
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Unterwegs auf den Straßen Indonesiens
Selamat tinggal Jerman, halo Indonesia!
Am Morgen des 31. August setzte ich mich mit den vier weiteren Indonesienfreiwilligen in den Flieger nach Denpasar auf Bali. Begleitet wurde ich von gemischten Gefühlen, denn einerseits sprühte ich nur so vor Vorfreude, andererseits war ich mit meinen Gedanken noch beim Abschied von meiner Familie und meinen Freunden. Zudem hatte ich keine Ahnung, was mich in den nächsten sechs Monaten alles erwarten würde. Ich befand mich sozusagen auf dem „Flug ins Ungewisse“. 15 Stunden später betraten wir dann zum ersten Mal indonesischen Boden und konnten es kaum erwarten, Bali kennenzulernen. Diese Ekstase wurde jedoch augenblicklich zerstört, als wir die scheinbar endlos lange Schlange vor dem Immigrationsschalter entdeckten. Während der nächsten zwei Stunden hatten wir dadurch sehr viel Zeit, neue Bekanntschaften zu knüpfen. Als wir dann endlich den Immigrationsschalter erfolgreich hinter uns gelassen hatten, wurden wir von einem wunderschönen Gefühl der Freude erfasst! Wir haben es geschafft! Wir sind in Indonesien!
Vom Flughafen wurden wir dann abgeholt und zu unserer Unterkunft, einem Homestay in der Stadt Badung, gebracht. Obwohl wir sehr erschöpft von dem langen Flug waren, wurden wir auf der Fahrt wieder sehr wach. Auf den Straßen Balis erschlugen uns so viele Eindrücke, da wusste man gar nicht, wo man hinschauen sollte. Zum einen herrscht in Indonesien Linksverkehr, woran ich mich erst einmal gewöhnen musste. Zum anderen hält sich niemand an die aufgezeichneten Spuren auf den Straßen, sondern fährt einfach in der Mitte der Straße, bzw. führt bis zu 3 zusätzliche Spuren ein. Auch die vielen Motorroller, die sich zwischen den Autos hindurchschlängeln (manchmal auch auf dem Gehweg), verstärken das Verkehrschaos drastisch. Während die Sonne langsam unterging fuhren wir vorbei an unzähligen hinduistischen Tempeln und kamen gegen 19 Uhr (um 15 Uhr sind wir gelandet ;) ) im Homestay an.
Die nächsten acht Tage verbrachten wir damit, erste Eindrücke von der indonesischen und vor allem von der balinesischen Kultur zu sammeln. Dafür stellte die Organisation MBM der Bali Church ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine. Von der Besichtigung hinduistischer Tempel, Indonesischunterricht, Einkaufen auf dem traditionellen Markt und anschließendes Kochen, bis hin zu nächtlichen Strandbesuchen (haben es aufgrund des Verkehrschaos nicht pünktlich zum Sonnenuntergang geschafft) war alles dabei. Ein weiteres Highlight stellten ganz eindeutig die Fahrstunden fürs Rollerfahren dar. Dabei lernten wir, dass wir theoretisch nur eine Regel befolgen mussten: Immer links fahren! Praktisch war es leider nicht ganz so einfach wie in der Theorie, sodass unsere wundervolle Mentorin Irene des Öfteren fast einen Herzinfarkt erlitt. Trotz allem entließ sie ihre Schäfchen nach dieser Woche guten Gewissens auf die Straßen Indonesiens.
Während dieser Orientierungswoche durfte natürlich auch das Probieren vieler regionaler Früchte, Speisen und Getränke nicht fehlen. Besonders schwer fiel es mir zunächst, schon zum Frühstück Reis zu essen. Als es dann einmal Toast mit Schokostreußeln zum Frühstück gab, schwebte ich im siebten Himmel. Außerdem kam es nicht selten vor, dass ich die Mahlzeiten aufgrund der scharfen Chilisoßen verschwitzt und mit Tränen in den Augen beendete. Aber keine Angst, daran und an den vielen Reis habe ich mich überraschenderweise sehr schnell gewöhnt.
Bevor es dann für uns auch schon weiter in unsere Einsatzstellen ging, mussten wir unbedingt noch eine wichtige Erfahrung machen: Die Frucht Durian, besser bekannt als Stinkfrucht, probieren. Um die Spannung zu erhöhen, bezogen wir die Durianverkostung in unsere abendliche UNO-Spielrunde ein. Für den Verlierer hieß es probieren! Komischerweise roch und schmeckte die Frucht gar nicht mal so schlecht, nur die Konsistenz (sehr weich und mehlig) war wirklich eklig…
Am nächsten Tag nahmen wir schweren Herzens von Bali Abschied, denn nun trennten sich unsere Wege. Wir traten aufgeregt und mit dem Gefühl „Jetzt wird es ernst!“ die 2. Etappe zu unseren Einsatzstellen an:
In Denpasar hoben wir dann vom balinesischen Boden ab und landeten eine Stunde später in Makassar. Dort verbrachten Pina und ich dann gezwungenerweise einen ganzen Tag, da der Bus nach Rantepao erst spät abends abfuhr. So nutzten wir die Chance, um in einer riesigen Shoppingmall noch die letzten Besorgungen zu machen und uns mit Proviant für die anstehende Busfahrt einzudecken. Über Nacht fuhren wir dann ca. acht Stunden in Richtung Norden, bis wir um 6 Uhr morgens verschlafen vom Busfahrer geweckt wurden. Ich muss gestehen, dass ich noch nie in einem so gemütlichen Bus gefahren bin wie in dem von Makassar nach Rantepao. An der Bushaltestelle wurden wir dann bei strömenden Regen herzlichst von Bertha Biantong, der Leiterin des Waisenheims, in Empfang genommen und zum „Panti Asuhan Kristen Tagari“ gebracht.
Endlich bin ich an meinem Ziel angekommen, welches mein Zuhause für die nächsten sechs Monate sein wird. Wie ich mich dort eingelebt habe und wie sich der Alltag im Waisenheim abspielt, das erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag!
Abschließend kann ich nur noch Eines hinzufügen: Egal, ob mit Roller, Auto, Bus, Citor, Flugzeug, Pete-Pete oder zu Fuß, irgendwie kommt man immer zum Ziel!

