Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Happy Dasara!
Schon kurz nachdem ich an meiner Einsatzstelle angekommen war hieß es Ende September: Es sind Ferien und das Hostel schließt für zwei Wochen! So machte ich mich am 28. September auf den Weg zu Kati nach Secunderabad. Ein bisschen traurig verabschiedete ich mich von den Mädchen, die mir wirklich schon sehr ans Herz gewachsen sind.
Gleich zu Beginn stand für mich ein großes Ereignis bevor, die erste Fahrt alleine. Zugegeben, ich hatte schon Angst. Würde ich den richtigen Bus finden? Woher weiß ich, wann ich aussteigen muss? Doch durch die Hilfe von Solomon, dem in-charge Warden meines Hostels, und mehreren Leuten im Bus hatte ich eine sehr angenehme Fahrt und kam sicher in Secunderabad an. Die nächste Woche verbrachte ich bei Kati im Wesley Girls Hostel. Da auch hier Ferien waren verbrachten wir viel Zeit mit den Mädchen, bastelten Armbänder und zeigten ihnen deutsche Lieder, wie etwa den Früchte-Song. An einem Tag fuhren wir nach Medak, einer Stadt in der Nähe und nahmen dort mit einigen älteren Mädchen des Hostels an einer "Function"(so nennt man hier eine Feier oder ein Fest) zum Jahrestag der Gründung der CSI teil. Wir hatten sehr viel Spaß, durften im Umzug mittanzen und wurden sogar für das lokale Fernsehen interviewt. Als dann auch Lotte aus Khammam nach Secunderabad kam, zeigte uns eine Warden des Hostels die Stadt Hyderabad. So besichtigten wir zum Beispiel das Wahrzeichen Charminar (ein riesiger Torbau mit vier Türmen) gingen auf den Markt und kauften uns typisch indische Fußkettchen, die wir nun stolz jedem präsentieren.
Am 5. Oktober ging es dann weiter nach Mysore, wo wir uns mit den anderen Indienfreiwilligen treffen wollten. Fast hätten wir unseren Zug verpasst, schafften es aber gerade noch so, nach einem Sprint durch den Bahnhof, in unser Abteil - die Sleeper Class. Für mich das erste Mal, das ich in einem indischen "Schlafwagen" gefahren bin. Da wir eine lange Fahrt vor uns hatten (12 Stunden bis Bangalore) beschlossen wir, zur Freude aller Menschen um uns herum, ein bisschen Telugu zu lernen.
In Mysore angekommen wurden wir schon von einem freundlichen Rikshafahrer in Empfang genommen, den Johanna, die ein paar Stunden zuvor angekommen war, uns "klargemacht" hatte. Unsere Unterkunft war das Sawday House, ein Gästehaus des Bischofs. Der freundliche Wachmann Kumar, der hier mit seiner Familie wohnt, hat uns begrüßt und auch gleich abends zum Maharadschapalast geführt, der während des Festivals immer um 19 Uhr erleuchtet wird. Mein Highlight an diesem Abend war, dass direkt vor unseren Augen mehrere Kamele und Elefanten in einer Parade vorbeigelaufen sind. Die nächsten Tage hatten wir ein straffes Programm, waren auf dem Chamundi Hill, besichtigten den Tempel von Somnathapur und waren mehrmals auf dem Markt. Überrascht wurde ich von den vielen Touristen (in Nandyal habe ich noch gar keine gesehen), denen wir begeneten, von denen viele auch Deutsche oder Volunteers waren.
In Mysore mussten wir auch die Erfahrung machen, dass es gar nicht so einfach ist, sich selbst zu versorgen. "In Indien gibt es eh an jeder Straßenecke ein Restaurant", glaubt man immer, aber falsch gedacht, oftmals standen wir hungrig an einer riesigen Straße und weit und breit kein Essen in Sicht. Irgendwie haben wir es dann doch immer geschafft, auch wenn unser "Mittagessen" dann erst um 16 Uhr war.
Am vorletzten Tag sollte dann das Highlight unserer Reise anstehen, das Dasara-Festival, hier auch Dussehra genannt, das in Mysore besonders groß gefeiert wird. Bei diesem 10-tägigen hinduistischen Festival wird der Sieg der Göttin Durga über einen Büffeldämonen gefeiert. Einen Tag vorher waren auch die anderen Freiwilligen angereist, die keine Ferien hatten und deswegen nicht so lange kommen konnten. Da wir im Vorverkauf keine Karten für Sitzplätze direkt vor dem Palast bekommen hatten, versuchten wir unser Glück vor den Eingängen und konnten tatsächlich noch Karten bei einem Straßenverkäufer ergattern (später haben wir dann erfahren, dass wir viel zu viel Geld bezahlt haben). So stellten wir uns in die Schlange und warteten cica eineinhalb Stunden in der Mittagshitze ohne Schatten und eingequetscht mit 30.00 anderen Leuten auf den Einlass in den Palastbereich. Gerade als wir es geschafft hatten und bei den Tribünen angekommen waren, fing es plötzlich an zu regnen und innerhalb von Sekunden waren wir alle klitschnass. Stühle waren auch keine mehr frei und so standen wir frierend in der Menge und versuchten einen Blick auf die Parade zu erhaschen. Erschwert wurde dies immer wieder, wenn alle Leute plötzlich auf ihre Stühle gestiegen sind oder zum Schutz vor dem Regen die Stühle über den Kopf gehalten haben. Nach einer heißen Dusche und mit trockenen Kleidern hatten wir an unserem letzten Abend dann noch eine Gebetsrunde sowie einen Tee mit dem Wachmann Kumar und seinen Kindern.
Dann mussten wir uns auch schon voneinander verabschieden, denn jeder musste in seine Einsatzstelle zurück. Lustigerweise traf ich auf meinen Rückweg am Bahnhof in Bangalore dann meine Heimleiterin Bhagya mit ihrem Sohn Rapha, die jedoch leider nicht im gleichen Bus wie ich gefahren sind.
Nun bin ich wieder zurück in Nandyal, erschöpft aber mit vielen neuen Eindrücken, von denen ich berichten kann, vielen Fotos zum Zeigen und ein paar Wörtern mehr Telugu, die ich in Secunderabad gelernt habe.
Bis zum nächsten Mal, Paula