Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Schön, dass du zu meinem Blog gefunden hast :)
Hier sitze ich jetzt. In meiner eigenen Wohnung mitten in Südindien beziehungsweise in Gadag und schreibe meinen ersten Blogeintrag. Wir elf Abenteurer sind zusammen in Chennai gelandet und verbrachten dort gemeinsam unsere ersten drei Tage. Wir genossen die Stärke der Gruppe, doch nach drei weiteren wunderschönen Tagen in Bangalore musste plötzlich jeder für sich mit der neuen Umgebung, Sprache und der Kultur fertig werden.
Mit dem Nachtzug fuhren Suresh (mein Verantwortlicher) und ich nach Gadag. Von der zehnstündigen Fahrt bekam ich so gut wie nichts mit, da ich wie ein Stein geschlafen habe.
Von dem kleinen Bahnhof wurden wir mit einem Taxi abgeholt. Gadag ist eine vergleichsweise kleine Stadt, die jedoch eng bevölkert ist. Die Straßen waren voll und es waren mehr Kühe und Hunde zu sehen, als in Bangalore oder Chennai.
Auf dem Krankenhausgelände angekommen wurde mir direkt Dr. Solomon, der leitende Chefarzt, vorgestellt, welcher mich herzlich begrüßte. Im Krankenhaus war es durchschnittlich voll. Was mir direkt positiv auffiel war, dass es nicht so unangenehm nach Krankenhaus riecht, wie es in Deutschland der Fall ist. Meine Vierzimmerwohnung, die ich direkt danach zu Gesicht bekam, ist auf besagtem Gelände und größer, als ich gedacht hätte.
In den nächsten Tagen zeigte Suresh mir das Gelände. In direkter Umgebung gibt es ein Krankenhaus, vier Kinderheime, einen Kindergarten, eine Grundschule und ein paar Highschools. Entsprechend vielen Kindern begegnete ich, die mich alle mit „Good morning sister“ oder "aka, aka" begrüßten (aka bedeutet Schwester). Nachdem ich in jedem einzelnen Klassenzimmer war, den Kindern erzählte wie wichtig Englisch ist und teilweise sogar meine bescheidenen Gesangskünste zum Besten gegeben hatte, war ich überzeugt, die nächsten zehn Monate genug zu tun zu haben.
Bis jetzt helfe ich jedoch nur in einem der „Boys' homes“ mit. Ich bringe den Jungs Spiele bei und verbringe Zeit mit ihnen. Jedoch ist die Sprache noch ein Problem, da nur sehr sporadisch und teilweise auch gar kein Englisch verstanden wird. Deshalb bekomme ich abends immer eine halbe Stunde Zeit, um die Jungs in Englisch zu unterrichten. Das ist jedoch auch nicht einfach, da die insgesamt circa 55 Jungs zwischen 6 und 25 Jahre alt sind und so die Englischkenntnisse sehr unterschiedlich ausfallen. Ich habe vor, kleinere Gruppen zu machen und diese dann immer unterschiedlich zu unterrichten. Um sie zu unterrichten, muss ich selbst natürlich Kannada lernen, deshalb gehe ich morgens immer in die Küche des Boys' Home und bekomme von den drei superlieben Köchinnen Nachhilfe. Außerdem lerne ich noch ganz nebenher indische Rezepte und Gewürze kennen und darf öfters auch selbst mit anpacken.
Im Krankenhaus habe ich bisher noch nicht mitgeholfen, da mir gesagt wurde, dass ich erstmal nur im Boys' Home mithelfen soll. Außerdem würde es mir schwer fallen.
Was mich am meisten beeindruckt, sind Kleinigkeiten, die ich so noch nicht erlebt und gesehen habe. So zum Beispiel eine Kalbsgeburt, mitten auf einem vielbefahrenen Kreisel, zwei Mädchen, die mir im vorbeigehen eine Hand voll weiße Blumen schenkten oder einfach nur Hundewelpen, die von meinen Jungs im Hostel durchgefüttert werden. Fast täglich erlebe ich solche kleinen Wunder, die mich einfach glücklich machen.
Ich hoffe, ich konnte euch damit einen kleinen Einblick in meine Anfangszeit hier im entfernten Indien geben. Ich habe vor, mich mindestens einmal im Monat zu melden. Bis dann,
Eure "aka Johanna" :)