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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Ein kleiner Blick auf die Braut, es ist wirklich schwer gute Fotos zu machen, die ich dann auch noch ins Internet stellen darf. (Foto: EMS/Jeric)
eine muslimische Hochzeit
08. Juni 2017

Immer wieder gleich

Alisa

Alisa

Jordanien
leistet ihren Freiwilligendienst in einer integrativen Blindenschule
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Eine muslimische Hochzeit

Bei der Trauung des Paares war ich nicht dabei, jedoch bei der darauf folgenden Feier. Wir wurden von einer Lehrerin erst zu der Hochzeit ihres Cousins oder ihrer Cousine eingeladen, was kein Problem war, und dann zu ihrer. Eigentlich wollte sie erst keine traditionelle Hochzeit, hatte sie dann aber doch: Zu Beginn warten wir auf das Brautpaar, mit vielen weiteren schick gekleideten Gästen. Ich sehe viele Frauen, die ihr Kopftuch nur locker über ihr Haar legen. Das kann ich verstehen, ich würde mir meine Frisur auch nicht mit einem Kopftuch wieder zerstören. In der Mitte übt hin und wieder eine Gruppe Männer. Sie werden einen traditionellen Tanz vorführen, den sie mit Dudelsack, Trommel und Mikrofon begleiten.

Die beiden, das Brautpaar, kommen. Sie trägt ein langes, wallendes weißes Kleid mit einem Bolerojäckchen, das auf das Kleid abgestimmt ist und kaum auffällt. Die Jacke bedeckt die Arme und ist bis zum Hals geschlossen. Die Musik beginnt, ich merke den Trommelschlag im Bauch und es dröhnt etwas in den Ohren. Die anderen Gäste drängen ein Stück nach vorne, der Gang bildet sich dadurch, dass die Musiker weiter laufen. Ich kann das Brautpaar kaum sehen: Sie laufen langsam Schritt für Schritt weiter, er ein bis zwei Schritte vor ihr und ist der, der primär tanzt. Sie hält sich eher im Hintergrund auf. Ihr lächeln hat etwas steifes, angestrengtes. Zwischendurch übernimmt sie das Tanzen und steht im Mittelpunkt. Alle klatschen und rufen laut, die Stimmung ist ausgelassen und es wird viel gefilmt.

Nach fünf Minuten sind wir an der Treppe zum Treppenhaus angekommen. Wir begeben uns nach oben in die Räumlichkeiten. Ein paar Kinder rennen an mir vorbei, manche kenne ich aus der Schule und dem Kindergarten. Die Männer gehen in einen Saal, der an den der Frauen grenzt, gefeiert wird geschlechtergetrennt. Das Brautpaar entzieht sich auch der Menge, um mehrere Minuten später wieder zu erscheinen. Bei lauter Musik füllt sich der Raum und wir suchen uns, wie fast alle, einen Platz an einem der großen runden Tische. Die Musik läuft schon. Ich bemerke, wie sich inzwischen ein Gang in der Mitte des Saals gebildet hat, aber etwas wird es noch dauern. Zur Sicherheit stellen wir uns trotzdem schon dazu, hin und wieder sehe ich eine Lehrerin der Schule und begrüße sie.

