Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Mittagessen im Nurse Hostel: Chapathi, Ei und Bohnen (Foto: EMS/Beerlage)
30. Januar 2017

Meine Liebe zu Chapatis

Johanna

Johanna

Indien
wirkt in einem Krankenhaus und Kinderheim mit
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Mahlzeit!

Es ist nun schon die Hälfte meines Indienaufenthalts vorbei und dass die Zeit hier so schnell an mir vorbei rasen könnte, hätte ich niemals gedacht. Anfang letzten Monats war ich mit den anderen Freiwilligen in Goa. Dort hatten wir eine wunderschöne und entspannte Zeit, die ich sehr genossen habe. Darum soll es in diesem Blogeintrag aber gar nicht gehen. Wer mich persönlich kennt weiß, dass ich unglaublich gerne esse und deshalb auch liebevoll von meinem Vater „Vielfraß“ genannt werde. Deshalb ist es doch sehr verwunderlich, dass ich noch nicht sehr viel zu diesem leckeren Thema geschrieben habe. So ziemlich jeder Smalltalk fängt hier mit den Worten „Hast du schon gegessen?“ an, ganz egal, ob man mit dieser Person gerade am Tisch sitzt und sie genau sehen kann, dass man sich gerade einen Haufen Reis auf den Teller schaufelt. Die zweite Frage ist dann was man denn gegessen hat, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass das Erste was ich auf Kannada (die lokale Sprache in Karnataka) konnte, Lebensmittel und Gerichte waren.

Generell ist das Essen hier unglaublich lecker. Jeder der schon einmal Indisch gegessen hat, weiß wovon  ich rede. Jedenfalls gilt das für die meisten Speisen, denn auch hier gibt es Dinge die nicht ohne die Miene zu verziehen runter bekomme. So zum Beispiel „grünes Mango-Pickle“, welches zu jeder Speise dazu gegessen werden kann, so wie bei uns zum Beispiel Ketchup. Zum Glück hatte ich das nur einmal auf meinem Teller, nachdem unter lautem Gelächter meine Reaktion beobachtet wurde. Morgens esse ich im Crèche mit den Kindern. Dort gibt es entweder „Auleki“ (Reisflocken mit Zwiebeln und Tomaten) oder „Upit“ (Grieß mit Zwiebeln) oder „Citrana“ (Reis mit Gemüse). In den ersten Wochen hier in Indien war es noch sehr ungewohnt für mich schon morgens etwas Warmes und dazu scharfes zu essen und nicht ein einfaches kleines Marmeladenbrot. Doch inzwischen habe ich mich auch daran gewöhnt und matsche morgens zufrieden zusammen mit den Kindern im Reis herum.Das Beste an dem Essen hier ist, dass man es mit der Hand isst. Es ist so schön das Essen zuerst richtig zu fühlen bevor man es isst und eine indische Weisheit besagt, dass man nur richtig satt werden kann, wenn man mit den Händen isst.

Mittags und abends darf ich im „Nurse Hostel“ zusammen mit den angehenden Krankenschwestern essen. Zu jeder Mahlzeit gibt es dort Chapathi (gebratenes Fladenbrot) und Reis. Dazu gibt es dann entweder verschiedenes Gemüse oder ein Ei. Das Gemüse ist meistens sehr fettig, genauso wie auch morgens das Frühstück mit einer ordentlichen Ladung Öl zubereitet wir. Die Kinder sollen ja auch groß und stark werden. Nur einmal in der Woche (Sonntags) gibt es Fleisch, was ich gut finde, denn als Vegetarier verzichtet man gerne auf Fleisch. Deshalb gibt es für mich dann immer eine extra Portion Rührei, worüber ich mich jedes Mal sehr freue. Da das Chapathi mein absolutes Lieblingsessen ist, freue ich mich jeden Tag aufs Neue wie ein kleines Kind, wenn ich mein geliebtes Chapathi sehe und dann glücklich verspeise. Der Reis ging mir zwischendurch mal etwas auf die Nerven, aber jetzt esse ich ihn wieder fast täglich.

Bei Festen kommt das gemeinsame Essen immer am Schluss. Meistens gibt es Hühnchen mit Reis und Joghurt, aber da es hier sehr viele Vegetarier gibt, ist eine vegetarische Alternative fast immer aufzufinden. Amüsant wird es dann, wenn die Gastgeber von Tisch zu Tisch laufen und den Gästen Essen nachfüllen wollen, denn dabei kann man minutenlange Diskussionen darüber beobachten, ob schon genug gegessen wurde oder nicht. Inzwischen kann ich mich schon ganz gut wehren und wasche ganz schnell wenn ich fertig bin meine Hände. Bis ich diesen Trick jedoch bei anderen gesehen habe, bin ich nach jeder Feier nach Hause gerollt, weil ich so überfüllt war. Besonders freue ich mich bei solchen Festen aber über den Nachtisch. Sehr lecker ist eine Art Milchreis, aber nicht mit Reis sondern mit Nudeln; Milchnudeln. Super schleimig aber auch super lecker. Viele der indischen Süßigkeiten sind für meinen Geschmack zu süß und vor allem zu fettig. Teilweise muss man sie nur mit einem Finger anfassen und schon fühlt man sich von Kopf bis Fuß eingeölt. Das gilt aber natürlich nicht für alles Süße.

Die salzigen Gerichte sind scharf, woran ich mich auch erst gewöhnen musste, doch inzwischen komme ich schon ganz gut damit klar. In Restaurants kann man oft wählen ob man es besonders scharf oder normal scharf möchte, denn es gibt hier Leute, die es weniger oder mehr scharf mögen. Wenn man aber sorgfältig alle Chillis herausfischt, ist es aber in der Regel erträglich. Viele Sachen die ich in Deutschland nicht wirklich als besonders oder unverzichtbar gesehen habe, gibt es hier einfach nicht oder es ist nicht mal annähernd so lecker wie bei uns. So zum Beispiel Käse, Brot (hier gibt es nur süßes Toastbrot), Pasta oder Waffeln mit Kirschen und Sahne. Nicht selten beikomme ich unglaublichen Heißhunger auf solche nicht erreichbaren Gerichte. Deshalb war es besonders schön mit den anderen Freiwilligen in Mysore Pizza zu essen oder als wir in Goa in einer „German Bakery“ Vollkornbrot und Zimtschnecken bekommen haben. Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in meinen täglichen Menüplan geben und ihr wisst eure Butterbrezeln und Spagetti mit Tomatensoße etwas mehr zu schätzen.

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In Goa in der German Bakery (Foto: EMS/Beerlage)
In Goa in der German Bakery
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Auleki im Crèche (Foto: EMS/Beerlage)
Auleki im Creché