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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die Alphabet Kombinationen der Sprache Hangul (Foto: EMS/ Annika Schmegner)
Die Alphabet Kombinationen der Sprache Hangul (Foto: EMS/ Annika Schmegner)
22. Februar 2020

Alles Rund ums Essen und die Sprache in Korea

Annika

Annika

Südkorea
unterstützt die kirchliche Jugend- und Gemeindearbeit
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Während meiner Zeit hier in Südkorea hat sich auch mein Geschmackssinn sehr verändert. Bevor ich nach Korea gegangen bin, habe ich nur ein einziges Mal ein koreanisches Gericht gegessen. Das konnte mich allerdings nur gering auf diese ganz andere Geschmackspalette vorbereiten. Anfangs habe ich mich mit dem koreanischem Essen ein wenig schwer getan, weil es dann doch etwas ganz anderes ist, wie man von daheim gewöhnt ist. Aber je öfter ich davon probiert habe und mich zudem auch  noch darauf eingelassen habe, hat sich das bei  mir dann ganz schnell geändert. Mittlerweile kann ich das koreanische Essen mit vollen Zügen genießen und ich versuche mich mehr und mehr damit auseinanderzusetzen, sodass ich später auch mal etwas daheim kochen kann.

„Wir Koreaner sind sehr stolz auf unser Essen“

Dieser Satz wurde zu mir in der ersten Woche  meines Freiwillgendienstes gesagt, während ich das mir bis dato unbekannte Essen inspiziert habe. Die koreanische Küche  beinhaltet oftmals Gerichte mit  koreanischen Nudeln oder Reis, manchmal auch beides zusammen. Es wird oftmals in Kombination mit einer Art Suppe zubereitet, die den ganzen Geschmack des Gerichts ausmacht. Es gibt natürlich auch Gerichte welche keine Suppe beinhalten wie zum Beispiel das Koreanische Barbecue, doch auch hier ist die Suppe meistens unter einem der vielen Beilagen wiederzufinden. Einige meiner Freunde hier in Korea, welche schon einmal deutsche Gerichte probiert haben, finden es oftmals zu trocken, weil ihnen die Suppe als wichtiger Bestandteil fehlt.

Was ganz typisch ist wenn man in ein Koreanisches Restaurant geht, sind die Beilagen welche man meiner Erfahrung nach immer gratis dazu bekommt. Es ist ganz egal ob man nun in ein koreanisches, indisches oder chinesisches Restaurant geht: Es gibt immer Beilagen. Zu den Feiertagen gehört hier das Neujahrsfest, welches sich an dem chinesischen Mondkalender orientiert und hier Seollal genannt wird. An diesem Feiertag wurde ich von einer koreanischen Familie eingeladen und konnte deren Rituale und Traditionen miterleben. An diesem Tag gab es besonders viel zu Essen und es bestand aus einer Schüssel Reis und unglaublich vielen Beilagen darunter Gemüse, Fisch und Fleisch.  Eins der typischsten Beilagen, welches nie fehlen darf, ist Kimchi. Kimchi bezeichnet eine Art fermentiertes Gemüse, wobei der Chinakohl als bekanntestes fermentiertes Gemüse gilt.

Das koreanische Essen ist tendenziell schärfer, doch da es hier viele Reisprodukte gibt, kann man einen guten Ausgleich finden. Der Reis ist kein Basmatireis, er ist sehr klebrig sodass man ihn gut mit den Stäbchen essen kann und er macht dadurch auch immer sehr schnell satt. Das Essen hier ist oft sehr gesund, weil man neben Reis auch oft Lauch, Fisch oder Algen/Seetang Blätter in den Gerichten vorfinden kann. Für Vegetarier oder gar Veganer ist es hier allerdings sehr schwierig. In fast jedem Gericht kann man irgendeine Art von Fleisch vorfinden, was sogar mir als Nicht-Vegetarier zum Teil zu viel wird. Da bin ich dann doch ganz froh eine eigene Küche hier zu haben und mir ab und zu mein eigenes Essen kochen zu können. Allerdings muss man sagen, dass die Lebensmittel (vor allem Früchte und Gemüse) in einem Supermarkt sehr teuer sind, Essen gehen dagegen aber relativ günstig. Daher ist es manchmal sogar einfacher außerhalb essen zu gehen.

