
Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

Eine neue Familie
Nun bin ich in einer anderen Kultur; einer neuen Welt für mich. Hier funktioniert das Leben anders als gewohnt. Trotzdem finde ich mich in Jordanien und speziell an meiner Einsatzstelle gut zurecht.
Nach einem entspannten Flug von gerade einmal vier Stunden, sah ich aus dem Flugzeugfenster die schönen Lichter der Stadt Amman aufblitzen. Welcome to Jordan. Allerdings wurde ich langsam aber sicher immer nervöser. Schaff ich es ohne Probleme ein Visum zu bekommen? Werde ich planmäßig am Flughafen abgeholt? Was mach ich, wenn mein Gepäck (warum auch immer) nicht auf dem Gepäckband erscheint? Im Endeffekt waren meine Sorgen unbegründet. Mit Gepäck und Visum wurde ich dann herzlich von meinem Betreuer Joel, zwei Schülern und einem Arbeiter vom Institut begrüßt und willkommen geheißen. Zusammen gingen wir dann erst einmal etwas Essen, bevor ich ziemlich erschöpft spät abends in Salt ankam.
Da die Schule hier erst am 4.September losging, hatte ich noch eine Schonfrist. Somit konnte ich das Institut und die Mitarbeiter kennenlernen. Zwar kann ich mich noch nicht wirklich mit den Leuten unterhalten, da ich leider keine Gebärdensprache "spreche", jedoch bekomme ich immer wieder Gebärdensprachunterricht und die Mitarbeiter bringen mir viele Worte bei. In den ersten 3 Wochen hatte ich die Möglichkeit in einige Abteilung des Institutes hinzuschnuppern. Ich half den Maurern und den Schreinern in der Werkstatt oder verbrachte einen Tag in der Taubstummen-Abteilung. Bis jetzt waren alle Mitarbeiter wirklich nett zu mir und mir haben die verschiedenen Arbeiten auch Spaß gemacht, obwohl das Mauern einer Wand echt anstrengend ist.
In meinen ersten Tagen habe ich auch schon ein paar Ausflüge gemacht. Der Pfarrer Jamil nahm mich zum Beispiel mit in die Hauptstadt Amman. Dort gingen wir in ein Automuseum des verstorbenen Königs Hussein und er zeigte mir auch ein Amphitheater der Römer. Der Ausflug war ziemlich cool, da Amman eine sehr schöne Stadt mit bunten Märkten und interessanten Bauwerken ist. Ein anderes Mal besuchte ich zusammen mit meinem Betreuer Joel eine Außenstelle des Institutes in einem kleinen Dorf außerhalb von Salt. Der Direktor Josua führte uns durch die verschiedenen Abteilungen und zeigte uns die Klassenzimmer. Wir konnte auch den Mitarbeiterinnen in der Holzwerkstatt, beim Arbeiten mit Stoffen oder bei der Papierherstellung zuschauen. Danach gab es noch leckeres Essen (Hummus, Datteln und vieles mehr), bevor Joel und ich wieder zurück nach Salt fuhren.
Eigentlich verbringe ich ständig Zeit mit Gehörlosen. Dadurch wird meine Gebärdensprache von Tag zu Tag besser. Allerdings vergesse ich immer noch häufig, dass mich meine Mitmenschen nicht hören können. Deshalb kommt es schon mal vor, dass ich einfach auf Englisch oder mit den paar arabischen Sätzen, die ich sprechen kann, auf diese einrede. Daraufhin weiß der Gehörlose gar nicht wie im geschieht und mir wird erst nach kurzer Zeit bewusst, dass mich mein Gegenüber gar nicht verstehen kann. Meistens redet dann der Gehörlose mit mir unverständlichen Zeichen auf mich ein, was dann in einem beidseitigen Lachen endet. Ein anderes Mal habe ich abends mit Gehörlosen und Taubblinden den Abwasch in der Küche gemacht. Plötzlich klingelte das Telefon. Ich war in dieser Situation der einzige, der ein "Gespräch" am Telefon führen konnte. Somit drückten die Gehörlosen mir das Telefon in die Hand. Ich verstand natürlich kein Wort von dem, was der Mann am anderen Ende der Leitung auf Arabisch zu mir sagte. Im Endeffekte hat er dann irgendwie gemerkt, dass ich nur Englisch sprechen kann und sich mit einem "Goodbye" von mir verabschiedet. Ich muss also auf jeden Fall mein Arabisch und meine Gebärdensprache verbessern.
Obwohl das Institut aus Menschen verschiedenster Nationalitäten besteht (ich habe Koreaner, Amerikaner, Holländer, Schweizer, Syrer und Ägypter kennengelernt), versteht man sich als eine große Familie. Auch ich fühle mich inzwischen als Teil dieser Familie. Zwar hat die Schule hier noch nicht begonnen, weshalb ich noch längst nicht alle Mitarbeiter kenne, aber so langsam gewöhne ich mich an die neue Lebensweise.

