Weltweit erlebt
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Weltweit erlebt

14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die übliche Menge an Motorrollern auf Balis Straßen (Foto: EMS/Kleinschmidt)
30. September 2017

Der Vorspann – Einführungsseminar auf Bali

Henriette

Henriette

Indonesien
arbeitet in der Kinder- und Jugendarbeit mit
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Nach etwa 14 Stunden Flug ab Frankfurt mit Transit in Bangkok, kamen wir fünf Freiwilligen endlich in Denpasar an. Nachdem wir weitere anderthalb Stunden in der ewig langen Schlange für Imigrasi auf dem Flughafen verbrachten und mit viel Freude unsere Rucksäcke aus der Folie auswickelten, schafften wir es schließlich auch nach draußen. Wie wir letztendlich unsere "Abholer" gefunden haben, ist mir ein Rätsel, aber es hat nahezu problemlos funktioniert. In dem Moment, als ich aus dem Flughafen herauskam, dachte ich, ich bin in einer anderen Welt - also im positiven Sinne. Und dass es eindeutig die richtige Entscheidung war nach Indonesien zu gehen. Dieser Ersteindruck half mir später noch häufiger, das ein oder andere Stimmungstief zu überwinden. Unser Gepäck wurde dann hinten auf einen Transporter geladen und wir fünf fuhren in einem zweiten Auto hinterher. Die Autofahrt dauerte etwa anderthalb Stunden - nicht wegen der Entfernung, sondern wegen dem unglaublich dichten Verkehr! Mir wurde allerdings kein bisschen langweilig. Ich bekam so viele neue Bilder zu sehen und konnte gar nicht lang genug aus dem Fenster gucken. Vor allem beeindruckt war ich von dieser unglaublich großen Menge an Motorrollern. Deren Fahrer schmuggelten sich nur so durch die feststehenden Autoreihen, über Fußwege und auf einem Motorroller saßen bis zu vier Personen (darunter zwei Kinder). Als es schon dunkel wurde, kamen wir dann an unserem schönen Hostel an. Doch nur wenige Stunden später saßen wir bereits mit Deborah Murphy und ihrer Familie in einem lokalen Warung und aßen unser erstes indonesisches Essen - ich probierte Mie Goreng (gebratene Nudeln), die hier noch viel besser schmecken als in den "Asia-Buden" in Deutschland. Dort kamen wir auch das erste Mal mit Sambal - der sehr scharfen Chilisoße - in Kontakt, wegen der ich mit tränenden Augen aß. Zurück im Hostel warteten wir noch auf Shaun, den Süd-Süd-Freiwilligen aus Südafrika. Mit ihm hatten wir die ganze Woche über sehr viel Spaß.

Am nächsten Morgen holten uns Christin, Vera und Sebas ab und zeigten uns den ganzen Tag über in einer Art inoffiziellen Sightseeingtour mehrere tolle Orte. Zuerst das Kinderheim in Bangli, wo uns so einige neugierige Kinder und Jugendliche in Empfang nahmen und herumführten. Nach ein paar Fotos mit der ganzen Truppe ging es für uns weiter. Wir besuchten ein traditionelles hinduistisches Dorf, indem trotz der vielen Touristen noch Leute wohnen. Wie viele andere winkte uns auch eine ältere Frau zu sich hinein und zeigte uns ihren Schlafplatz mit der Feuerstelle direkt daneben. Dann liefen wir weiter, geradeaus auf das Tor eines Hindu-Tempels zu, den man allerdings nur von außen sehen durfte. Die religiösen Regeln dürfen eben nicht verletzt werden, was auch gut so ist! Dahinter lag ein Bambuswald, der mich - da ich so etwas vorher noch nie gesehen hatte - schwer begeisterte. Anschließend hielten wir an einer Straße, von der aus wir einen tollen Panoramablick hatten. Und zwar auf die beiden Vulkane Gunung Batur (1717m) und Gunung Agung (3031m) und das Tal, indem der Batur-See liegt. (Das ist mittlerweile schon knapp drei Wochen her und zu diesem Zeitpunkt bestand noch keine Ausbruchsgefahr). Dort kosteten wir auch einige typische indonesische Früchte wie Salak und Terong Belanda. Letztere ist mit ihrem sauer-süßlichen Geschmack meine neue Lieblingsfrucht geworden. Dann fuhren wir mindestens eine Stunde lang in den Süden der Insel nach Denpasar zurück und aßen noch in einem idyllischen Restaurant, direkt neben einem Reisfeld Abendbrot. Dabei probierte ich das traditionelle Getränk Daluman, was wie Erdbeermilch schmeckte und wackelpuddingartige Stücke enthielt.