Ich habe in Korea angefangen zu lernen wie man mit Stäbchen isst, denn in manchen Restaurants gibt es keine Messer oder Gabeln. Doch auch wenn es anfangs echt eine Herausforderung für mich war und ich jetzt noch immer die langsamste beim Essen bin, gehört es doch dazu wenn man sich mit der koreanischen Esskultur auseinandersetzen möchte. Wenn man in traditionelle Restaurants geht dann gibt es manchmal noch sehr niedrige Tische vor denen man sich auf den Boden setzten muss. Bei diesen Restaurants muss man auch erst die Schuhe ausziehen bevor man den Essensbereich betritt. Auch das gehört meiner Meinung nach zu der Erfahrung dazu, wenn man die Kultur Rund um das koreanischen Essen kennenlernen möchte.

„Wenn man die Sprache versteht, lernt man auch mehr über die Kultur“

Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern wo ich diesen Satz aufgeschnappt habe. Doch ich weiß noch, dass ich den Satz zu Beginn nicht verstanden habe. Doch je mehr ich über die koreanische Sprache „Hangul“ lerne, desto mehr kann ich das Gesagte nachvollziehen. Ich habe im Oktober einen einmonatigen Koreanisch Sprachkurs belegt und dabei die Grundlagen wie das koreanische Alphabet und einen Grundwortschatz gelernt. Schnell habe ich bemerkt, dass das was ich in dem Grundkurs gelernt habe leider niemand in der Alltagssprache so benutzt und man mit einem Schmunzeln betrachtet wird falls man sein Sprachwissen teilt. Daher habe ich das schnell aufgegeben und versucht lieber die Wörter aufzuschnappen die meine Mitmenschen um mich herum benutzen. Doch eine sehr wichtige Sache, die ich in dem Sprachkurs gelernt habe ist das Alphabet. Dadurch kann ich die Wörter nun lesen und besser aussprechen beziehungsweise ich weiß wie sie aufgebaut sind, sodass ich die Wörter auch selber aufschreiben und übersetzten kann. Das hat mir mein Leben hier um einiges erleichtert. Doch in wie weit hilft es mir jetzt die Kultur besser zu verstehen?

Wie ich nun schon öfter in meinen Beitragen erwähnt habe, ist das Seniorenprinzip hier in Korea sehr in der Gesellschaft verankert. Das spiegelt sich auch in der Sprache wieder. Ähnlich wie es bei uns die „Sie“ und „Du“ Form gibt, gibt es auch verschiedene Höflichkeitsformen. Allerdings muss man hier vor allem auf das Alter und die Position die der Gegenüber hat achten. Sobald die Person älter ist oder einen höheren Rang als man selbst hat, musst du diese Person ganz anders ansprechen als Jemand in deinem Alter oder jemand der dir unterlegen ist. Dazu gehört aber mehr als nur ein „Sie“, denn in der koreanischen Sprache werden gerne mal die Personalpronomen weg gelassen. Daher ist die Anpassung der Verben, welche sich unterscheidet je nach dem mit wem du sprichst, sehr wichtig. Meine Koreanisch Kenntnisse sind noch lange nicht auf dem Niveau bei dem ich diese Unterscheidung weiß, doch wenn ich nach einer Übersetzung ins Koreanische frag wird mir dieses Prinzip immer wieder erklärt.

Seit ich hier bin wurde mir auch schon manchmal angeboten Jemanden „Onnie“ oder „Oppa“ zu nenne. Onnie bedeutet ältere Schwester und Oppa älterer Bruder auf Koreanisch. So kann man weibliche oder männliche Personen bezeichnen, welche älter als man selbst sind. Allerdings habe ich noch nicht ganz herausgefunden, ab wann man diese Familienbezeichnungen anwenden darf. Seit ein paar Wochen besuche ich ein Daycare Center in welchem auf Kleinkinder im Alter von 1-5 Jahren  aufgepasst wird. Dort werde ich entweder „Annika Onnie“ oder „Annika Sonseagnim“ (koreanisch für Lehrer)  genannt. Diese Bezeichnungen zeigen wie wichtig es ist zu wissen wie alt die andere Person ist und welche Position sie innehat.

Ich hoffe euch hat der kleine Einblick in meiner kulinarischen und sprachlichen Erfahrungen gefallen.

Viele Liebe Grüße aus Seoul,

Annika                                                                                                    

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Traditionelles Koreanisches Restaurant bei dem man auf dem Boden sitzen muss (Foto: EMS/Schmegner)
Traditionelles Koreanisches Restaurant bei dem man auf dem Boden sitzen muss (Foto: EMS/Schmegner)
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Korean Barbeque mit der Youth Association der PCK (Foto: Lee Joongho)
Korean Barbeque mit der Youth Association der PCK (Foto: Lee Joongho)