
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

In Indien beginnt schon der Sommer
Dieser Blogeintrag beginnt im neuen Jahr 2018.
Kurz nach meiner Rückkehr aus den Ferien in Goa bekam ich noch kurzfristig Besuch von einem ehemaligen Freiwilligen. Es war wirklich toll, über unsere Erfahrungen zu sprechen, einfach die Einsatzstelle einer anderen Person zu zeigen und auch ein paar Orte in der Umgebung zu besuchen. Das Wochenende gefiel mir sehr gut und es war toll, dass er bei mir vorbei geschaut hat.
Schon am Wochenende danach gab es leider weniger erfreuliche Nachrichten. Meine Chefin Claribel musste ins Krankenhaus, da sie Schmerzen in der Herzgegend hatte. Dies beunruhigte uns alle sehr. Da an diesem Tag ein Großteil der Jungen einen Ausflug machten, waren nur noch relativ wenige Kinder da. Charles, der Mann meiner Chefin, der auch sehr viel in meiner Einsatzstelle beiträgt, organisierte alles, dass es weiterhin lief. Durch diese Umstände schlief ich dann auch das erste Mal mit den kleinen Jungen zusammen in ihrem Schlafsaal, besser gesagt einem sehr großen Raum in dem viele Hochbetten stehen.
Zu meinem Glück verlief die Nacht ohne Probleme. Glücklicherweise war der Montag ein Feiertag und deshalb konnte ich den Tag ruhig angehen lassen. Dadurch, dass ich bei ihnen geschlafen hatte erlebte ich das erste Mal auch den Alltag schon am Morgen mit. Nachdem ich die Jungs um 5:30 weckte, wurden erst die Moskito Netze abgehängt und die Bettwäsche zusammen gelegt. Danach folgte ein Prayer (Gesang, Bibelverse und Gebet) von Charles geleitet. Da es keine richtigen Pläne für den Tag gab durfte ich mich nochmal zurückziehen. Am Abend kamen dann die älteren Jungs von dem Ausflug zurück und ich dachte nun geht der Alltag normal weiter, nur dass meine Chefin noch im Krankenhaus war.
Leider trat dies nicht ein. Am Tag danach kam unser Koch auch nicht, da er ebenfalls ins Krankenhaus kam und dort noch weitere zehn Tage bleiben sollte. Somit gab es dann keine offiziellen Mitarbeiter mehr in meiner Einsatzstelle. Charles schaffte es glücklicherweise ziemlich schnell, eine Aushilfsköchin zumindest für den Nachmittag zu organisieren. Morgens wurde das Essen von den College Studenten angerichtet. Claribel kam dann am Mittwoch wieder zurück nach Hause. Nur durfte sie keine körperliche Arbeit verrichten und musste den ganzen Tag im Bett verweilen. Noch in der gleichen Woche ging es dann für mich auf das Zwischenseminar in Bangalore.
Dort reiste ich mit Laura schon etwas früher an, um noch ein wenig von der Stadt zu sehen. Unsere Unterkunft hätte kaum besser liegen können, da sie quasi direkt an der neuen Metro Station lag und nur wenige Gehminuten von einem Park entfernt war. Dazu war das Gelände selbst noch sehr grün. Durch die Metro ersparten wir uns deshalb sehr viel Geld und Zeit. Das Seminar ging sechs Tage und es war toll, dass wir nicht unter uns EMS Freiwilligen blieben sondern noch fünf weitere Freiwillige von anderen Organisationen am Seminar teilnahmen. Katharina, eine ehemalige EMS Freiwillige, die sehr gut über Indien Bescheid weiß und gerade in Bangalore studiert, leitete unser Seminar sehr gut. Auf jeden Fall reflektierten wir unsere Zeit und sprachen über unsere Einsatzstellen mit den anderen, tauschten uns über relevante Themen aus und sprachen auch über das Kommende. Alles in allem war es ein gelungenes Seminar, an dem ich auch nette neue Leute kennen lernen konnte.
