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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Unsere Kinder beim Mittagessen auf Bananenblättern (Foto: EMS/Mayer)
Unsere Kinder beim Mittagessen auf Bananenblättern (Foto: EMS/Mayer)
15. April 2019

Indisches Essen: Reis und ...?

Lea

Lea

Indien
unterstützt ein Heim für Kinder mit geistiger Behinderung
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Indien ist ein Land voller Gegensätze, deshalb gibt es auch nicht „das indische Essen“. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Spezialitäten und Gerichte.

Ich berichte vom Essen aus Tamil Nadu und meiner Einsatzstelle, welches täglich von einer Köchin und zwei Helferinnen aus dem Erwachsenenheim für die Kinder und uns Mitarbeiter*innen zubereitet wird.

Indisches Frühstück

Wir essen verschiedene Gerichte zum Frühstück. Mindestens ein- bis zweimal in der Woche gibt es „Idli“, eine Art gedämpfte Reisküchle, und „Dosa“, ein dünner Pfannkuchen, die beide aus demselben Teig gekocht werden. Die Herstellung benötigt eine längere Vorbereitungszeit. Zuerst wird der Reis gewaschen und einige Stunden in Wasser eingeweicht, anschließend wird er gemixt und gerührt, wodurch der Teig eine seidige Konsistenz bekommt und fertig zum Weiterverarbeiten ist. Für „Idli“ füllt man den Teig in einen speziellen Dampfeinsatz eines Topfes, wo er dann einige Minuten gedämpft wird und durch den Einsatz seine rundliche Form erhält. Brät man den oben genannten Teig auf dem Herd wie einen Pfannkuchen, so erhält man „Dosa“, welchen man durch das Hinzufügen von Zwiebeln, Chili, Masalagewürz etc. in unterschiedlichen Varianten genießen kann. Sowohl „Idli“ als auch „Dosa“ haben einen leicht säuerlichen Geschmack und werden meist mit einem Kichererbsen- oder Kokusnusschutney oder mit “Sambar“, einer Soße auf Basis von Linsen und Tamarinde, gegessen.                                                                                              

Eines der indischen Brote, die es hier zum Frühstück und auch Abendessen gibt, heißt „Chappatti“. Der nur aus Weizenmehl, Wasser und Salz bestehende Teig wird dünn ausgerollt und auf dem Herd mit Öl angebraten. „Poori“ ist ein weiteres Frühstücksgericht, das es bei mir in der Einsatzstelle nur sehr selten gibt, das ich jedoch außerhalb gerne esse. Der „Chappatti“-Teig wird nicht in der Pfanne gebraten, sondern in Öl ausgebacken. zu „Chappatti“ und „Poori“ isst man, wie zu „Idli“ und „Dosa“, Chutney und Sambar.

Zum Frühstück werden auch verschiedene Arten von Brei hergestellt. "Pongal“ ist ein Reis-/ Linsenbrei, der süß mit Rosinen, Zucker und Cashewnüssen oder herzhaft mit Pfefferkörnern und Cashewkernen gegessen wird. Ein dickerer und fester Brei aus grobem Reismehl oder trockenem Grieß heißt “Upma“ und wird mit Zwiebeln, Pfefferkörnern und Chilis zubereitet. Um diesen Brei süß zu genießen, wird einfach eine Portion Zucker auf den Teller gegeben und mitgegessen. Im Gegensatz zum dicken Brei “Upma“ gibt es auch den flüssigen Reisbrei “Kanji“. Hier wird der Reis mit viel Wasser und einigen Linsen gekocht und ist deshalb sehr dünn. Aufgrund der Wassermenge und des geringen Eigengeschmacks des Reises hat Kanji meiner Meinung nach nur wenig Geschmack. Zu allen Arten von Brei wird hier gerne “Pickle“, ein in Öl und Gewürzen eingelegtes Gemüse oder Obst, gegessen. Für die meisten „Pickle“ werden unreife Mango, Jackfrucht, Knoblauch oder Ingwer benutzt.  Meist ist dies scharf und gibt dem Brei dadurch etwas mehr Geschmack.

