Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Gemeinsamer Ausflug mit allen Mädchen und Mitarbeitern zum Strand (Foto: EMS/Waidele)
16. Juni 2017

Ich packe meinen Koffer ...

Janina

Janina

Indien
absolviert ihren Freiwilligendienst in einem Mädchenheim
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Zehn Monate hört sich nach so einer langen Zeit an, aber sie vergeht wie im Flug und am Ende steht man da und denkt sich: „ Es kann doch nicht schon wieder an der Zeit sein, die Koffer zu packen, oder?“ Genauso geht es mir zur Zeit. Ich stehe jeden morgen auf und kann es nicht fassen, dass wieder ein Tag hier vorbei gegangen ist. Meine Abfahrt rückt immer näher und es gibt noch so viel zu tun. Ich muss mich von so vielen wunderbaren Menschen verabschieden und ich muss packen, was das fast noch größere Grauen ist für mich. Wer mich kennt weiß, ich schiebe so Sachen gerne vor mir her und mach es dann in den letzten paar Stunden bevor ich fahren muss. Aber diesmal ist es etwas anderes, dieses Mal muss ich alles einpacken, alles was ich hier habe, ich kann nicht einfach ein paar Sachen da lassen weil ich ja eh zurück komme, denn ich komme so schnell wahrscheinlich nicht mehr zurück. Die noch größere Herausforderung ist, was kann ich schon in meinen Koffer packen und was werde ich am Ende in meinen Rucksack packen, denn in den letzten paar Wochen in Indien möchte ich nicht immer meinen Koffer wieder aufmachen müssen, wenn ich dann an Lottes Einsatzstelle bin oder gar in Chennai kurz vor unserem Rückflug. Alles nicht ganz so mein Ding also. 

Was es mir natürlich auch schwer macht zu gehen sind die Kinder, die ich das Jahr über echt ins Herz geschlossen habe und auch die neuen Kinder die ich erst seit drei Wochen kenne, würde ich einfach noch gerne etwas länger um mich herum haben. Zwar wusste ich das von Anfang an, dass ich nicht für immer hier sein kann, doch wenn es dann schon fast so weit ist, ist es schwer zu begreifen und man würde am liebsten gar nicht mehr gehen.

Was ich sonst so noch zu tun habe die nächsten zwei Wochen ist, ich muss meiner Chefin noch alles erklären am Computer, denn ich habe ihn mal etwas entrümpelt und sortiert, Tabellen aus dem Wordprogramm in eine Exceltabelle umgearbeitet und vieles mehr was es für sie, die noch nie wirklich alleine Dinge am Computer gemacht hat, zwar letztendlich einfacher machen soll aber am Anfang ist es dann doch etwas verwirrend, wenn nicht mehr alles einfach querbeet gespeichert ist, sondern es plötzlich Ordner gibt die man anklicken muss.Dann muss ich noch einmal zur Ausländerbehörde und mich abmelden und meine Ausreiseerlaubnis holen und dann muss ich noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen die ich einfach noch mit nach Hause nehmen möchte. Aber andererseits möchte man die Zeit die man noch hat genauso genießen wie auch den Rest der Zeit und sich nicht aufs Ende hin noch völligen Stress machen. Drückt mir die Daumen dass ich alles auf die Reihe bekomme :D

Aber was passiert danach, wenn ich Kannur verlassen habe? Ich habe schon anklingen lassen, ich werde erst einmal zu Lotte nach Khammam fahren und dort mit ihr und Paula unsere letzte Zeit gemeinsam in Indien genießen und dann fahren wir von dort gemeinsam nach Chennai, wo wir dann unseren Flieger zurück nach Deutschland nehmen werden. Ist schon ein komisches Gefühl zu wissen dass man nach knapp elf Monaten wieder deutschen Boden unter den Füßen haben wird! Ich werde vieles hier vermissen wenn ich wieder in Deutschland bin. Ich werde diese Freiheit vermissen, die ich hier habe einfach reisen zu können und neue Dinge entdecken zu können, ich werde die Natur vermissen die von Bundesstaat zu Bundesstaat anders ist aber nie genauso wie wir es aus Deutschland kennen, ich werde es vermissen mittags nach dem Mittagessen einfach in die Stadt zu gehen und mich für 1-2 Stunden einfach in den Laden von Deepa, meiner Schneiderin setzen zu können und einfach zuzusehen wie sie und ihre drei Mitarbeiterinnen arbeiten, Dinge nähen und einfach so eine Freude dabei haben. Ich werde es vermissen einfach zum Strand laufen zu können, unterwegs noch einen Kaffee oder Chai zu trinken und dann einfach am Strand sitzen und den Wellen lauschen. Ich werde es vermissen im Gottesdienst meinen Gedanken einfach freien Lauf zu lassen, weil ich vom Gottesdienst eh nichts verstehe. 

Ich könnte noch so vieles mehr sagen was ich vermissen werde, aber ich möchte euch noch erzählen worauf ich mich freue, wenn ich wieder in Deutschland bin und ganz oben auf dieser Liste steht natürlich meine Familie und Freunde wieder zu sehen. Man lernt erst zu schätzen was man an all den Menschen in seinem Leben hat wenn man sie eine ganze Weile nicht einfach um sich herum hatte sondern nur per WhatsApp Kontakt hatte. Umso mehr werde ich es genießen, wenn ich wieder zuhause bin. Ich freu mich aber auch auf das deutsche Essen oder besser gesagt auf Essen was nicht größtenteils aus Reis besteht. Aber mal sehen ob ich nicht nach 2-3 Wochen einfach wieder meinen Reis haben möchte? Aber das werde ich ja sehen sobald ich zuhause bin.

Ich nehme so viele Erinnerungen aus diesem wundervollen Land mit nach Hause und ich bin gespannt wie es dann in Deutschland weiter geht, ob das Land das ich von Kindheit an kannte plötzlich auch ein paar Überraschungen und ein paar neue Entdeckungen für mich auf Lager hat? Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf wieder nachhause zu kommen, wie schwer es auch ist mein Zuhause hier aufgeben zu müssen.

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Chickencurry kochen! (Foto: EMS/Waidele)
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Und natürlich meine Lieblingsbeschäftigung: Musik machen! (Foto: EMS/Waidele)