images.derstandard.at/img/2019/04/15/plantage.jpg?w=600&s=80a76fc5fb1210c1c61ab9f86093ea58 21.02.2020)
Ölpalmen statt Regenwald auf Sumatra (Der Standard, https://images.derstandard.at/img/2019/04/15/plantage.jpg?w=600&s=80a76fc5fb1210c1c61ab9f86093ea58 21.02.2020)