Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Der Blick aus dem Flugzeug während unserem Rückflug von Douala nach Brüssel (Foto: EMS/Körner)
Der Blick aus dem Flugzeug während unserem Rückflug von Douala nach Brüssel (Foto: EMS/Körner)
15. Juli 2019

Wieder zurück!?

Johanna

Johanna

Kamerun
arbeitet in einem Krankenhaus und einer Schule mit
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Hallo zusammen,

jetzt melde ich mich zum letzten Mal und diesmal auch schon aus Deutschland. Ruth und ich sind nämlich seit dem 25. Juni 2019 wieder hier. Ich finde es unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist. Mir haben vor diesem Jahr so viele Leute und besonders ehemalige Freiwillige gesagt, dass die Zeit wie im Flug vergeht und plötzlich ist es vorbei. Besonders in den ersten drei Monaten konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellten. Mir kam es eher so vor, als ob die Zeit nur schleichend vergeht und zehn Monate kamen mit wie eine Ewigkeit vor. Etwa ab Weihnachten war es aber wirklich so, dass ich gar nicht mehr wahrgenommen habe wie schnell die Zeit vergeht und plötzlich waren die zehn Monate vorbei und mir geht es wie so vielen Freiwilligen vor mir. Ich würde aber sagen, auch wenn die Zeit am Anfang langsamer verging war es keine schlechte und vor allem eine sehr wichtige Zeit.

Eigentlich soll es in diesem Blogeintrag aber hauptsächlich darum gehen wie das Ankommen wieder in Deutschland für mich war, was ich erwartet habe, was unerwartet war, über was ich mich freue und was ich vermisse.

Ruth und ich kamen am Dienstagmorgen in Frankfurt an und wurden dort jeweils von unseren Familien abgeholt. Da meine Familie die letzten beiden Wochen bevor wir zurückgeflogen sind noch zu Besuch war, habe ich sie ja schon wieder gesehen gehabt und das Wiedersehen nach zwei Tagen war nicht soo besonders, auch wenn es natürlich nochmal was anderes war sie hier in Deutschland zu sehen. Auf dem Rückweg haben wir noch meine Großeltern besucht und dort Pizza gegessen. Pizza ist etwas, das ich in Kamerun immer wieder vermisst habe und mir gewünscht habe es essen zu können. Als ich es dann aber hier eben zum ersten Mal wieder gegessen habe war es natürlich gut, aber nicht so besonders wie ich es erwartet hätte. Genauso war es auch bei Brot, Joghurt, Milch und eben den verschiedenen Sachen, die es in Kamerun so nicht gibt. Das hat mich eher überrascht, weil ich erwartet hätte, dass ich mich mehr darüber freue es wieder essen zu können. Möglicherweise ist es eben doch nicht so nötig und besonders am Ende haben wir einfach auch für immer mehr Sachen einen Ersatz gefunden oder ich habe mich eben immer mehr an das kamerunische Essen gewöhnt, sodass ich das deutsche nicht mehr so vermisst habe. Schließlich hier zu Hause anzukommen kam mir einerseits voll normal vor, wie eben schon immer, andererseits war es doch auch überfordernd. So ging es mir meistens, wenn ich zum ersten Mal wieder wohin kam. Irgendwie kenne ich ja alles noch, aber im ersten Moment sind es trotzdem viele Eindrücke auf einmal.

Gleich am Dienstagnachmittag waren wir noch Eis essen. Beim Bestellen habe ich mir automatisch schon überlegt was es auf Französisch heißt, bis mir aufgefallen ist, dass man hier ja einfach auf Deutsch bestellen kann. Auch danach ging es mir immer wieder so, dass ich beim Einkaufen automatisch auf einer anderen Sprache reden wollte. In Bafoussam musste man halt mit den Verkäufern immer französisch reden. Oft haben Ruth und ich dann erst auf Deutsch geklärt, was und wie viel wir jetzt kaufen wollen und dann eben auf Französisch verhandelt. Jetzt einfach wieder auf Deutsch bestellen zu können ohne irgendwelche Wörter nicht zu wissen ist manchmal immer noch ungewohnt.

