Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Sonnenaufgang in Kanyakumari (Foto: EMS/Müller)
Sonnenaufgang in Kanyakumari (Foto: EMS/Müller)
11. Oktober 2017

Hallo Nagalapuram!

Nele

Nele

Indien
wirkt in einem Frauenzentrum mit
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Blogeintrag #2

Hallo ihr Lieben,

wie versprochen kommt hier der zweite Teil meiner die-ersten-Schritte-auf-indischem-Boden- Geschichte. Nachdem Sister Kasthuri, die Leiterin meiner zukünftigen Arbeitsstelle, mich in Bangalore abgeholt hatte, besuchten wir zuerst noch das in Bangalore ansässige Ordenshaus. Dort lernte ich einige der älteren Schwestern kennen, die sofort versuchten mich zu überreden nach diesem Jahr ebenfalls ihrem Orden beizutreten. Nachdem ich dieses Angebot dankend abgelehnt habe, machten wir uns auf den Weg zur Bahnstation. Während wir auf den Zug warteten versuchte Kasthuri, mir das ganze Zugsystem zu erklären. Da wir über Nacht fuhren, hatten wir Plätze in einem Schlafabteil (Sleeper-class) gebucht. Das besondere hierbei ist, dass man nicht einen Sitz bucht, sondern eine Liege, auf der man die Nacht über schlafen kann. Das war etwas völlig Neues für mich und sehr aufregend. Da wir auf dem Orientierungsseminar viele Vorträge zum Thema ,,Sicherheit auf Reisen" angehört hatten und mir Kasthuri auch einige Schauergeschichten von geklauten Rucksäcken erzählte, war ich etwas paranoid und hielt meinen Rucksack die ganze Fahrt über fest umklammert. Nachdem Kasthuri und ich (samt Koffer und Rucksack) heil in Satur, der nächstgelegenen Bahnstation, angekommen waren, folgte noch eine einstündige Autofahrt nach Nagalapuram. Froh endlich dort zu sein und auch ein bisschen aufgeregt, wurde ich von den Kinder mit einem einstudierten Lied begrüßt. Alle waren unheimlich freundlich und nahmen mich herzlich auf.

Die nächsten Tage verbrachte ich erstmal mit eingewöhnen und umschauen. Ich war anfangs sehr befangen und unsicher, da ich die Sprache nicht verstand. Außerdem vermisste ich meine Familie sehr. Nach der Gesellschaft der anderen Freiwilligen in Chennai und Bangalore fühlte ich mich hier ein wenig einsam. Das änderte sich jedoch schnell, denn drei Tage nach meiner Ankunft in Nagalapuram kehrte Anna (ehemalige Freiwillige) ins Center zurück. Sie war in ihren Semesterferien hier um ihre ,,Indian Family" zu besuchen. Durch Anna lernte ich die Abläufe und Hintergründe im Center kennen und ich genoss es sehr jemanden zu haben, den ich mit all meinen Fragen löchern konnte (und dessen Antworten ich auch einwandfrei verstehen konnte). Nach einigen Tagen, kam auch Clara (ehemalige Freiwillige aus Khammam) nach Nagalapuram. Ihre Reisepläne hatten sich aufgrund einer Krankheit geändert und so verbrachte auch sie den Rest ihres Urlaubs bei uns. Falls die beiden das hier lesen sollten: Danke ihr zwei, dass ihr mir die Eingewöhnung erleichtert habt und mich mit euren begeisterten Erzählungen daran erinnert habt, warum ich unbedingt ein Auslandjahr machen wollte. Ihr habt mich aus meinem Tief geholt. Ich hoffe sehr, ich sehe euch irgendwann in Deutschland bei einem Treffen der EMS wieder.

Nachdem die beiden abgereist waren, hatte ich gar keine Zeit zurück in mein Tief zu fallen, denn die Ferien hatten angefangen und ich unternahm mit Leah, der Freiwilligen aus Satchyapuram und damit die nächste deutsche Seele, eine Reise nach Kanyakumari. Die Stadt liegt am Cape Comorin, dem südlichsten Punkt Indiens und ist die Stelle, an der sich drei Meere treffen. Der indische Ozean, das arabische Meer und der Golf von Bengalen fließen hier ineinander. Außerdem ist es der einzige Ort Indiens an dem man die Sonne sowohl bei Sonnenauf- als auch bei Sonnenuntergang im Meer aufsteigen, bzw. versinken sieht. Der Sonnenuntergang im Meer fiel für uns wegen Wolkenwand zwar leider aus, doch an unserem letzten Morgen wurde ich Zeugin eines atemberaubenden Sonnenaufgangs (Er war sogar das Aufstehen um 5 Uhr wert und das will bei mir schon was heißen;))

Wie ihr seht ist mein Alltag hier noch nicht besonders ... alltäglich. Deshalb werde ich mit der Beschreibung meiner Aufgaben und meines Tagesablaufs noch warten, bis hier alles ein bisschen geregelter abläuft. Das kann vermutlich noch etwas dauern, denn die nächste Reise steht schon fest. Wir wurden von unserem Mentor Solomon am 14. Und 15. Oktober nach Karnataka (dem Nachbarbundesland) zum Treffen des Youth Departments eingeladen. Dort werde ich auch (fast) alle anderen Freiwilligen wiedertreffen, worauf ich mich wahnsinnig freue.

Zu meiner aktuellen Stimmungslage kann ich sagen, dass ich mich inzwischen sehr wohl fühle. Es gibt natürlich noch Momente in denen ich unsicher bin oder mich nach Deutschland sehne, aber das wird aufgewogen durch die Momente, in denen ich Zeit mit den wundervollen Menschen hier im Center verbringe. Alle sind wahnsinnig freundlich und hilfsbereit und zeigen mir, dass auch ich ein Teil ihrer ,,Indian Family" bin.

Macht´s gut und bleibt neugierig!
Eure Nele

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Endlich angekommen im WWTC! (Foto: EMS/Müller)
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Anna und ich auf dem Dach des Centers (Foto: EMS/Müller)