Zwei Frauen, mit jeweils einer großen Kamera, stellen sicher, dass der Gang breit genug ist und keiner über die Kabel der Kameras fällt. Sie werden die gesamte Feier aufnehmen. Nun geht es rund: Die Türen eines kleinen Zimmers auf einer Art Empore öffnen sich und das Brautpaar kommt die Stufen herunter. Sie gehen sehr langsam. In der Mitte des Saals tanzen sie für mehrere Lieder, ob das alles zusammen der Hochzeitstanz ist? Alleine tanzen sie selten, Schwestern, Cousinen, Bekannte, sie alle bringen sich hin und wieder in den Tanz ein. Aber das gehört hier auch dazu. Danach begeben sich die beiden auf eine Art Bühne, auf der ein Sofa steht und ein Tisch mit großen Blumenschmuck. Zu den Frauen, die die Hochzeit filmen gesellt sich eine dritte Frau, die Fotos macht. Im Anschluss an die ersten Fotos wird eine große Torte auf einem Wagen herein geschoben, die symbolisch angeschnitten wird. Auf dem Wagen stehen bereits ein Teller mit einem Kuchenstück und zwei Gabeln, sowie zwei Gläsern mit Saft bereit. Nachdem sie den Säbel? beiseite gelegt haben, wird ihnen der Kuchenteller gereicht und sie füttern sich gegenseitig. Den Saft trinkt jeder aus seinem Glas, jedoch werden die Arme überkreuzt. Erneut ist Zeit zum Fotos machen.

Da Frauen und Männer getrennt feiern, verabschiedet sich der Bräutigam und begibt sich in den anderen Saal. Nun haben die Frauen Zeit zum Feiern: Kopftücher werden abgelegt, Jacken ausgezogen, Frauen in Nikab oder Burka sind kaum wiederzuerkennen. Im Laufe der Zeit verteilen Serviererinnen Kuchen in Schälchen und Getränkedosen, für jeden Gast ist ein Stück Kuchen und eine Getränkedose, auf dem Tisch stehen Wasserfläschchen. Die kann ich mir auch noch von einem freien Tisch nehmen. Da ich mich mit den anderen auf der Tanzfläche befand, konnte ich dieses Mal den Kuchen nicht probieren. Er kommt mir bekannt vor und sah der Torte, die symbolisch angeschnitten wurde, nicht ähnlich. Ich glaube, er ist gekauft.

Nach insgesamt einer Stunde und fünfzehn bricht eine kleine Unruhe unter Gästen aus: Ich sehe mehrere Frauen zu ihren Plätzen eilen und ihre Tücher und Jacken anziehen. Der Bräutigam kommt wieder. Er bringt Schmuck mit, den er seiner Frau nun anlegt – einen Ring als erstes, dann kommt eine Kette, ein Armband, Ohrringe und noch mehr Ketten. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Viele junge Männer in Jordanien heiraten nicht, weil sie es sich nicht leisten können. Sie verdienen erst Geld und müssen sich oft etwas ansparen. Der Schmuck ist eine Versicherung für die Frau, falls sie aus irgendwelchen Gründen einmal alleine dasteht. Die Braut dagegen bringt oft Möbel mit in die neue gemeinsame Wohnung und trägt somit ihren Teil bei.

Zurück zur Hochzeit: Das Brautpaar tanzt gemeinsam und die Gäste schließen sich an. Vor allem während der letzten fünfzehn Minuten läuft traditionelle Musik: Die Männer sind da und tanzen gemeinsam mit den Frauen Dabke, den traditionellen Tanz. Viele Frauen tragen wieder ihr Kopftuch und die Braut trägt wieder ihre Jacke. Stimmt, sie ist anfangs ohne sie eingelaufen. Auf meiner ersten Hochzeit trug die Braut zusätzlich eine große Kaputze, die ihr Haar bedeckt, ohne die Frisur kaputt zu machen. Es war vielmehr eine Art Mantel, der zusätzlich von der Figur ablenkte. Es erinnerte mich von der Art an Rotkäppchen, vielleicht kannst du dir unter dem Vergleich besser vorstellen was ich meine.

Nun bringen weitere männliche Familienmitglieder Geschenke und das Brautpaar lässt sich nach einem letzten Tanz auf dem Sofa der Bühne nieder. Wir stellen uns zu den anderen Gästen in die Schlange, um den Brautpaar persönlich zu gratulieren und ein Foto mit ihnen zu machen. Dann ziehen wir uns unsere Jacken an, die zwei Stunden sind vorbei. Mehrere Bilder kann ich leider nicht zeigen, da die Frauen kein Kopftuch tragen. Viele Grüße, Alisa