
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Ausflug zum Reithof
In den vergangenen Monaten habe ich den Alltag im Elim Home sehr gut kennengelernt und bemerkt, dass er für die Kinder meistens ziemlich eintönig ist. Die Mitarbeiterinnen arbeiten in Zwölfstundenschichten, was auf Dauer ziemlich ermüdend sein muss. Zudem haben sie keine mit Deutschland vergleichbare Ausbildung, sowohl pflegerisch als auch pädagogisch. Das heißt, dass die Kinder selten Abwechslung bekommen und da kommen wir, die Freiwilligen, ins Spiel.
Um meine letze Zeit, die ich hier habe, so gut wie möglich zu nutzen, habe ich im Mai angefangen einen Ausflug zum Reithof, der ungefähr eine halbe Stunde entfernt ist, zu planen. Vor längerer Zeit hatte ich erfahren, dass die Kinder einer Tagesbetreuungstätte und der Schule für geistig behinderte Kinder, welche neben dem Elim Home ist, regelmäßig zu diesem Reithof gehen. Als ich unsere Büro-Mitarbeiterinnen fragte, ob wir auch einen Ausflug dort hin machen könnten, habe ich direkt positives Feedback bekommen und wir haben sofort einen Termin vereinbart.
Die Vorbereitung bestand dann hauptsächlich darin zu überlegen, welche Kinder ich mitnehmen kann, wieviele Kolleginnen ich brauche und was wir sonst noch mitnehmen müssen. Am Mittwochmittag, einen Tag vor dem Ausflug, stellte sich heraus, dass einige Mitarbeiterinnen am Donnerstag zu einem Training nach Kapstadt fahren werden und wir somit am Ausflugstag unterbesetzt sein würden. Dadurch konnten mit mir und Eva anstatt zwei Mitarbeiterinnen nur eine unserer Kolleginnen mit zum Ausflug. Trotzdem wollten wir den Termin nicht absagen und es stellte letztlich auch kein Problem dar. Somit ging es am Donnerstagmorgen dann für mich um 07:00 mit dem Arbeiten los. Ich half, die Kinder, die mitkommen würden, anzuziehen und ihnen das Frühstück zu geben, da vier der sechs nicht selbst essen können. Um halb neun hatten wir dann alle Kinder in den Kleinbus eingeladen und fuhren los.
Alle waren ein wenig aufgeregt, Nonini wusste nicht wirklich was passiert, sie war erst am Lachen, dann begann sie ohne einen ersichtlichen Grund zu weinen. Ich erklärte dann auf Afrikaans und Englisch nochmal für alle, was wir vorhatten. Bei der Ankunft waren alle schon ein wenig ruhiger. Als wir die Kinder aus dem Auto beförderten kam eine Frau zu uns, vermutlich die Besitzerin des Reiterhofes. Ich stellte ihr zuerst die Kinder vor, dann kamen ein Mann und eine junge Frau mit einem Pony.
Nonini war als erstes dran. Sie ist ca. 10 Jahre alt, kann nicht sprechen, aber sie kann durch Mimik kommunizieren und sie kann, wenn man sie dabei festhält, auch laufen. Auf dem Pferd hat sie eigentlich keine Reaktion gezeigt, aber ich denke, sie hatte ein bisschen Angst.
Als nächster war Andrew dran. Andrew ist blind und Autist. Er genoss das Reiten sehr. Als wir ihn in den Sattel setzen, befühlte er erst das Fell des Pferdes und ich bin mir fast sicher, dass er verstand, was passierte. Als das Pferd anfing zu laufen, entspannte er sich und fing an zu klatschen und zu singen.
Dann war Deon an Reihe. Er ist schon fast 40 und im Home seit er ein Kind ist. Weil er keine Familie mehr hat, kommt er fast nie raus, deswegen war es mir wichtig, ihn mitzunehmen. Er versteht, was um ihn passiert und er genoss es auch sichtlich, auf dem Pferd zu sitzen.
Zono kann ohne Hilfe nicht sitzen, da ihre Wirbelsäule und Hüfte falsch gewachsen sind. Als wir sie also auf das Pony legten, weil sie ihre Beine nicht öffnen kann, merkte man sofort, wie ihre Muskeln sich entspannten. Dadurch konnte sie ihre Beine soweit öffnen, dass sie doch sitzen konnte! Das war ein ziemlicher Erfolg. Beim Reiten lachte sie und war sehr glücklich.
Khutala hatte zuerst Angst auf das Pony zu steigen, aber nachdem sie den anderen Kindern zugeschaut hatte, traute sie sich und hatte auch Spaß dabei. Als ich sie danach fragte, wie ihr es gefiel, antwortete sie mir aber nicht. Ihre Muttersprache ist Xhosa und durch ihre geistige Behinderung fällt es ihr manchmal schwer, zu sprechen.
Als letztes war Megan dran, sie ist auch Autistin. Beim Reiten schaute sie fast nur in die Ferne und schien geistig nicht wirklich anwesend zu sein. Ich denke, das lag vielleicht an den Medikamenten, die sie nehmen muss.
Als wir um 10 fertig mit Reiten waren, gingen wir zu einem Spielpark, der auch auf dem Gelände des Reithofes ist. Dort picknickten wir, es gab Jogurt, Gauven, Bananen, Tee, Brot und Chips - ein kleines Festmahl für unsere Kids, die normalerweise einfacheres Essen bekommen. Die Stimmung war ausgelassen und entspannt. Um halb 12 ging's zurück zum Taxi und wir fuhren nach hause. Die kleineren Kinder waren ziemlich müde, aber alle waren zufrieden!
Der Ausflug war aus meiner Sicht ein voller Erfolg und ich hoffe, ich kann ihn wiederholen, damit mehr Kinder einmal auf einem Pferd sitzen können. Die Leiterin der Physiotherapie in Elim Home plant inzwischen auch, dass regelmäßig Kinder zum Reiten können. Besonders der Erfolg bei Zono zeigt, dass das Reiten einen hohen therapeutischen Nutzen für Menschen mit spastischen Lähmungen und anderen Behinderungen haben kann. Der Vorbereitungsaufwand hat sich also wirklich gelohnt!

