Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Hier könnt ihr das traditionelle Dorf sehen, welches wir besucht haben (Foto: EMS/Kahlert)
16. Oktober 2017

Indonesischer Einstieg auf Bali

Pina

Pina

Indonesien
unterstützt ein Heim für Kinder mit Behinderung
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Hallo ihr Lieben!
Der Abschied fiel mir schwer und zugleich war er nicht so schlimm wie befürchtet, einfach weil ich es (glücklicherweise) überhaupt nicht realisieren konnte für so eine lange Zeit weg zu sein.
Den Flug durften wir in einem von innen pink verkleideten Flugzeug verbringen und 12 Stunden auf pinken Sitzen genießen. Dass wir damit aber noch auf der guten Seite waren, haben wir erfahren, als wir zwei Amerikanerinnen am Flughafen in Bali kennengelernt haben, die von ihrem Hello Kitty Flieger erzählt haben, der sowohl pinke Sitze als auch viele Hello Kittys an den Wänden hatte. Am 1.September bin ich jedenfalls mit meinen vier Mitfreiwilligen in Bali angekommen. Nachdem wir auf den vielen Namensschildern, die uns in der Ankunftshalle beinahe erschlugen, unsere Namen gefunden haben, saßen wir im Auto und durften Bekanntschaft mit dem balinesischen Verkehr machen. Gemerkt hat man definitiv, dass wir nicht die einzigen waren, die im Spätsommer nach Bali reisen. Wir haben es tatsächlich geschafft für eine 5km lange Strecke über eine Stunde zu brauchen.
Abends wurden wir von unserer Mentorin Deborah auf Bali zum Essen abgeholt und ich durfte das typische indonesische Essen "Nasi Goreng" zum ersten Mal genießen. Anschließend sind wir alle müde ins Bett gefallen. Die ersten Eindrücke von Indonesien waren sehr positiv, allerdings war mir auch bewusst, dass mein späterer Wohnort auf Sulawesi in Rantepao nochmal ein Stück anders sein würde.

Anfangs konnten wir den Luxus genießen in einem Haus ganz für uns alleine zu wohnen. So manches Mal haben wir uns dabei wie eine Großfamilie beim Abendbrot gefühlt. Ein Südafrikaner namens Shaun (Süd-Süd Freiwilliger der EMS) zog am zweiten Tag ein und so waren wir komplett. In den folgenden Tagen haben wir auf Bali unterschiedliche Dinge erlebt. Wir wurden jeden Tag von neuen Leuten abgeholt, die dann versucht haben uns "ihre Insel" näher zu bringen.
Gemeinsam fuhren wir z.B. in ein traditionelles balinesisches Dorf. Dort hatten wir die Möglichkeit, ein sehr altes und einfaches Haus zu betreten oder viel eher hineinzuklettern. Ich schätze es war gerade einmal 8qm groß und trotzdem lebten dort drei Leute. Das Bett stand direkt neben dem Ofen und der Ofen direkt neben dem "Kleiderschrank". Außerdem sind wir zu einem Aussichtspunkt gefahren, von dem man auf einen See und auf den Vulkan schauen konnte, der in naher Zukunft auszubrechen droht. Inzwischen liegt dieser Ort übrigens im Sperrgebiet.

Nach drei Tagen sind wir von "unserem" liebgewonnenen Haus in das MBM umgezogen, das auch verschiedene Wohnräume zur Verfügung hat. Das MBM ist eine Partnerorganisation von der EMS. Was mich persönlich sehr begeistert hat, ist dass die Foundation sich in vielen Bereichen engagiert. Zum einen bietet das MBM Arbeitsplätze für benachteiligte Menschen und zum anderen setzen sie sich für Nachhaltigkeit ein. So sammeln sie Plastik und recyclen dies wieder. Außerdem gibt es eine hauseigene Schreinerei, Kühe, die Biogas für den Herd produzieren und im Moment werden sogar noch Gemüsefelder angebaut. Die einzige Mülltrennung, die ich bisher hier in Indonesien gesehen habe, habe ich ebenfalls dort vorgefunden.
Wir hatten außerdem an einem Tag die Gelegenheit dabei zu sein, als eine Gruppe Näherinnen finanzielle Unterstützung vom MBM bekommen hat. Das Geld soll den ersten Investitionen dienen. Ich fand es faszinierend bei etwas dabei zu sein, was für die Frauen eine so wahnsinnig große Bedeutung hat und was ihnen viel Hoffnung schenkt. Das hat man ihnen auch ansehen können und das fand ich sehr schön.
Zuvor waren wir außerdem in einem Frauenhaus für Frauen und Kinder, die aus verschiedenen Gründen ihr Zuhause verlassen mussten. (Glücklicherweise) war, als wir dort waren nur eine Frau mit ihrem Kind dort. Viele Frauen, die aufgrund verschiedener Gründe (häusliche Gewalt, Vergewaltigung o.ä.) ihr Haus verlassen müssen, finden hier eine sichere Unterkunft. Von außen ist der Zweck des Gebäudes absichtlich nicht erkennbar. Die Frauen sind unter einem anderen Vorwand in dem Gebäude.

Am Sonntag stand dann der erste indonesische Gottesdienst für uns auf dem Programm, der anders als ein deutscher Gottesdienst war, aber eine Sache fiel uns besonders auf. Zum Schluss standen da nämlich plötzlich Leute neben dem Altar und hielten Bananen, Reiskuchen, aber auch Fleisch hoch. Es dauerte ein wenig bis wir verstanden, dass dies nun eine Auktion war. Im Anschluss haben wir erfahren, dass das Geld an die Kirche bzw. an Wohltätigkeitszwecke gespendet wird. Die Gastfreundschaft konnte man auch dort spüren, denn es wurden gleich Reiskuchen und weitere balinesische Kuchen für uns ersteigert. Diese haben wir direkt im Anschluss mit Freude gegessen und es hat wirklich gut geschmeckt.

