Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Meine ersten Arbeitserfahrungen
Hallo liebe Leser/innen meines ersten Blogeintrages aus Südafrika. Ich bin wohlbehalten in dem kleinen Dorf Elim angekommen und habe bereits eine Woche im Elim Home gearbeitet. Ich wohne in einer Einzimmerwohnung neben der Wohnung meiner deutschen Mitfreiwilligen Johanna auf dem Gelände des Instituts. In der Kirchengemeinde habe ich angefangen im Posaunenchor zu spielen und wir hatten bereits zwei Auftritte. Ich möchte in diesem Blogeintrag über meine ersten Erfahrungen und Eindrücke im Rahmen meiner Arbeit erzählen.
Zuerst möchte ich aber allgemein über das Elim Home berichten. Das Elim Home wurde 1963 von der „Moravian Church of South Africa“ gegründet. Es ist eines der wenigen Heime für physisch und psychisch behinderte Kinder im ganzen Western Cape von Südafrika. Hier leben 50 behinderte Kinder. Zweimal im Jahr werden die Kinder für ein paar Tage nach Hause zu ihren Familien gebracht. Einige, die keine Möglichkeit haben zu ihrer Familie zu gehen, bleiben jedoch das ganze Jahr im Institut. Außerdem betreibt das Elim Home zwei Tagesbetreuungen für behinderte Kinder. Die eine ist in Bredasdorp, der nächst größeren Stadt. Die andere befindet sich in Gansbaai. Das Elim Home ist mit 62 Angestellten der größte Arbeitgeber Elims. Elim ist ein kleines Dorf mit circa 1500 Einwohnern. Näheres zu Elim und seiner Umgebung werde ich jedoch in einem separaten Blogeintrag erzählen.
Die Kinder im Elim Home sind in fünf verschiedene Gruppen aufgeteilt. Ich habe nun bei den Seerowers (das ist Afrikaans und bedeutet Seeräuber) angefangen und werde dort für die nächsten zwei Monate arbeiten. Die Idee ist, dass ich danach monatlich die Gruppe wechsle, um einen Einblick in alle Bereiche und Gruppen des Heims zu bekommen. Auch habe ich die Option, einen Einblick in die Physiotherapie und Ergotherapie des Instituts zu bekommen. Darüber hinaus betreibt das Elim Home ein Tomatenprojekt, welches ertragreich Tomaten erwirtschaften soll. Dort könnte ich auch einen Monat arbeiten, wenn ich dies möchte.
Nun möchte ich aber zu meiner aktuellen Arbeit mit den acht Jungs, die zur Gruppe der Seerowers gehören, erzählen. Es handelt sich um junge Männer zwischen 15 und 37 Jahren. Geistig sind diese auf dem Niveau von Kleinkindern. Zwei Jungs meiner Gruppe sitzen im Rollstuhl. Die anderen haben keine körperliche Behinderung. Die geistigen Behinderungen sind ganz unterschiedlich und oft komplex. Oft handelt es sich um Epilepsie oder Spastik oder es wird von intellektueller Untauglichkeit gesprochen. Einer der Jungs ist zusätzlich auch gehörlos. Aufgrund des schweren Grades der Behinderung, fällt es mir bisher insgesamt schwer, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Aber ich merke wie dies von Tag zu Tag besser wird.
Ich beginne meinen Arbeitstag um 8.00 Uhr mit dem Waschen und Umziehen der Seerowers und beende diesen um 16:00 auch mit dem selbigen. Dazwischen gibt es verschiedene Mahlzeiten, bei denen ich teilweise füttere oder beim selbstständigen Essen assistiere. In der Zeit des Mittagsschlafes der Jungs ist es meine Aufgabe, die frische Wäsche zusammen zu legen und an den richtigen Platz zu verfrachten. Jeden Tag gibt es am Vormittag und am Nachmittag eine Aktivität. Diese Freizeitgestaltungen sind nicht vorgeschrieben, aber der Ordnung halber gibt es Überbegriffe für die Aktivitäten. Solche Überbegriffe lauten zum Beispiel: Feinmotorik, Grobmotorik, Wahrnehmung der Umwelt und allgemeine Stimulierung der einzelnen Sinne.
Außerdem muss während eines Tages auch die eine oder andere Windel gewechselt werden. Bisher bin ich nur eine unterstützende Kraft für zwei Frauen, welche die Gruppe betreuen. Oft jedoch bin ich noch derjenige der Unterstützung braucht, anstatt wirklich eine Hilfe zu sein. Nach einem Tag im Heim bin ich immer sehr erschöpft, da mich neben der körperlichen Belastung auch die psychische Belastung mitnimmt. Ich arbeite von Montag bis Freitag. Die Wochenenden habe ich frei.
An den ersten Tagen war die Arbeit schwierig für mich, da ich die Abläufe im Heim nicht kannte und deshalb eher im Weg stand, als zu helfen. Außerdem ist neben der Sprache auch der Umgang mit Mehrfachbehinderten neu für mich und stellt eine sehr große Herausforderung dar. Aber langsam würde ich sagen, dass sich eine Art Routine im Arbeitstag einpendelt. An viele Dinge habe ich mich jedoch noch nicht gewöhnt und dies wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen und Erlebnisse mit sich, die ich zu meistern und zu erfahren habe.