Weltweit erlebt
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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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alle Kinder des Pantis, die Heimleiterin Ibu Endang und ich (Photo:EMS/Roth)
alle Kinder des Pantis, die Heimleiterin Ibu Endang und ich (Photo:EMS/Roth)
21. April 2018

Ein schwerer Abschied mit Erinnerungen, die bleiben

Helena

Helena

Indonesien
leistet ihren Freiwilligendienst in einem Kinderheim
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Eine der schönsten Zeiten meines Lebens bisher ist nun leider schon zu Ende gegangen. Ich kann euch gar nicht beschreiben mit was für einem schönen, erfüllenden, aber gleichzeitig traurigem Gefühl ich ein letztes Mal aus dem Panti gelaufen bin und allen Kindern noch einmal gewinkt habe.

Mich von den Kindern, die mir so ans Herz gewachsen sind nun auf so unbestimmt lange Zeit zu verabschieden, war unglaublich schwer. Und der Abschied beinhaltet ja nicht nur die tollen Menschen, die ich währenddessen kennenlernen durfte, sondern ein Stück weit auch ein Leben, welches ich mir dort in der kleinen Stadt Bangli über die Monate aufgebaut habe.

Dennoch werde ich immer die wunderschönen Erinnerungen und Erfahrungen in meinem Herz mitnehmen können. Damit komme ich auch schon zu dem, über was ich heute schreiben möchte, nämlich den Dingen, die ich für mich persönlich aus dieser Zeit mitnehmen werde, bzw. was ich gelernt habe.

Die kleine Insel Bali ist der facettenreichste Ort, den ich je gesehen habe. Von Dörfern, auf denen alles noch so läuft wie bei uns vor ca. 100 Jahren inklusive kleiner Tante-Emma-Laden, einer unglaublich tollen Dorfgemeinschaft, keinem fließenden Wasser und gefühlt ohne die Existenz von Zeit über kleine Städte (wie Bangli), wo zurzeit gerade die Umbruchstelle zwischen einfachem Dorfleben und einer Welt ähnlich unserer liegt bis zum touristischen Teil Balis im Süden, der ein wiederum ganz anderen Lebensstil wiederspiegelt mit vielen jungen Leuten der ganzen Welt, die sich dort als digitale Nomaden, Surfer, oder sonstiges ansiedeln und den Lebensstil dort sehr prägen.  

Diese verschiedenen Welten so nah beieinander zu sehen und erleben, war für mich unfassbar eindrucksreich. Vor allem das Leben auf dem Dorf mal richtig mitzuerleben hat mir so gut gefallen. Einerseits habe ich dadurch mein westliches, einfaches Leben in Deutschland sehr viel mehr wertgeschätzt, andererseits aber auch gesehen wie viel Überfluss und Luxus wir haben und wie glücklich und zufrieden ich auch ohne das alles bin.

Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt. Während meiner Zeit habe ich mir einige Projekte überlegt oder von der Heimleiterin übernommen. Etwas was mich dabei ausmacht ist, dass ich immer eine ganz genaue Vorstellung davon habe, wie das Endprodukt denn genau aussehen soll (so zum Beispiel, als ich die Weihnachtskarten für die Sponsoren des Pantis entworfen habe). Allerdings bin ich natürlich immer noch von dem riesigen Angebot an Möglichkeiten für Material, Drucken, Budget usw. ausgegangen, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Falsch gedacht! Dem war natürlich nicht so und hat bei mir für einiges an Frustration gesorgt, weil ich es ja dennoch so machen wollte, wie ich es mir in meinem Kopf so schön vorgestellt hatte. An Aufgeben war jedoch nicht zu denken und so habe ich die Karten schlussendlich über einige Umwege, viel Nachdenken und viel Zeichensprache im Copy-Shop doch noch fast so hinbekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Was ich daraus gelernt habe, ist ganz einfach nicht aufzugeben und um Ecken zu denken. Wenn bei mir daheim was nicht funktioniert, werden mir meist sofort ganz viele andere Möglichkeiten vorgeschlagen oder die Eltern kommen zur Hilfe. Kaum war ich auf mich alleine gestellt, war ich jedoch gezwungen es alleine zu schaffen und zusätzlich auch noch oft umzudenken oder Ideen umzuwerfen und von Vorne anzufangen. Das hat mir nicht nur mehr Eigenständigkeit gegeben, sondern auch mehr Selbstvertrauen.

Zu guter Letzt, etwas was damit zusammenhängt und woran ich gefühlt schon mein ganzes Leben arbeite, ist meine Geduld. Leider bin ich zugegebenermaßen ein sehr ungeduldiger Mensch. Mit mir selbst, mit Menschen, die mir sehr nahe stehen oder wenn Dinge nicht so klappen, wie ich mir das vorgestellt habe. Dafür ist Bali der optimale Ort, um daran zu arbeiten. Die Menschen sind größtenteils sehr entspannt und einiges läuft nicht immer gleich auf Anhieb nach Plan. Für mich also die perfekte Möglichkeit an mir selbst zu arbeiten. Ob´s tatsächlich geklappt hat bin ich mir noch nicht so sicher. Aber „babysteps“ sind ja auch in Ordnung.

„All in all“ habe ich mich ganz klar in das Land Indonesien, im Speziellen die Insel Bali, die Menschen, die Kultur und das Panti verliebt. Ich werde mit Sicherheit noch so viel mehr mitnehmen, was mir jetzt alles noch gar nicht bewusst ist und ich bin so dankbar dafür so tolle Erfahrungen mit so besonderen Menschen gemacht zu haben.

Terimakasih! (Danke)

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Dieses Bild entstand, als ich meine Freundin, Eka, zu Ihrem Englischunterricht in die Schule begleitete. (Foto: EMS/Roth)
Dieses Bild entstand, als ich meine Freundin, Eka, zu Ihrem Englischunterricht in die Schule begleitete.
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2 Mädels des Pantis, Liah und Surya. (Foto: EMS/Roth)
2 Mädels des Pantis, Liah und Surya.