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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Auf dem Weg zur Sprachschule mit faszinierendem Blick über das Häusermeer von Amman - samt Grün! (Foto: EMS/Kollert)
Auf dem Weg zur Sprachschule mit faszinierendem Blick über das Häusermeer von Amman - samt Grün! (Foto: EMS/Kollert)
15. September 2018

Ahlan wa sahlan - Willkommen in Jordanien!

Lisa Luka

Lisa Luka

Jordanien
arbeitet in der Theodor-Schneller-Schule mit
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Hallo liebe Blogleser*innen,

gut eine Woche ist nun vergangen seit wir ÖFP-Freiwilligen in Jordanien angekommen sind. Lisa, Felix und ich wurden vom Flughafen direkt von drei freundlichen Herren abgeholt und zu unserer Unterkunft in der Theodor-Schneller-Schule (TSS) gebracht. Seitdem haben wir hier ruhige Tage zum sanften Eingewöhnen gehabt, da die Kinder noch in den Sommerferien sind. Wir konnten also unsere Zimmer einräumen, beim Einkaufen die Gegend etwas erkunden, Kochen, die Mitarbeitenden kennenlernen, uns eine Sprachschule suchen, abendliche Spaziergänge über das Gelände machen und ersten Einladungen folgen.
Insgesamt wurden wir sehr (gast-)freundlich empfangen, mir geht es also wirklich gut! :)

Um Euch einen kleinen Einblick von meinem kleinen Einblick zu verschaffen, würde ich im Folgenden gerne beschreiben, welche verschiedenen Gerüche, Geräusche und Gefühle ich hier schon erleben konnte:
(dem Geschmack wird sicherlich noch ein eigener Artikel gewidmet werden und was ich mit den Augen wahrnehme ist überall mit eingeflochten)

 

Der Duft von Tee und Kaffee

Zum ersten Treffen mit dem Schuldirektor Rev. Khaled bekamen wir in kleinen Gläsern Tee mit frischer Minze (die auch in Obst- & Gemüseläden ihren Duft verströmt) serviert. Der „House Father“ Samer lud uns dagegen zur morgendlichen Kaffee-Runde mit dem Internats-Team ein. Über die Beliebtheit des Kaffeetrinkens hier hatte ich daheim gelesen und fürchtete es ehrlich gesagt ein bisschen, da ich bitterem Kaffee-Geschmack eher abgeneigt bin. Samers „Turkish Coffee“ hat mir diese Furcht jedoch schnell genommen! :)
Doch nicht nur als herzliches Willkommen wurde uns gemeinsames Trinken angeboten. Sogar in Geschäften reichte man uns schon Tässchen mit Kaffee, Wasser und einem Milchgetränk namens Laban. Bleibt die Frage, ob diese Freude jedem*r Einkaufenden zuteil wird, oder nur uns sichtbar Fremden..

 

Der Lärm des häufigen Hupens

Zum hiesigen Verkehr werde ich wohl einen eigenen Artikel verfassen, nur über das Geräusch sei so viel gesagt: es begleitet uns in unserem Alltag bis jetzt Tag und Nacht und ist sogar auf der riesigen TSS-Oase noch zu hören. Es gibt einfache „Beep-Beep“-Hupen, aber auch welche mit mehreren Tönen. Mein Mitfreiwilliger Felix meinte zu mir schon, dass er sich bei einem Indien-Besuch irgendwann so daran gewöhnt hatte, dass er es zurück in seinem Dorf letztendlich vermisste. Ich bin mal gespannt, ob das bei mir auch der Fall sein wird! :)

 

Das Abtasten von Früchten

Die verlockenden Obst- und Gemüseauslagen hier sind keine Museums-Gegenstände! Im Gegenteil: Die Obstverkäufer, bei denen wir bis jetzt waren, schauten niemanden schief an, der die angebotenen Früchte probeweise eine nach der anderen in die Hand nahm. Trotz anfänglicher Vorbehalte ahmen wir es jetzt nach und tasten jeden Pfirsich, Tomate, Feige, Aubergine etc. erst probeweise nach weichen Stellen ab, bevor sie in unsere Einkaufstüten wandern.

 

Der Duft warmer Nadelbäume

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir Amman im August als eine Stadt vollkommen ohne Grün vorgestellt. Da lag ich aber falsch: an Straßenrändern, in Gärten und v.a. auf dem Gelände der TSS kann man sich auch bei extremer Trockenheit an Bäumen, Sträuchern und Ranken erfreuen. Neben dem Schatten gefällt mir besonders der Duft, den die warmen Nadelbäume verströmen. Da fühle ich mich immer wieder an die Pinienwälder in südeuropäischen Ländern zurückerinnert.

