Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

info_outline
Ella, Eva und ich (von rechts) am Cape Agulhas (Foto: EMS/Mörike)
12. Oktober 2017

Der erste Monat

Johanne

Johanne

Südafrika
unterstützt eine Einrichtung für Kinder mit Behinderung
zur Übersichtsseite

Nun ist mehr als ein Monat unseres Aufenthaltes in Südafrika vergangen. Immer wieder bekomme ich die Frage "wie ist es denn?" gestellt. Normalerweise antworte ich dann einfach mit "wunderschön" oder ähnlichem und das ist dann durchaus nicht gelogen, aber das ist doch eine recht schlichte Antwort und ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere gerne mehr erfahren würde.

Ich kann vielleicht damit anfangen, ein Klischee aufzulösen: Nein, Afrika ist nicht immer und überall warm. In den ersten zwei Wochen mussten wir erfahren, dass es hier ziemlich kalt werden kann und Heizungen, wie wir es in Deutschland gewohnt sind, gibt es hier einfach nicht. Eva und ich haben uns dann gleichmal eine Erkältung eingeholt. Es wird jetzt aber zum Glück von Tag zu Tag wärmer.

Ich lebe hier zusammen mit meinen Mitfreiwilligen, Eva aus Deutschland und Novella aus Indonesien (Süd-Süd-Freiwillige im ÖFP), die oft einfach "Missus Indonesia" genannt wird. Ich verstehe mich mit beiden sehr gut und durch Ella (Novella) bekommen wir oft unglaublich leckeres, indonesisches Essen. Unsere Wohnung ist direkt vor dem Elim Home. Im Home wohnen 50 Kinder aber auch erwachsene Menschen mit schweren, mehrfachen Behinderungen. Das klingt ziemlich heftig. Ist es teilweise auch.

Ich kann im Moment nur von einer Gruppe sprechen, in der ich arbeite, seitdem wir hier sind. Die Gruppe mit dem Namen "teelepjelties" (=Teelöffel) ist aus 10 Kindern zusammengesetzt. Die sind im Alter von 7-23 Jahren. Ich spreche trotzdem von Kindern, da die kognitive Entwicklung auch bei den älteren sehr kindlich ist. In dieser Gruppe sind die Kinder mit den schwersten Behinderungen. Meine Hauptaufgabe ist somit das Füttern, Wickeln und Waschen der Kinder.
Ich erinnere mich, dass ich in den ersten Tagen glaubte, dass die Kinder eher "nur Körper" sind, da man nicht wirklich mit ihnen kommunizieren kann - so dachte ich zumindest! Nun weiß ich, dass in jedem einzelnen "etwas drin ist", wenn man das so sagen kann. Man kann mit allen Kindern kommunizieren, wenn auch teilweise nur über Berührung oder Musik und bei ein paar Kindern ist es sehr, sehr selten, dass man eine direkte Reaktion bekommt. Das macht es für mich aber gerade spannend und so suche ich immer nach neuen Wegen, den Kindern etwas Neues zu zeigen und sie ihrer Sinne bewusst zu machen. Wie ich das schon erwartet hatte, sind mir die Kinder sehr ans Herz gewachsen.

Ich habe das Gefühl, die Menschen in Elim sind sehr viel herzlicher als die Menschen in Deutschland. Und vor allem mehr familienbezogen. Oft werden uns stolz Bilder von den jeweiligen Kindern gezeigt. Seit gut zwei Wochen haben wir einen Afrikaans-Sprachkurs, den bekommen wir von einer Grundschullehrerin zweimal in der Woche. Auch sie ist sehr herzlich zu uns und der Unterricht macht sehr viel Spaß durch ihre offene und humorvolle Art.

In das Land an sich habe ich mich schon verliebt gehabt, bevor ich überhaupt hier war. Ich genieße die Autofahrten, wenn wir einkaufen gehen oder irgendwo anders hinfahren sehr, dann kann ich einfach nur dasitzen und die wunderschöne Natur bestaunen. Es ist im Moment Frühling hier. Es gibt so viele Blumen und Vögel, die ich noch nie zuvor gesehen habe und die so kräftige Farben haben, dass ich oft befürchte, mit offenem Mund da zu sitzen. Zwischen den einzelnen Dörfern und Städten sind kilometerweise Weiden für Kühe, Schafe, Strauße und Zebras. Es ist schön zu sehen, dass die Tiere hier so viel Platz zum Leben haben.

Wir haben bis jetzt einen Ausflug zum Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas und gleichzeitig dem Ort an dem der Atlantische auf den Indischen Ozean trifft, gemacht. Der Präsident der Moravian Church of South Africa, Gottfried Cunningham und seine Frau Lesinda Cunningham sind mit uns dorthin gefahren. Lesinda ist auch die Leiterin des Elim Homes. Die Cunninghams sind unglaublich nette Leute!

Außerdem waren Eva und ich in Hermanus, einer Stadt am Meer, in dessen Bucht die Wale in genau dieser Zeit ihre Kälber bekommen. Deswegen findet dort einmal im Jahr ein Whale-Festival statt. Wir haben tatsächlich viele Wale beobachtet. Die Stadt an sich ist zwar sehr hübsch, aber hat mit Südafrika sehr wenig zu tun. Durch den Tourismus ist alles sehr "westlich" dort.

Ich genieße meinen Aufenthalt hier sehr. Ich habe viel Zeit, um über alles Mögliche nachzudenken und mir über viel bewusst zu werden. Ich merke auch, dass es manchmal einsam sein kann. In Deutschland geht das Leben normal weiter, auch ohne mich. Das ist manchmal ein seltsames Gefühl, doch davon lass ich mich nicht unterkriegen und freue mich sehr auf die Erfahrungen, die ich hier noch sammeln werde.

info_outline
Bradley nach dem bunten Nachmittagsprogramm (Foto: EMS/Mörike)
info_outline
Andrew beim sonnigen Spaziergang (Foto: EMS/Mörike)