Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Aussicht über Mamallapuram (Foto: EMS/Müller)
06. Oktober 2017

Aufbruch ins Ungewisse

Nele

Nele

Indien
wirkt in einem Frauenzentrum mit
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Hallo ihr Lieben,

ich bin jetzt erst seit vier Wochen in Indien und doch fühlt es sich nach einer Ewigkeit an. Meine Gefühle schwankten in dieser Zeit von unglaublich glücklich bis nach unglaublich traurig und wieder zurück. Zwischendrin machten sie halt bei Begeisterung, Bestürzung, Stauen, Unglauben, Unbehagen und Dankbarkeit. Aber jetzt mal von Anfang an: Die Reise begann am Frankfurter Flughafen. Schon auf der Hinfahrt machten sich merkwürdige Gefühle in mir breit. "War das tatsächlich die letzte Autofahrt mit meiner Familie? Stehe ich wirklich im Begriff Deutschland für zehn Monate zu verlassen?" Ja das tue ich. Zum ersten Mal realisierte ich, dass es tatsächlich so weit war.

Am Flughafen traf ich die anderen. Zu siebt machten wir uns nach einem (zumindest bei mir sehr tränenreichen) Abschied auf den Weg durch die Security. Ich war sehr glücklich darüber, nicht allein fliegen zu müssen, so hab ich nach dem Zwischenstopp in Dubai auch problemlos das richtige Gate gefunden ;-)

In Chennai angekommen wurden wir auch gleich in Empfang genommen und zum Hauptquartier der CSI (Church of South India) chauffiert. Das Klima? Keine Überraschung. Habe ich erwartet, dass es heiß wird? Ja! Ist es heiß? Ja!! Über den Verkehr werde ich später noch ein, zwei Wörtchen verlieren. Die drei Tage, die wir in Chennai verbrachten, verbrachte ich erstmal damit, die neuen Eindrücke zu verarbeiten und die neuen Techniken (Essen, Duschen und Waschen) auszuprobieren. Das Essen ohne Besteck ist sehr lustig, ich glaub ich werd das beibehalten ... wäre auf jeden Fall ein Spaß in DeutschlandJ Das Duschen mit Eimer ist etwas, an das man sich leicht gewöhnt, im Gegensatz zum Waschen. Ganz ehrlich... wären es keine 6.639 Kilometer Abstand würde ich meine Schmutzwäsche zum Waschen zu Mama schicken.

Am 4. September fuhren wir dann mit unserem Mentor Solomon nach Bangalore, wo wir weitere drei Tage Einführungsseminar hatten. Neben Vorträgen zum Thema Sicherheit und Reisen, den Golden Rules für Freiwillige und den Don´ts und Do´s, lernten wir auch jede Menge über die Arbeit der CSI. Als wir am 7. September alle von Vertretern unserer zukünftigen Arbeitsstellen abgeholt wurden, stellte sich bei mir irgendwie das Gefühl ein, als würde man aus dem Feriencamp wegfahren. Die vergangenen Tage mit den anderen Freiwilligen waren wunderschön und aufregend und ich freu mich schon darauf alle wiederzutreffen. Doch jetzt geht für mich erstmal alleine weiter. Meine Fahrt ins Unbekannte startet mit einer höchst ungewöhnlichen Zugfahrt in einem indischen Sleeperzug aber das werde ich euch nächstes Mal erzählen...

Oh, ich hatte euch noch ein Wort über den Verkehr versprochen. Hier kommt es: VERRÜCKT! Ich versuche in meinen Blogeinträgen möglichst vorurteilsfrei und klischee-unbehaftet zu sein, aber nachdem ich jetzt in zwei Großstädten und auf normalen Landstraßen unterwegs war kann ich das Klischee des indischen Verkehrs absolut bestätigen. Mich erinnert das Ganze ein bisschen an das Spiel Tetris. Autos, Busse und Motorrikschas fahren auf zwei Spuren dreispurig, jeder freie Meter dazwischen wird mit Motorrädern und Rollern gefüllt, überholt wird auf beiden Seiten des Autos und wenn etwas auf der anderen Spur entgegenkommt, dann hat das gefälligst auszuweichen. Die Sprache, die hier gesprochen wird ist Hupen. Das kann so gut wie alles bedeuten. "Achtung! Hier komme ich", "mach mal Platz ich muss durch" oder vielleicht auch einfach nur "ich steh im Stau und mir ist langweilig", so ganz durchschaut habe ich das noch nicht. Als Fußgänger braucht man starke Nerven, man läuft einfach drauflos, wenn sich eine Lücke ergibt. Vielleicht ist das in deutschen Großstädten auch so aber ich komme nun mal aus einem kleinen Ort, indem man selbst nachts, wenn kein Auto kommt an einer roten Fußgängerampel wartet, und bin deshalb einfach nicht daran gewöhnt sich auf die Straße zu stellen und wie Moses das Automeer zu teilen. Merkwürdigerweise fügt sich das Chaos trotzdem zu einem großen Ganzen zusammen. So, das waren genug Worte über den Verkehr.

Wie meine ersten Tage an meiner Einsatzstelle waren, werde ich euch in einem extra Blogeintrag erzählen, der hoffentlich bald folgt, das würde jetzt deutliche den Rahmen sprengen. Macht´s gut und bleibt neugierig :-) 
Eure Nele

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Bananen- und Kokospalmen statt Kastanien und Buchen (Foto: EMS/Müller)
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So sieht "typisch indischer" Großstadtverkehr aus (Foto: EMS/Müller)