Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Meine Family (Foto: EMS/Auth)
Meine Family
30. Oktober 2019

Mein neuer Alltag in Jordanien

Teresa

Teresa

Jordanien
arbeitet in der Theodor-Schneller-Schule mit
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Seit zwei Monaten bin ich nun an der Theodor-Schneller-Schule in Amman. In dieser Zeit ist bereits viel passiert, also zurück zum Anfang. Innerlich habe ich mich schon Wochen vorher auf die Reise eingestellt, Vorbereitungsseminare, Austausch mit den Vorfreiwilligen, Gespräche mit Mitfreiwilligen, Familie und Freunden und die ganz bewusste innere Auseinandersetzung mit der bevorstehenden Situation. Viele verschiedene Gedanken, Emotionen und Gefühle. Viele Fragen und Antworten und auf ein Mal bekam ich eine erste Vorstellung von Ort und Einsatzstelle. Nun musste die Reise losgehen, um endlich selbst alles kennen zu lernen und eigene Erfahrungen machen zu können.

Meine größte Sorge war von Anfang an der Abschied und das Gefühl des Vermissens. Der Abschied ist mir schwer gefallen, war aber nicht so schlimm wie erwartet... Gemeinsam mit meinen beiden Mitfreiwilligen Willy und Arne bin ich am 25.08.2019 gegen Nachmittag in Amman gelandet. Es war warm und auf dem Weg zu unserem neuen Zuhause konnten wir zum ersten Mal die felsige und sandige Landschaft Jordaniens bestaunen, Vorfreude und Neugier wuchsen. Wir wurden von einem Mitarbeiter der Schule am Flughafen freundlich empfangen und zum Innenhof des Internats gebracht. Von hier aus ging es direkt zu dem Eingang der Wohnung, in der wir die nächsten zehn Monate leben werden. Die TSS liegt an einer vielbefahrenen Straße mit einigen kleinen Shops und Obstständen, die frisches Obst und Gemüse aus der Saison anbieten. Nachdem wir unsere Koffer teilweise ausgepackt hatten, haben wir beschlossen das Gelände zu erkunden. Da die Schule etwas höher gelegen ist, hat man von hier einen guten Blick auf die zahlreichen umliegenden sandfarbenen Häuser. Das große, weitreichende Schulgelände, auf dem einem immer mal wieder ein Hund oder eine Katze über den Weg laufen, ist ein wunderbarer Ort und ich wusste schnell, dass ich mich hier wohlfühlen werde. Nachdem wir uns an der Straße Wasser gekauft hatten, ließen wir unseren ersten Abend gemeinsam in unserer Küche mit einer Tütensuppe, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte und einem Kartenspiel, ausklingen. An diesem ersten Abend war es sehr ruhig, so wie die gesamte erste Woche, da noch Ferien waren.

In den folgenden Tagen lernten wir dann nach und nach einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TSS und unsere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner vor Ort kennen und wurden von allen herzlich willkommen geheißen.

Anstatt montags beginnt meine Woche hier nun immer am Sonntag. Ein Rhythmus, an den ich mich erst gewöhnen musste, denn der Sonntag ist hier der erste Tag der Woche. Die Internatskinder reisen Sonntag morgens um halb acht an und gehen bis um 13 Uhr in die Schule. Dort werden sie dann von ihren jeweiligen Erzieherinnen und Erziehern abgeholt und ins Internat gebracht. Die Kinder leben dort aufgeteilt auf sechs verschiedene Families. Dabei sind Mädchen und Jungen voneinander getrennt. Jede Family lebt in einer abgeschlossenen Wohnung und hat eine Erzieherin oder einen Erzieher. Es gibt fünf Boys und eine Girls Family. Ich war zunächst einer der Boys Familyies, den Viert- und Fünftklässlern zugeteilt. Dort fiel mir der Einstieg sehr leicht, ich habe mich auf Anhieb sehr gut mit der Erzieherin und mit den Jungs verstanden. Nach zwei Wochen in dieser Family wurde mir dann aber mitgeteilt, dass meine Unterstützung in der Girls Family benötigt wird. Ich habe dann also die Family gewechselt und arbeite seither in der Girls Family mit 13 Mädchen mit.

Nach der Schule wird in jeder Family gemeinsam gegessen. Danach können die Kinder ca. eine Stunde spielen bis dann die Hausaufgabenzeit beginnt, diese dauert zwei Stunden. Nach den Hausaufgaben treffen sich dann alle Familys draußen auf dem Spielplatz zur playing time. Während dieser Zeit werden manchmal vom Sportlehrer auch andere sportliche Aktivitäten angeboten. Nach der Spielzeit geht es dann zurück in die Families zum Abendessen und anschließend begleiten wir die Kinder ins Bett. Am letzten Schultag der Woche, donnerstags, gehen die Kinder dann nach der Schule nach Hause und kommen erst am Sonntagmorgen wieder. Während der Spielzeiten spiele ich mit den Mädchen; UNO, Blinde Kuh und Puzzeln sind besonders beliebt. Draußen auf dem Spielplatz lieben die Kinder Seilspringen und Frisbee spielen. In der Hausaufgabenzeit unterstütze ich die Mädchen bei ihren Deutsch und Englisch Hausaufgaben, übe mit ihnen das Alphabet und Lesen. Am Abend nach dem Essen brauchen die jüngsten Mädchen Unterstützung beim Duschen und Haare waschen. Ich singe jeden Abend jedem Mädchen noch etwas vor und sage Gute Nacht, das ist immer ein schöner Tagesabschluss.

Zu meinem neuen Alltag zählt seit ca. sechs Wochen auch der Besuch des Arabischsprachkurses. Immer Sonntags- und Donnerstagsvormittags besuchen wir zu dritt die Sprachschule in Amman und ich merke bereits, dass ich einiges verstehen und mich schon besser verständigen kann.

Ich bin weiter sehr gespannt auf die kommende Zeit und freue mich auf viele neue Erlebnisse und Erfahrungen, die ich in meinem nächsten Blogeintrag teilen werde.

Teresa

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Playing with the Boys (Foto: EMS/Auth)
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Playing time (Foto: EMS/Auth)
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