Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Reis mit Rasam und Ei - ein typisches Abendessen, das es hier mehrmals die Woche gibt. (Foto: EMS/Janke)
02. Dezember 2016

Dinawa?

Paula J.

Paula J.

Indien
absolviert ihren Freiwilligendienst in einem Internat
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Reis, Reis und nochmal Reis

"Dinawa?" - Eines der ersten Wörter auf Telugu die ich hier in Indien gelernt habe. "Hast du schon gegessen?" ist in etwa die deutsche Übersetzung dieser Frage, die mir hier dauernd gestellt wird. Allein schon daran, dass ein Wort auf Telugu für einen ganzen deutschen Satz steht, kann man erkennen was für einen großen Stellenwert hier in Indien das Essen hat. Tatsächlich wird bei jedem Smalltalk, ob im Hostel, in der Schule oder in der Kirche, immer nach dem Essen gefragt. Alle scheinen sich brennend dafür zu interssieren, was ich zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen hatte. Dabei ist es nicht wichtig, wann man zuletzt gegessen hat, sodass man eigentlich immer bei dieser Frage mit einem Kopfwackeln und "Dinanu" (die bejahende Antwort) antwortet, auch wenn das letzte Essen schon Stunden zurückliegt.

Essen, das bedeutet meistens Reis. Morgens, Mittags, Abends. In riesigen Mengen. Bis auf ein paar Außnahmen gibt es Reis bei jeder Mahlzeit, auch schon zum Frühstück. Reis findet man hier nicht nur in "normaler" Form, sondern auch als Idli (gedämpfte Reisküchlein), Dosa (Pfannkuchen aus Reismehl) oder lemon rice (mit Zitronenaroma und Gewürzen gekocht). Gegessen wird im Hostel im Gemeinschaftsraum, alle Mädchen sitzen im Kreis auf dem Boden, vor und nach dem Essen wird ein Lied gesungen. Ich esse meistens mit den Mädchen zusammen. Das Essen wird immer frisch gekocht, die Zutaten meist am selben Tag auf dem Markt gekauft. Damit alle ausreichend ernährt werden, gibt es einen wöchentlichen Essensplan, der auch Snacks wie Nüsse oder Obst (Bananen, Äpfel) beinhaltet, die es Nachmittags gibt.

Anders als in Deutschland, wird in Indien nicht mit Besteck gegessen, sondern mit der rechten Hand. Ich kann mich noch gut an den ersten Tag in Indien erinnern. Wir Freiwillige saßen alle im Headquarter der CSI vor einem vollen Teller und haben uns gefragt, wie wir den Reis und das Curry in den Mund bekommen sollen, mal ganz abgesehen von Joghurt oder einer Suppe. Mittlerweile kann ich sagen, dass dies kein Problem mehr ist. Hat man erstmal die richtige Technik heraus - alles wird schön vermischt und die Hand dann wie ein Löffel benutzt - muss man sich auch nicht mehr umständlich das Essen in den Mund schütten (was auch nicht besonders toll aussieht). Auch sitzt man beim Essen meistens nicht am Tisch, sondern auf dem Boden, auf dem Sofa oder auf einem Stuhl. Es ist nicht üblich, dass alle zusammen anfangen, sondern man fängt an zu essen, sobald man seinen Teller bekommt. Für mich am Anfang sehr komisch, vor allem, da es vorkommt dass der Gastgeber noch gar nicht angefangen hat und man selbst schon fertig ist.

Kommen wir nun zu den Bestandteilen des Essens: Zum Reis (=anam) wird meist ein Linsencurry (=papu) und Joghurt (=perugu) serviert. Der Joghurt ist für mich sehr hilfreich, um die Schärfe des Essens zu mildern. Abends gibt es oft eine gewürzte Suppe (=rasam), die über den Reis gegossen wird und dazu Kartoffeln, Gemüse (ladies finger, Karotten, Tomaten) oder Ei. Nicht nur Essen, sondern auch Trinken ist sehr wichtig, und zwar den allseits bekannten Chai-Tee. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wird dieses Getränk, dass aus Teepulver, Milch, Gewürzen und viel Zucker besteht, getrunken. Nicht wie in Deutschland aus großen Tassen, sondern aus Espresso-Tassen oder kleinen Pappbechern (falls man unterwegs ist). Tee wird einem überall angeboten, so ist es zum Beispiel schon vorgekommen, dass wir in einem Geschäft waren und der Besitzer uns plötzlich Tee gebracht hat. Auch Süßigkeiten gibt es in Indien reichlich. Zwar wird nicht oft süß gegessen, aber wenn, dann richtig süß, was man am Tee sieht (in den Mengen an Zucker geschüttet wird) und eben an den Süßigkeiten, von denen manche nur aus Zucker bestehen. Auch findet man überall Butterkekse (werden oft in den Tee getunkt) sowie Bonbons. Beliebt sind Karamellbonbons, die oft an Geburtstagen verteilt werden.

Wenn wir schon beim Thema Geburtstag sind möchte ich euch noch von der cutting-the-cake Zeremonie erzählen. Diese habe ich nun schon mehrmals im Hostel und außerhalb erlebt. Bei einem Geburtstag wird in einer bakery ein Kuchen gekauft (besteht meistens aus einem Teig mit Zitronengeschmack und einer dicken Schicht Sahne obendrauf, die mit Fondant verziert wird), auf welchen dann wie in Deutschland Kerzen gesteckt werden. Nachdem das Geburtstagskind diese ausgeblasen hat, wird der Kuchen in viele kleine Teile geschnitten und einer nach dem anderen tritt nach vorne. Von dem Geburtstagskind bekommt man nun ein Stück Kuchen in den Mund gesteckt und macht das gleiche umgekehrt mit einem "Happy Birthday" oder "God bless you". Davon werden meist unzählige Fotos gemacht. Zu Beginn war ich zur Belustigung aller ziemlich überfordert damit und wusste überhaupt nicht was ich tun soll, als mir plötzlich Kuchen in den Mund gesteckt wurde. Alle waren danach sehr verwundert, als ich erzählt habe, dass es dies in Deutschland nicht gibt.

Erstaunt sind auch alle immer wieder wenn ich von Essen in Deutschland erzähle: dass es zum Frühstück keinen Reis gibt, dass ich Abends "nur" belegte Brote esse, dass Kuchen meistens nicht gekauft, sondern selbst gebacken wird. Ich muss sagen, dass ich das Essen in Deutschland schon vermisse, ich hätte oft gerne einfach nur eine Butterbrezel oder ein Vollkornbrot statt immer nur Reis. Deshalb freue ich mich schon sehr auf Goa, wo ich mich mit den anderen Freiwilligen an Silvester treffe, denn dort soll es eine "German bakery" geben, die wir dann stürmen werden. Jedoch finde ich das Essen hier in Indien sehr lecker, es ist auf jeden Fall ein würdiger Ersatz und ich bin mir sicher, dass ich vieles in Deutschland vermissen werde.

Liebe Grüße aus dem warmen Indien ins kalte Deutschland, Paula

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Die meisten Mädchen essen 8-9 Idli mit Chutney, ich schaffe gerade mal 5 Stück. (Foto: EMS/Janke)
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Verschiedene Arten von Süßigkeiten. (Foto: EMS/Janke)