Eine andere Sache, die ich persönlich sehr witzig fand, war, als mir eine Whitening Sonnencreme in die Hand gedrückt wurde. Viele Menschen hier haben andere Schönheitsideale und wollen eben nicht braun werden. So fanden wir auch heraus, dass die Jacken, Handschuhe und langen Hose, die die Leute auf den Mopeds nicht gegen die Kälte des Fahrtwindes schützen sollten (was in meinen Augen eh überhaupt nicht nützlich ist bei einer Temperatur von über 30 Grad), sondern lediglich von dem Bräunen abhalten sollen.

Mehrmals haben wir versucht den "Sonnenuntergang zu catchen", aber aufgrund des Verkehrs sind wir kläglich gescheitert. Dafür konnten wir nachts im Meer schwimmen gehen, was auch eine tolle Erfahrung war. Abends haben wir außerdem häufig UNO gespielt, allerdings musste der Verlierer immer rohe Chili essen, was teilweise wirklich nur schwer erträglich war. Wir haben uns aber auch davon erhofft, dass wir dadurch ein bisschen abgehärtet in unsere Einsatzstellen kommen und die Schärfe besser ertragen können.

Fast jeden Tag bekamen wir von Irene (unserer Ansprechpartnerin beim MBM) Rollerfahrstunden. Für Irene war dies allerdings ein enormer Energie Aufwand, weil es zugegebener Maßen nicht immer funktioniert hat wie es klappen sollte. Besorgt ist sie uns also hinterhergelaufen und hat sich stets bemüht, dass nichts aus dem Ruder läuft. Neben den täglichen Rollerfahrstunden hatten wir die Möglichkeit unsere Indonesisch-Kenntnisse zu verbessern und ebenfalls etwas über die Kultur und Dinge wie "Do´s and Don´ts" zu erlernen. Als die neun Tage sich dann dem Ende zuneigten, freute ich mich einerseits riesig auf meinen eigentlichen Einsatz als Freiwillige und andererseits hieß es aber auch aus seiner Komfortzone auszutreten und in etwas komplett Neues alleine einzutauchen. Dass das nicht ganz stimmen sollte, wusste ich zu dieser Zeit noch nicht.

Die Woche auf Bali war wirklich schön und so war auch ein bisschen Wehmut mit im Spiel, als alle Sulawesi-Freiwilligen in den Flieger nach Makassar stiegen. Dort wurden Berit und ich von unserem Mentor herzlich empfangen. Kurz darauf durften wir Bekanntschaft mit der Spontanität des Landes machen. Ein Bus sollte uns eigentlich morgens um 10 Uhr nach Rantepao bringen. Der Spruch unseres Mentors "Wir schauen mal, ob jetzt überhaupt ein Bus fährt oder ob wir bis heute Nacht warten müssen" warnte uns schon vor. Tatsächlich fuhr der Bus erst abends um 23 Uhr. Dass vieles hier anders kommt als erwartet, musste ich auch erfahren, als mein Mentor mir in Makassar erzählt hat, dass ich nicht wie geplant bei einer Gastfamilie wohnen werde. Stattdessen werde ich mir mit meiner Mitfreiwilligen Berit in ihrer Arbeitsstelle, im Kinderheim, ein Zimmer teilen. Die Zeit haben wir produktiv genutzt, um ein wenig von Makassar zu sehen, am Abend den Sonnenuntergang zu verpassen (wie sollte es auch anders sein) und noch Einkäufe zu erledigen, da Rantepao eine kleinere Stadt ist, in der das Angebot nicht ganz groß ist. So kam es, dass meine Mitfreiwillige Berit und ich unseren ersten Tag in Sulawesi shoppend mit zwei Männern verbrachten, was echt ganz witzig war. Die Kommunikation war auch noch einfach, da unser Mentor sehr gut englisch spricht und sein Kollege, der uns den ganzen Tag begleitet hat, ein Engländer war, der schon vor vielen Jahren nach Indonesien ausgewandert ist.

Als wir abends allerdings auf ein Festival ans Meer gingen, überkamen mich ein wenig die Gefühle. Es waren dort so viele Menschen, das Klima war ein anderes und generell waren die Eindrücke überwältigend und in dem Moment habe ich es nicht wirklich als positiv empfunden und mich überfordert gefühlt. An diesem Abend hatte ich bereits meinen ersten kleinen "Kulturschock". In einem Shop wollte ich mir eigentlich nur Wasser kaufen, aber als ich Ricola-Bonbons gesehen habe musste ich zugreifen, einfach weil ich froh war etwas mir "Vertrautes" kaufen zu können. Aber schon schnell saß ich im Nachtbus nach Rantepao und dank meiner Müdigkeit konnte ich schnell einschlafen und mich entspannen.

Wie es in Rantepao mit mir weiter geht, seht ihr im nächsten Blogbeitrag. Fortsetzung folgt... Fragen und Kommentare könnt ihr unten da lassen. Ich freue mich darauf diese beantworten zu können!

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Hier habe ich zu meiner Freude eine andere Pina kennen lernen dürfen (Foto: EMS/Kahlert)
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Der Hinduismus ist die meistvertretene Religion auf Bali. Viele Hindus haben eine eigene (kleine) Tempelanlage im Haus für ihre Gebete. (Foto: EMS/Kahlert)