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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die Dächer von Amman (Foto: EMS/Auth)
28. Februar 2020

Wasserversorgung in Amman

Teresa

Teresa

Jordanien
arbeitet in der Theodor-Schneller-Schule mit
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6 Monate in einem wasserarmen Land und trotzdem ist es üblich in Amman, Zugang zu fließendem Wasser zu haben. Amman hat kein grundsätzliches Wasserproblem.

In ganz Amman findet man Wassertanks auf den Dächern der Häuser. Jede Familie, jeder Haushalt hat je nach Größe bzw. Personenanzahl einen oder mehrere Wassertanks auf dem Dach. Es gibt Wassertanks mit unterschiedlichem Fassungsvolumen, aber in den meisten Fällen handelt es sich um zwei-Kubikmeter Tanks, was einem Fassungsvolumen von 2000 Litern entspricht.

Meine Mitfreiwilligen und ich leben im Osten von Amman, in dem ärmere Viertel zu finden sind.

Doch auch hier stehen Haus-Wassertanks. Ein guter Freund von uns lebt in dem Vorort Marka, ca. 10 Minuten mit dem Bus von unserem Zuhause entfernt. Er ist Einheimischer und auf meine Frage, ob man in Amman Menschen finden könne, die ohne Zugang zu fließendem Wasser leben, antwortete er: "It will be very hard to find someone living without water in Amman. If the tank is empty, they will find a solution to provide water very quickly."

Von Einheimischen wurde mir erklärt, dass jeder, der an die Wasserversorgung von Amman angeschlossen ist, einmal oder zweimal in der Woche mit Wasser versorgt wird. Der bzw. die Tage(e) ist abhängig von dem Stadtteil, in dem man wohnt. In die Wasserleitungen von Marka wird jeden Mittwoch Wasser geleitet, mit dem sich dann automatisch die Tanks auf den Dächern füllen. 

Die fünfköpfige Familie unseres Freundes hat zwei Wassertanks auf dem Dach stehen, die jeweils zwei Kubikmeter Wasser fassen. Für eine Woche stehen ihnen demnach insgesamt vier Kubikmeter, also 4000 Liter Wasser zur Verfügung. Nach eigener Aussage sei dies bei weitem ausreichend.

 

Es kommt vor, dass sich ärmere Familien Wassertanks und somit auch die Kosten für das Wasser teilen. Diese liegen, je nachdem wie große und wie viele Wassertanks man einmal die Woche füllen lässt, zwischen 10 und 15 Jordanischen Dinar (JD) pro Monat. Dies entspricht ungefähr zwischen 13 und 19,50 Euro pro Monat. Sollte in einem Haushalt der unwahrscheinliche Fall auftreten, dass das Wasser aus den Tanks nicht ausreicht, hat man zu jeder Zeit die Möglichkeit Wasser nach zu ordern. In diesem Fall kann man ohne Probleme einen Wassertanker zu sich bestellen, der den oder die Tank(s) wieder auffüllt und den man dann extra bezahlt. Bei dieser Variante belaufen sich die mir bekannten Preise auf 2 JD pro Kubikmeter Wasser. Alternativ kann man auch auf seine Verwandten, Freunde und vor allem Nachbarn zählen. Es gibt 20 Liter Buckets, die man sich auch in der Moschee oder eben in der Nachbarschaft auffüllen kann, um beispielsweise den letzten Tag bis zur Wiederauffüllung durch die Stadt zu überbrücken. Nach den Aussagen vieler Einheimischer ist dieser Fall aber die absolute Ausnahme und es steht immer ausreichend Wasser zur Verfügung. Nach dem Motto, Jordanien ist zwar ein wasserknappes Land, aber in Amman gäbe es durch gute Organisation kein Wasserproblem.

Die Schule, in der wir leben und arbeiten, ist leider nicht an die Wasserversorgung von Amman angeschlossen. Dies hat zur Folge, dass wir bereits an vielen Tagen ohne Zugang zu Wasser oder eine funktionierende Toilette auskommen mussten und auch immer wieder müssen. Das bedeutet, an Tagen ohne Wasser haben wir hier nicht nur kein fließendes Wasser, sondern überhaupt kein Wasser. Es gibt keine Behälter, Auffangbecken oder Brunnen, aus denen wir Wasser schöpfen könnten. Es gibt auch kein Plumpsklo, das ohne Wasser auskommen würde. Unsere Wohnung ist nicht darauf ausgelegt, phasenweise ohne fließendes Wasser auszukommen. Stellen Sie sich eine deutsche Wohnung vor, in der mehrere Tage das Wasser abgestellt wird und es keine Nachbarn gibt, die mit Wassereimern oder Ähnlichem aushelfen könnten. Genauso ist es hier für uns an Tagen ohne Wasser, vor allem, wenn wir am Wochenende alleine auf dem Gelände sind.

An dieser Stelle möchte ich die Chance nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass Wasser unser kostbarstes Gut ist. Auch wenn wir es alle täglich benutzen und uns scheinbar über den Wert im Klaren sein sollten, ist mir hier deutlich geworden, dass man zum Leben viel mehr, als nur das Trinkwasser, benötigt.

Ich wasche mir morgens mein Gesicht mit Wasser.

Ich benutze zum Zähneputzen Wasser.

Ich spüle die Toilette, die ich benutzt habe, mit Wasser.

Ich wasche meine Hände mit Wasser.

Ich spüle mein benutztes Geschirr mit Wasser, damit ich es erneut benutzen kann.

Ich koche mit Wasser.

Ich dusche mich mit Wasser.

Ich wasche meine Haare mit Wasser.

Ich wasche meine Schmutzwäsche mit Wasser.

Ich putze mit Wasser.

Es ist kein schönes Gefühl, um Wasser bangen zu müssen.

Tage ohne Wasser sind keine schönen Tage.

Wasser ist unser kostbarstes Gut.

Möglichkeiten im Alltag Wasser zu sparen:

In allen möglichen Alltagssituationen den Wasserhahn zu drehen: Abspülen, Zähneputzen, Hände einseifen…

Obst und Gemüse in einer Schüssel und nicht unter fließendem Wasser waschen

Warten, bis Spül- und Waschmaschine ganz gefüllt sind und dann das Öko/Eco-Programm benutzen

Toilettenspülung kurz betätigen

Duschen statt Baden

Wassersparender Duschkopf

Tropfende Wasserhähne reparieren und Wasser auffangen

Kaltwasser mit einer Gießkanne, einem Eimer oder einem anderen Behälter auffangen, bevor Warmwasser kommt

Regenwasser auffangen

Aufgefangenes Wasser, Wärmflaschenwasser, etc. für Pflanzen und Garten verwenden

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Ein Gebäude auf unserem Schulgelände (Foto: EMS/Auth)
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2 Kubikmeter Wassertank (Foto: EMS/Auth)