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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Hauptgebäude (FFoto:EMS/Schöpfer)
Hauptgebäude (FFoto:EMS/Schöpfer)
02. November 2019

Mit offenen Armen in der grünen Oase empfangen

Janne

Janne

Indien
unterstützt ein Mädchenheim
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Zwischen Palmen und Bananenstauden mitten im Grünen steht das CSI Girls Boarding Home Mulki. Direkt neben der Bundesstraße wirkt es wie eine grüne Oase. Die grüne Oase wird verwaltet von Frauen. Stella ist die Heimleiterin und wohnt in vier Zimmern. Dann gibt es Leena (stellvertretende Heimleiterin), sie kocht gerne und lässt mich dann immer probieren. Leena teilt sich ein Zimmer mit Hancy (meine Freundin und Praktikantin). Hancy hilft hier jetzt für ein Jahr mit, genauso wie ich. Dann gibt es noch eine Köchin. Alle Frauen werden in der Regel Aunty, also Tante, von den Kindern genannt. Auch sonst herrscht manchmal ein strenger Ton, aber alles in allem sind die Auntys lieb zu den Kindern. Die Auntys sind meine Ersatzmamas hier geworden, insbesonderes Leena. Die Kinder wollen mich oft an die Hand nehmen oder mir die Haare flechten und bestaunen die weiße Hautfarbe bezeihungsweise blonden Haare. Sie nennen mich die meiste Zeit: Sister! Und ich versuche noch alle Namen zu lernen, was bei 58 Kinder zwischen 8 und 19 Jahren nicht so leicht ist, wie man denkt.

Ich habe lange überlegt, worüber ich meinen ersten Eintrag schreibe und habe mich dazu entschlossen euch mal einen Tagesbericht zu schreiben, damit ihr mal ein Gefühl dafür bekommt wie mein Leben hier in Mulki so aussieht. Das ist jetzt ein durchschnittlicher Tagesablauf, aber natürlich weicht der auch ab wenn es besondere Sachen zu tun gibt, wie zum Beispiel in der Küche helfen oder die Nählehrerin fährt mich mit ihrem Scooter in den Ort.

Jeden Morgen um sechs heißt es für die Mädchen aufstehen, um das Gelände zu putzen. Ich hingegen kann glücklicherweise bis um sieben schlafen, obwohl ich oft von Kindergeschrei oder dem Pfau früher geweckt werde. Der Pfau ist hier auch auf dem Gelände und liebt es oben in den Palmen zu sitzen, wahrscheinlich aber auch, um sich vor den Schlangen zu verstecken, die es hier gibt. Um halb acht bis acht ist Prayingtime, dafür haben alle Kinder schon ihre weiß-blaue Schuluniform an. Die Kinder sitzen im Schneidersitz in Reihen auf dem Boden, die jüngsten ganz vorne und ich mit den ältesten ganz hinten. Obwohl ich es nie länger als fünf Minuten schaffe im Schneidersitz zu sitzen. Bei der Prayingtime wird vor allem gesungen, ein kleiner Ausschnitt aus der Bibel von einem Kind gelesen und zum Schluss noch gebetet. Danach geht es für die Highschool Kinder zum Frühstück, wo man sich wieder in einer Reihe anstellt mit seinem eigenen Teller,  der immer auf dem eigenen Platz steht im Speisesaal. Wenn die Highschool Kinder und ich ihr Essen haben, sind die Grundschulkinder dran. Zum Frühstück gibt es Reis mit Gemüsesoße, wie bei den anderen Mahlzeiten eigentlich auch, was am Anfang eine echte Umstellung war.  Mit den Händen zu essen hingegen ist super einfach und macht sogar richtig Spaß, nur wenn das Essen zu heiß ist, dann wollen die Kinder immer den Ventilator anmachen. Nach dem Essen gehen wir raus und jeder wäscht seinen Teller ab, wenn es regnet haben wir oft kein Wasser dann wird der Teller einfach schnell im Regen gewaschen. Danach gehe ich in die Küche, wo ich von der Köchin einen Tee oder Kaffee bekomme und die ersten Kinder verabschieden sich schon zur Schule mit: „Bye Sister!“

Gegen neun Uhr stellen sich die Highschoolkinder auf nachdem sie ihre Schuluniform gerichtet haben und singen noch ein Gebet. Dann begleitet sie Stella (die Heimleiterin) bis zum Grundstücksrand. Die Grundschulkinder machen noch Hausaufgaben oder sitzen einfach zusammen in der Halle. Bevor auch sie gehen, wird gebetet. Danach bringe ich mit Hancy die Grundschulkinder zur Schule, die am Nachbargrundstück ist. Danach habe ich noch etwa eine Stunde für mich, wo ich oft lese oder schlafe nochmal. Dann gehe ich zum Nähunterricht, welcher in einem Haus hier auf dem Gelände ist. Meine Nähleherin kann kaum Englisch wie fast alle hier aber mit Zeichensprache kann man viel lernen. Danach gehen Preema (Nähleherin) und ich zusammen in der Küche essen, denn die Kinder essen ja alle in der Schule. Den Nachmittag über habe ich frei, wo ich lese, entspanne oder meine Wäsche wasche. Wäsche waschen geht hier per Hand, was anfangs anstrengend war, aber jetzt habe ich mich dran gewöhnt.

Zwischen vier und fünf Uhr kommen die Kinder dann wieder. Wenn die Kinder kommen dann gibt es erstmal Tee und einen Snack, der oft nicht aus Reis besteht, worüber ich mich immer freue. Nach dem Snack gibt mir dann Leena (stellvertretende Heimleiterin) heißes Wasser, welches sie über dem Feuer kocht. Dann muss ich mit meinem Eimer kommen und dann bekomme ich heißes Wasser, das ich dann in mein Zimmer tragen muss. Nach dem Duschen muss ich mich erstmal mit Moskitoschutz besprühen, sonst werde ich zerstochen. Danach setzte ich mich zu den Kindern, probiere mich etwas mit ihnen zu unterhalten oder helfe in Englisch. Egal, ob es zusammen etwas aus ihrem Buch zu lesen oder das Alphabet zu lernen gibt. Es geht darum, dass die Kinder sich trauen Englisch zu reden und nicht zu schüchtern sind. Um Viertel nach sieben bis halb acht ist dann Bibellesezeit, wo jeder eine Stelle leise für sich liest. Danach ist wieder eine halbe Stunde Prayingtime. Um acht lernen dann die Kinder noch etwas und ich setze mich oft mit Hancy zusammen hin, sodass wir den Kindern bei den Hausaufgaben helfen können, obwohl vor allem ihre Hilfe benötigt wird. So gegen halb neun gibt es dann immer Abendessen, wobei immer darauf geachtet wird, dass die Mädchen alles aufessen. 

Nach dem Abendessen müssen die Mädchen sich in eine Reihe setzen oder stellen, da sie vor dem ins Bett gehen noch gezählt werden. Dann gehen alle zusammen in den Schlafsaal, wo auch nochmal ein Gebet zum Einschlafen gesungen wird. Während die jüngeren ins Bett gehen, machen die älteren Mädchen noch Hausaufgaben. Ich setze mich oft noch zu den älteren. Bevor ich ins Bett gehe, bekommen Stella, Leena, die Köchin und Hancy noch eine Gute-Nacht-Umarmung.

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Hancy, Leena und ich (Foto:EMS/Schöpfer)
Hancy, Leena und ich (Foto:EMS/Schöpfer)
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Willkommen (Foto:EMS/Schöpfer)
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