Sonntagmorgen gingen wir in die volle Kirche und erlebten einen Gottesdienst mit vielfältiger musikalischer Gestaltung, einer Predigt, bei der wir leider kein Wort verstanden und einer sonderbaren Essensverhandlung am Ende des Gottesdienstes. Bis auf die Klimaanlagen, die auf 19 °C eingestellt waren und nicht grade zur Besserung meiner Heiserkeit beitrugen, herrschte eine sehr warme Atmosphäre. Dann wünschten sich alle Selamat hari Minggu (Happy Sunday) und wir fuhren weiter zum Strand. Dort lernten wir das "Reisebüro-Bali" kennen mit weitem Sandstrand, Palmen, Liegestühlen und einer Menge Hotels. Erstaunlicherweise war es aber gar nicht so voll, wie ich vermutet hatte. Vermutlich lag das daran, dass man etwa 15 Minuten durch das Wasser waten müsste, um schwimmen zu können. Und so gaben wir uns mit 30cm tiefen Wasser zufrieden. Auf dem Rückweg kauften wir noch Früchte, die wir anschließend mit viel Elan zubereiteten und genüsslich verspeisten. Am Montag zogen wir dann in das MBM-Gelände um. Die MBM ist eine Partnerorganisation der EMS, die viele soziale Projekte unterhält. So sahen wir zum Beispiel die Plastikrecyclingsanlage und die eigene Biogasproduktion durch zwei Kühe. Generell gab es auf dem ganzen Gelände Mülltrennung, was in Indonesien (zumindest auf Bali und Sulawesi) soweit ich weiß eine Ausnahme ist. Zu diesem Thema halten Mitarbeiter auch Präventionen in Schulen und Kindergarten ab - eine echt gute Sache! Außerdem besuchten wir auch ein solches Projekt: sieben Frauen, die ihren eigenen Schneidereibetrieb aufmachen wollen und dafür finanziell vom MBM unterstützt werden.

Die nächsten Tage verliefen relativ ähnlich. Täglich unterrichtete uns Deborah oder Irene in bahasa indonesia und Themen wie: "Do´s & Don´ts", "How to survive in rural areas", Krankheiten und Visaangelegenheiten. Am Mittwoch fuhren wir auf einen traditionellen Markt, wo wir lernten wie man auf bahasa indonesia einkauft und verhandelt. Außerdem bekamen wir Motorroller-Fahrstunden, die uns sehr viel Freude bereiteten. Da es auf Bali außer Taxis quasi keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, besitzen viele ein sogenanntes Motor. Nachdem uns in fünf Minuten die Theorie erklärt wurde, ging es los und einer nach dem anderen fuhr seine Runde über das MBM-Gelände - gefolgt von einem MBM-Mitarbeiter, der uns hinterherrannte. Generell waren die Mitarbeiter super freundlich und wir amüsierten uns gut. Nachdem wir uns am dritten Tag schon relativ sicher fühlten, durften wir sogar auf kleinen öffentlichen, wenig befahrenen Straßen fahren. Dabei begleiteten uns immer jeweils ein Motorrollerfahrer vor und einer hinter uns. Da Bali stark hinduistisch geprägt ist, waren am Straßenrand häufig kleine Opfergaben zu sehen und viele hinduistische Zeremonien im Gang.

An unserem letzten Abend holte uns Evan - Irenes Bruder - ab, um uns den Sonnenuntergang am Strand zu zeigen. Doch leider verpassten wir ihn, da wir mit dem Auto zur "Rush Hour" kaum vorankamen. Verstärkt kommt noch hinzu, dass der Linksverkehr für viele Verkehrsteilnehmer die einzige Regel zu sein scheint. Am Strand angekommen, kauften wir uns erst einmal eine Kokosnuss - etwas, das ich immer schon mal machen wollte. Dann rannten wir ins Wasser und ich genoss die Wellen und diese ganze wunderschöne Atmosphäre. Generell verbinde ich die gesamte erste Woche fast durchgängig mit positiven Erlebnissen! Mit einer zweiten Kokosnuss machten wir uns schließlich wieder auf den Rückweg. In der Unterkunft spielten wir dann noch zusammen mit Evan UNO. Es ist deshalb nennenswert, da der Verlierer ein größeres Stück Durian essen musste. Zu meiner Überraschung ist die Konsistenz sehr weich und schmeckt in geringer Menge viel besser als erwartet. Durian ist daher auch unter dem Namen Stinkfrucht bekannt und darf wegen ihres durchdringenden Geruchs nicht in Flugzeugen mitgenommen werden. Am Samstagmorgen fuhren alle Freiwilligen bis auf Helena, deren Einsatzstelle auf Bali ist, zum Flughafen - wobei ich Bali nur sehr ungern schon wieder den Rücken zudrehte... [Fortsetzung folgt]

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Vor dem Gunung Batur (Foto: EMS/Kleinschmidt)
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Während der Rush Hour bei Evan im Auto, auf dem Weg zum Strand (Foto: EMS/Kleinschmidt)