
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Besuch im Krankenhaus
Besuch im Krankenhaus
In meinem Projekt, Elim Home, sitzen mehr als die Hälfte der 50 Kinder in einem Rollstuhl. Da die meisten von ihnen Spastiken und Lähmungen haben, müssen die Rollstühle für jedes Kind individuell angefertigt werden. Das passiert im Tygerberghospital in Kapstadt. Anfang Mai war es für fünf der Kinder wieder soweit und zwei Kolleginnen und ich sind als Begleitung mitgegangen.
Um fünf Uhr morgens begann somit mein Tag. Die Kinder wurden schon von der Nachtschicht angezogen, so mussten wir sie dann nur noch füttern und zum Auto bringen, wo sie vom Fahrer eingeladen wurden.
Nach gut drei Stunden Fahrt kamen wir im Krankenhaus an. Die Fahrt war sehr friedlich, da drei Kinder die meiste Zeit schliefen. Andrew, eins der Kinder ist neun Jahre alt. Er ist blind und Autist und er liebt es, Auto zu fahren. Die meiste Zeit der Fahrt saß er da und genoss das Radio und das Schaukeln des Autos, während er sang und in die Hände klatschte. Weil das ziemlich süß ist, war die Stimmung im Auto ziemlich gut.
Die weniger schöne Seite der Fahrt war der Zustand von unserem kleinsten Jungen, Bradley. Von ihm bekommt man keine Reaktion, wenn man mit ihm kommuniziert. Er kann weder sprechen, noch sich bewegen oder selbst essen und wird deswegen durch eine Sonde ernährt. Die einzige Reaktion, die er zeigt, ist, wenn er Schmerzen hat und da er eine Lungeninfektion hat und dadurch viel Husten muss, hat er ziemlich starke Schmerzen im Moment. Er weint oder stöhnt dann, ich denke das liegt auch daran, dass seine Muskeln kaum ausgebildet sind. Es ist schwer auszuhalten, neben ihm zu sitzen und ihm nicht helfen zu können.
In Kapstadt angekommen, luden wir die Kinder aus dem Kleinbus aus und brachten sie ins Wartezimmer, in den Bereich der occupational therapy (Ergo-Therapie). Meine Kollegin erklärte mir, dass je ein Kind, die andere Kollegin und ich zusammen ins Behandlungszimmer gehen werden, während sie anfängt, den Rest der Gruppe zu füttern.
Im Behandlungsraum wurden die Kinder dann zuerst im Rollstuhl kontrolliert. Danach wurden sie auf einer Liege von einer Ärztin abgetastet, vor allem Rücken und Hüfte. Dann wurden bei fast allen Rollstühlen die Polster etwas angepasst, das heißt, entweder wurde etwas hinzugefügt oder weggeschnitten. Ein Kind bekam einen neuen Rollstuhl, da sein alter zu klein geworden war. Ich wechselte nach der Behandlung dann schnell die Windeln und nach weniger als drei Stunden waren wir auch schon fertig und wurden vom Fahrer abgeholt.
Das Tygerberghospital ist ein Lehrkrankenhaus. Eine junge Studentin war auch dabei, was ich ziemlich interessant fand, da die Ärztin somit auch ein bisschen erklärte warum und wie sie die Polster anpasst. Vom Krankenhaus an sich habe ich nicht viel gesehen aber mir scheint, als gäbe es keinen großen Unterschied zu einem Krankenhaus in Deutschland. Aber vielleicht hatte ich doch nur einen zu kleinen Einblick.
Was mich sehr beschäftigt und ich nicht durchschaue, ist das System, nach dem die auf einen Rollstuhl angewiesenen Kinder zur Kontrolle nach Kapstadt gebracht werden. Ich weiß, dass einige der Kinder sehr regelmäßig nach Kapstadt zur Rollstuhl-Kontrolle fahren und die drei Kinder, die mit mir gefahren sind, haben auch direkt einen neuen Termin im August bekommen. Im Home gibt es aber viele Kinder, die diese Rollstuhl-Kontrolle aus meiner Sicht mindestens ebenso dringend nötig hätten. Sobald die Kinder volljährig sind, bekommen sie wohl vom Staat weniger Unterstützung, das wurde mir so gesagt und irgendwo kann ich das auch verstehen. Verrückt finde ich es trotzdem, da einige der Stühle fast auseinanderfallen und sich die daraus entstehende Fehlhaltung meiner Meinung nach für manche negativ auf ihren körperlichen Zustand auswirken kann. Ich würde mir sehr wünschen, dass alle Kinder und Bewohner von Elim Home in dieser Hinsicht gleich behandelt werden.

