Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Willkommen sein.
Vorneweg muss ich sagen, dass es mir hier wirklich sehr gut geht! Die jordanische Willkommenskultur lässt mir gar keine andere Wahl, als mich hier wohl und fast schon zu Hause zu fühlen. Unsere Gastmutter Elham wiederholt gerne mit einem aufrichtigen Lächeln, dass wir nun ein Teil ihrer Familie, ihre neuen Töchter sind. Es bleibt auch nicht nur gesagt: Wir werden regelmäßig zum Mittagessen bei Familienbesuch eingeladen, hin und wieder steht plötzlich ein Teller selbstgemachter Hummus oder Dattelkekse auf unserem Küchentisch oder wir werden gebeten auf einen schwarzen Kardamomtee mit ihr Gemeinschaft zu haben. Zudem sorgt sie sich um uns wie eine Mutter, wenn wir beispielsweise spät nach Hause kommen oder uns einen Tag nicht gesehen haben. Genauso wohlwollend wurden wir von dem Pfarrer, Schulgründer und -leiter Samir Esaid aufgenommen.
In der Schule werden wir weiterhin mit einem herzlichen Ahlan wa Sahlan (Willkommen) von den Lehrern und Erziehern begrüßt. Von den Kindern wurden wir zwar anfangs mit neugierigen Blicken zurückhaltend gemustert, aber schnell auch von ihnen mit offenen Armen angenommen.
Da die Schule erst am 1. September begonnen hat, haben wir in den ersten zwei Wochen die Office-Arbeit gepflegt: E-Mails verfasst und zahlreiche Dankeskarten für deutsche Kontakte und Unterstützer gestaltet und geschrieben. Zur Vorbereitung auf den Schulstart waren wir auch tatkräftig beim Dekorieren der Korridore und Klassenzimmer eingebunden. Seitdem die Schule nun wieder mit Kindern gefüllt ist, stellt sich unsere Arbeit deutlich abwechslungsreicher dar. Zur Unterstützung waren wir sowohl im Kindergarten als auch in den Schulklassen eingesetzt und haben einen guten Überblick über den Schulalltag gewinnen und natürlich viele freche Kinder und liebenswerte Lehrer kennenlernen dürfen. Denn bisher ist uns die Arbeitseinteilung, wer im Kindergarten und wer in der Schule arbeitet, noch unbekannt.
Und plötzlich ist alles anders.
Insgesamt hat sich so ziemlich alles verändert, seitdem ich hier in Irbid lebe: Das Klima ist besonders mit langer Kleidung trocken und heiß. Der Verkehr ist chaotisch und aufgrund des ständigen Hupens sehr laut. Die Menschen sind mir unglaublich herzlich, zuvorkommend und interessiert begegnet. Das Essen besteht aus viel Reis, Fladenbrot, Hähnchen und ganz wichtig: Öl. Die Geräuschkulisse wird dominiert von den schallenden Rufen des Muezzins und energischem Arabisch. Die Vegetation ist trocken und staubig, aber bei guter Sicht atemberaubend ...
Das Leben erweist sich als einfacher und spontaner, allerdings für mich auch als eingeschränkter. Ich habe mich an die gesittete Kleiderordnung zu halten, darf keinen öffentlichen Sport betreiben, ab 20 Uhr nicht mehr aus dem Haus und mich generell nicht alleine draußen aufhalten. Auf den Straßen Irbids ziehe ich aufgrund meines europäischen Aussehens viel unerwünschte Aufmerksamkeit auf mich. Allerdings werde ich mich damit arrangieren müssen, um in diese so andersartige Welt einzuschmelzen und die Kultur wirklich erleben zu können.
Alles in Allem bin ich sehr dankbar für die letzten erlebnisreichen Wochen und freue mich auf die kommenden Monate!
Liebe Grüße aus Jordanien
Julia