Indisches Mittagessen

Ein Gericht, dass es bei uns fast täglich zum Mittagessen gibt, ist der weiße Reis mit Curry. Dieser wird jedoch stets mit unterschiedlichem Gemüse wie beispielsweise mit gekochtem Rettich, Aubergine, “Drumstick“, “ladies finger“, etc, zubereitet. Das bekannteste Curry ist wohl das Linsen-Curry.

Ungefähr einmal wöchentlich gibt es Hühnchen, das mit Pfeffer, Chili, Masala…... gewürzt und in einer Soße zum Reis serviert wird.  

Nach dem ersten Gang, dem Reis mit Soße, bekommt man eine zweite Portion Reis, die mit “Rasam“, einer dünnflüssigen würzig-scharfen Suppe, gegessen wird. Diese soll die die Verdauung anregen. Nach „Rasam“ wird die dritte Portion Reis serviert: curd rice. Dieser letzte Gang mit weißem Reis und kaltem, leicht säuerlichem Joghurt oder Buttermilch soll die Schärfe der vorherigen Gänge ablöschen.

Wie ich in einem meiner vorherigen Blogbeiträge schon erwähnt habe, bekommen wir auch oft Essensspenden von Kirchenmitgliedern, Hochzeiten, usw. Wenn dies nicht Reis mit Curry ist, dann ist es häufig eines meiner Lieblingsgerichte: “Byriani“. Dieser gebratene Reis wird zuerst mit Gewürzen und Gemüse gekocht und erhält dadurch seine leicht orange-bräunliche Farbe. Zusätzlich zu dem Gemüsebyriani wird er häufig auch mit Hähnchenstücken, Fisch oder Ziege serviert. Dazu isst man eine Art Zwiebelsalat mit Joghurtdressing.

Außerhalb meiner Einsatzstelle kann man sich zum Mittagessen beispielsweise Zitronen- oder Tomatenreis kaufen, was mir beides sehr gut schmeckt.

Bei Freunden zuhause freue ich mich über eines meiner Lieblingsgerichte: Chili chicken, bei dem das Hähnchen in Chili, Masalagewürz und Pfeffer angebraten und mit Reis gegessen wird - sehr lecker.

Indisches Abendessen

Zum Abendessen kocht unsere Köchin meist „Idli“ und „Sambar“, da es leicht im Magen liegt und somit gut verdaulich ist.

Wenn ich außerhalb bei Freunden esse oder wir Spenden bekommen, dann gibt es häufig „Parrotta“ und „Zwiebeldosa“. „Parotta“ ist ein ungesäuertes Fladenbrot. Der Teig wird aus Maida-Mehl und Öl hergestellt und ist sehr elastisch. Er wird dann mit einer bestimmten Technik, die ich leider nicht kenne, sehr dünn geschlagen und aufgerollt. Danach wird dies in Öl angebraten und mit Hähnchen, Curry oder einer anderen Soße gegessen.

Indische Gewürze

Meine Erfahrung ist, dass hier mit einer größeren Vielzahl an unterschiedlichen Gewürzen wie in Deutschland gekocht und deutlich stärker gewürzt wird. Die am häufigsten verwendeten Gewürze sind Curry, Masala, Kurkuma, Kardanon, Koriander, Chili, Senfkörner, Tamarinde (indische Dattel) und Amchoor (getrocknete Mango).

Die Meinung, dass Inder nur Reis essen, stimmt, wie man erkennen kann, nicht ganz. Sie essen jedoch mindestens einmal pro Tag Reis. Da viele Gerichte mit Reismehl oder eingeweichtem Reis zubereitet werden, schmeckt allerdings vieles wie Reis.

In Indien isst man sehr scharf – auch das ist nur teilweise wahr. Viele Gerichte sind zwar schärfer wie Gerichte in Deutschland, aber sie haben eine angenehme Schärfe, die mir schmeckt.

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Idli: Teigherstellung, Dämpfen und fertig auf dem Teller mit Chutney (Foto: EMS/Mayer)
Idli: Teigherstellung, Dämpfen und fertig auf dem Teller mit Chutney (Foto: EMS/Mayer)
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v.l.n.r. Pongal, Chapati und Byriani (Foto: EMS/Mayer)