Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Diese Bäume haben wir für den Basar geschmückt. (Foto: EMS/ Jeric)
19. Dezember 2016

Advenire

Alisa

Alisa

Jordanien
leistet ihren Freiwilligendienst in einer integrativen Blindenschule
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Die Adventszeit

Dass Weihnachten bald vor der Tür stehen würde, wurde mir Ende Oktober deutlich: In der Schule begannen unsere Vorbereitungen. Okay, es waren „nur“ die Weihnachtsgrußkarten, die wir gestalten und die Texte schreiben sollten, aber es war überraschend, so früh damit zu beginnen. Im November ging es weiter mit Basteln und Dekorieren und die Kinder des Kindergartens und Schulkinder von der ersten bis zur dritten Klasse übten fleißig ihre Tänze, Lieder und das Krippenspiel ein. Ich hatte oft die Gelegenheit, bei vielen dieser Dinge mitzuwirken, was mir total viel Spaß machte. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir die Dekoration etwas zu viel blinkte: Es sind viele Weihnachtsbäume, geschmückt mit Lichterketten, Kugeln, Lametta, glitzernden Sternen et cetera, im Haus und auf dem Schulhof aufgestellt. An den Türen der Klassenzimmer haben Lichterketten und Weihnachtsmänner aus Pappe ihren Platz gefunden. Auch in der Kirche hat ein mit goldenen Kugeln und unterschiedlich schnell blinkenden Lichterketten geschmückter Weihnachtsbaum seinen Platz gefunden, dazu kam eine Krippe und auch die Fenster und der Altar blinken. Für mich war es beim ersten darauf folgenden Gottesdienst ungewohnt, dass die Lichterketten angestellt waren.

Sowohl von der Gemeinde, als auch der Schule gab es verschiedene Veranstaltungen. So hatten wir beispielsweise am 03. Dezember einen Basar der Schule, bei dem ein Chor der Schule gesungen hat, die Lichterketten eingeweiht wurden und es unterschiedliche Stände mit etwas zum Essen und Trinken, Spielzeug oder zum Fotos machen gab. Es lief Weihnachtsmusik, war kalt und dunkel – ich hatte etwas „Weihnachtsmarkt-feeling“. Eine Woche vor Heiligabend hatten wir eine Weihnachtsfeier für die Kindergartenkinder und die Schülerinnen und Schüler der ersten bis dritten Klasse. Bei dem Hauptteil konnte ich leider nicht dabei sein. Dafür hatte ich eine andere Aufgabe: Ich sollte Santa Claus spielen. Ich zog mich dafür um: das Kostüm war zu groß, erfüllte dennoch seinen Zweck. Mit einer Glocke in der Hand lief ich durch das Publikum, das hauptsächlich aus Eltern bestand, auf die Bühne zu. Dort drehte ich noch ein paar Runden bis das Lied zu Ende ist. Ich setze mich auf einen Stuhl und warte auf die Kinder. Klasse für Klasse kommt auf die die Bühne und ich überreiche jedem Kind persönlich ein Geschenk. Unter der Maske wurde es ziemlich warm und ich war froh, draußen an der frischen Luft sein zu können. Dort ging es weiter: Alle konnten mit mir ein Bild machen – natürlich freiwillig. Viele Kinder hatten Angst vor mir, da die Maske nicht sehr einladend aussah. Spaß hatten wir dennoch und den Schülerinnen und Schülern war es ein Vergnügen an meiner Maske zu ziehen. Wer wohl dahinter steckt?

Leider sind mehrere Veranstaltungen aufgrund des Wetters und später wegen des Anschlag in Kerak ausgefallen. In den Städten war nicht viel von Weihnachten zu spüren, wir leben hier in einem muslimisch geprägten Land. In manchen Malls war es weihnachtlich geschmückt, sowie manche christliche Häuser und Kirchen. Die Innenstadt dagegen war in keiner Aufruhr, das alltägliche Treiben nahm seinen Lauf. Dennoch war das für mich gar nicht so schlimm, weil ich selbst auch nicht einem allgemeinen Stress verfiel. Die letzten Jahre waren immer sehr von der stressigen Klausurenphase geprägt und ich hatte keine Zeit mich auf Weihnachten einzustimmen. Der Heilige Abend überfiel mich regelrecht und die Geschenke waren gerade so rechtzeitig fertig. In diesem Jahr gab es für mich Zeit um anzukommen und mich darauf einzustimmen. Während es in der Schule geschmückt war und viele Vorbereitungen getroffen wurden, wurde ich auf der Straße nicht „bedrängt“, kein du-musst-deine-Geschenke-kaufen!, nichts, was einem ein schlechtes Gewissen bereiten könnte. Ich habe gemerkt, dass es auch ohne geht und ich trotzdem alles rechtzeitig schaffen kann. Oft machte ich mir Gedanken darüber, wie in Deutschland Weihnachten in der Öffentlichkeit dargestellt wird und welche Konsequenzen daraus folgen. Alles in allem genieße ich die Zeit und die Adventszeit in ihrem eigentlichen Sinne. Ich bin gespannt wie die letzten Tage vor dem großen Fest noch verlaufen werden. Am Donnerstag vor Weihnachten ist der letzte Schultag.

Alisa

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Am 03. Dezember fand der Basar auf dem Gelände der Schule statt. (Foto: EMS/ Jeric)
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Im Erdgeschoss des Irbid City Centers gab es einen großen geschmückten Baum. (Foto: EMS/ Jeric)