Als ich hier zu Hause meinen Schrank zum ersten Mal aufgemacht habe, war ich echt überrascht wie viele Klamotten ich habe. Ich glaube ein Grund war, dass es in Kamerun einfach das ganze Jahr über fast die gleiche Temperatur hat. Dadurch kann man die ganze Zeit ungefähr die gleichen Sachen anziehen. Hier braucht man aber eben für den Winter ganz andere Sachen als für den Sommer. Grundsätzlich war es in Bafoussam nicht wahnsinnig warm, aber so kalt, wie es hier ist nachdem es ein paar Tage nacheinander geregnet hat, ist es dort nur während der Hauptregenzeit im August und September, was bei mir ja dann schon wieder relativ lange her war. Ein anderer Grund war aber schon auch, dass die Leute in Kamerun im Durchschnitt einfach weniger Sachen haben – auch nicht nur auf Kleider bezogen. Und das ist ein Punkt, wo ich mich auf jeden Fall ein bisschen verändert habe, dass ich nicht mehr glaube, dass so viele Dinge nötig sind um zu leben und glücklich zu sein. Ich habe auch davor natürlich immer wieder von Leuten gehört, die auf vieles verzichten, weil sie sagen, dass es nicht nötig ist und ich fand es immer gut und bewundernswert, aber so richtig vorstellen konnte ich es mir nicht. Nachdem ich aber zehn Monate nur mit dem gelebt habe, was in meinen Koffer und Rucksack gepasst hat und immer noch mehr hatte, als meine Gastgeschwister habe ich nochmal besser verstanden, was das bedeutet. Wenn man immer nur das sieht, was man noch haben könnte, hat man natürlich nie genug, aber wenn man nicht so viel Unnötiges kaufen will muss man sich das immer wieder bewusst machen, weil es eben nicht von alleine geht.

Ansonsten gibt es immer wieder so kleine Sachen, die ungewohnt sind. Als ich zum Beispiel das erste Mal hier zu Hause gekocht habe, war ich echt überfordert mit den Töpfen, einfach weil unser größter Topf hier immer noch kleiner als der kleinste Topf ist, den wir in Bafoussam zum Kochen benutzt haben. Da kam ich mir echt wie in einer Puppenküche vor. Oder beispielsweise das Anschnalle im Auto vergesse ich noch immer wieder. Genauso wie es ungewohnt ist, so viele Termine zu einer festen Uhrzeit zu haben, zu denen man auch wirklich pünktlich sein muss. Außerdem fand ich es am Anfang wirklich befremdlich Leute mit Hotpants und zum Beispiel bauchfreiem Oberteil zu sehen. Und schließlich ist es doch immer wieder noch ungewohnt mit allen Leuten einfach Deutsch reden zu können und sich keine Gedanken machen zu müssen, was ein Wort jetzt auf Englisch oder Französisch heißt.

Es gibt aber auch Dinge, wie eben das Essen, die nicht so ungewohnt oder besonders waren, auch wenn man es vielleicht denken würde. Dazu zählt zum Beispiel auch eine richtige Dusche, ständig fließendes Wasser oder überall geteerte Straßen.

Insgesamt würde ich aber sagen, bin ich bisher relativ gut wieder angekommen, auch wenn es immer noch ein bisschen Zeit brauchen wird.

Das war jetzt also mein letzter Blogeintrag und ich hoffe sehr ihr konntet etwas mitnehmen aus meinen Berichten, auch wenn es nur ist, dass man auch in Kamerun glücklich sein kann. Denn das kann ich definitiv bestätigen.

Viele Grüße, Eure Johanna

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Ein "richtiger" Kochtopf, nicht so ein kleiner wie hier zu Hause. (Foto: EMS/Körner)
Ein "richtiger" Kochtopf, nicht so ein kleiner wie hier zu Hause. (Foto: EMS/Körner)
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Ruth und ich in Douala mit unserem Gepäck ein paar Stunden bevor unser Flug ging. (Foto: EMS/Körner)
Ruth und ich in Douala mit unserem Gepäck ein paar Stunden bevor unser Flug ging. (Foto: EMS/Körner)