 

Der Geruch von eingepferchten Hühnern

Ja, auch das gehört zu dem Straßenbild, wie ich es bei unseren Einkäufen in Marqa (einem Vorort von Amman) kennengelernt habe: Hühner und Tauben, die in engen Käfigen übereinandergestapelt zum Verkauf angeboten werden. Das rieche ich schon von Weitem.

 

Die Musik des Muezzin-Rufs

Einer der fünf Grundpfeiler des Islam ist das regelmäßige Gebet. Fünfmal am Tag, zu nach der Sonne variierenden Zeiten, werden gläubige Muslime dazu aufgerufen. Durch Lautsprecher ertönt in Amman zurzeit zwischen ca. 4:30 – 20:30 kunstvoller Gesang, Musik oder auch ein gesprochenes Gebet. Vor meiner Abreise wurde mir oft gesagt, das sei etwas Gewöhnungsbedürftiges, ich empfinde die Klänge aber keineswegs als störend! Vielmehr begegne ich dieser religiösen Institution voller Respekt und bin fasziniert von dem sozialen Aspekt des öffentlichen Gebetsaufrufs.
Gleich am ersten Abend sind wir in der angenehm kühlen Dunkelheit über das Gelände spaziert und wurden von dem Ruf noch überrascht. Was für ein wunderschönes Zeichen, das wir hier nun in einem vom Islam geprägten Land angekommen sind!

 

Die Wärme der Sonne

Ja, es ist sehr heiß in einem Land um den 30ten Breitengrad! Laut Internetangaben haben wir hier bis jetzt täglich 35° erreicht – was in Deutschland nach diesem Sommer ja auch nicht mehr so realitätsfern klingt wie vor 20 Jahren vielleicht. Trotz Sonnencreme sorge ich mich bei jedem Ausflug, später als Tomate im Spiegel aufzutauchen. Bis jetzt hat sich meine UV-empfindliche Haut aber noch wacker gehalten.
Ich hoffe, man gewöhnt sich an die Hitze und habe Respekt vor allen, die hier mit enger oder mehrschichtiger Kleidung unterwegs sind. Zum Glück gibt es in unserer Wohnung (dank sei dem Reperateur Abu Yesan und seiner Crew) in jedem Zimmer einen funktionierenden Ventilator!

 

Die Melodie des Gasautos

Sie setzt sich bei mir fest wie eine Klette und lässt mich schon an meinem Verstand zweifeln: Eine einfache Tonfolge, die ein Verkäufer von Gasflaschen von seinem Transporter ertönen lässt, ähnlich wie einige Eisverkäufer*innen in Deutschland. Stunden nachdem wir das Geräusch zum ersten Mal vernahmen, meinte ich immer noch das Gasauto zu hören - obwohl es schon längst dunkel war. Mir macht die leichte Melodie aber gute Laune! :)

 

Die Erfrischung der „Door of Wind“

Das Eingangstor zu den Internatsgebäuden der TSS wird hier die „Door of Wind“ (≈Tor des Windes) genannt. Hier weht (aus physikalischen Gründen, die sich mir nicht so ganz erschließen) jederzeit ein angenehmes Lüftchen, wenn nicht sogar ein richtig kühler Zug herrscht. Herrlich!

 

So, ich hoffe ich konnte Euch ein bisschen vermitteln, was ich hier Neues aufnehme – auch wenn feststeht, dass ich nach einer Woche nur einen klitzekleinen Teil von dem, was es hier zu erfahren gibt, habe wahrnehmen können.
Mal sehen, was in den kommenden Monaten noch alles durch meine Augen, Ohren, Nase, Mund und Haut auf mich einströmt!

 

Liebe Grüße,

Lisa Luka

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Die "Door of Wind" (≈ Windtor) mit stetig erfrischendem Luftzug (Foto: EMS/Kollert)
Die "Door of Wind" (≈ Windtor) mit stetig erfrischendem Luftzug (Foto: EMS/Kollert)
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Eine der vielen Moscheen in unserer Nähe, die den Gebetsruf ertönen lassen (Foto: EMS/Schnotz)
Eine der vielen Moscheen in unserer Nähe, die den Gebetsruf ertönen lassen (Foto: EMS/Schnotz)