Beim Rückweg zu unseren Einsatzstellen begleiteten uns Leah und Nele. Es war schön, die zwei kommenden Tage gemeinsam zu verbringen. Wir besuchten einen frisch eingeweihten Steg, aßen leckere Cupcakes und hatten ein köstliches Abschluss-Abendessen mit zwei weiteren Freunden von uns. Das Beste jedoch war die Besichtigung des "blue blood moons", den wir vom "schiefen Turm von Pisa" (eine indische Replika) beobachteten. Ich denke, dass wir ihnen unsere Stadt sowie unsere Einsatzstellen etwas nahe bringen konnten.
Gleich am nächsten Wochenende fand dann ein Cricket Turnier direkt bei uns im Viertel statt. Unsere Kirchengemeinde stellte ein Team, in dem auch unser ältester College Schüler Sajay mitspielte. Es ging über zwei Tage und unsere Team schaffte es sogar ins Finale, wobei sie letztendlich dann als Zweiter das Turnier beendeten.
Schon am nächsten Tag hatte ich einen weiteren Besuch. Eine deutsch-schweizerische Reisegruppe, die eine Reise auf den Spuren der Basler Mission machte. Sie besuchten unsere Stellen, da diese von der Basler Mission vor über 100 Jahren gegründet worden waren. Sie verbrachten einen halben Tag hier, wobei ich sie mit zum Tempel und nach Ashanilaya begleitete. Anschließend stellte ich noch meine Einsatzstelle, das "Boys Boarding Home", vor. Die Leute in der Gruppe waren sehr nett und interessiert.
Meiner Chefin Clari geht es inzwischen besser. Trotzdem ist sie noch nicht 100% fit und ist noch sehr eingeschränkt. Für mich gab es eine weniger erfreuliche Konsequenz, die nachvollziehbar ist. Früher hatte ich mein Frühstück bei Clari. Dies war für mich sehr schön, da ich leckere abwechslungsreiche Gerichte zum Frühstück hatte. Da sie durch ihre gesundheitliche Einschränkung nicht mehr kocht, essen wir alle nun das Essen vom Koch. Dies ist selbstverständlich einfacher und leider ziemlich ähnlich von Tag zu Tag. Vor allem das Grundgericht Reis ist mir persönlich weniger lieb geworden.
Ich hoffe natürlich, dass es meiner Chefin bald wieder vollständig besser geht. Unserem Koch geht es inzwischen wieder gut. Positive Veränderungen wird es auf jeden Fall schon bald geben, da eine neue Küchenausstattung eingebaut wurde, die demnächst eingeweiht wird. In der Hoffnung, dass es zukünftig eventuell abwechslungsreichere Kost geben wird, sehe ich schon gespannt nach vorn.
Am vorvorletzten Freitag und Samstag fand in Ashanilaya noch ein Programm für Boys und Girls Boarding Homes aus Karnataka statt. Die Veranstaltung wurde für die 10. bis 12. Klasse veranstaltet, um den Druck vor den Examen zu nehmen und hilfreiche Tipps weiterzugeben. Für mich war es toll mit anderen Jugendlichen aus Internaten in Kontakt zu kommen. Am Besten war dabei ein Gespräch mit einem Jungen, der auch deutsche Freiwillige in seinem Internat hat. Diesen fragte ich ein wenig aus, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Einsatzstellen. Von dem Programm verstand ich nur teilweise etwas. Vor allem interessant war, an so einem Programm teilzunehmen und zu schauen, wie so etwas hier abläuft.
Ich freue mich auf die nächste Zeit und versuche noch mehr aus meinem ÖFP mitzunehmen. Viele Sachen schiebe ich nämlich auf, da ich noch weiß, dass ich dafür später genügend Zeit haben werde. Leider ist es nicht mehr ganz so, da es nur noch einige Tage sind, bis die langen Sommerferien beginnen. Danach ist es für mich nur noch ein weiterer Monat. Die Zeit geht hier teilweise wirklich schnell vorbei.

