Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Die Osterdekoration (Foto: EMS/Berens)
22. April 2017

Geseënde Paasfees

Johanna

Johanna

Südafrika
arbeitet in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung mit
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Frohe Ostern

Ostern ist etwas ganz Besonderes. Schon kurz nach meiner Ankunft in Elim wurde mir geraten, dass ich in der Osterzeit nicht verreisen solle, da dies das größte Fest in Elim sei. Hunderte von Menschen würden anreisen, um Ostern im Kreise der Familie zu verbringen und die Kirche würde überfüllt sein. Mit diesen Informationen im Hinterkopf, hielt ich mir die Osterzeit frei und wartete geduldig, bis es soweit war. Einige Zeit vor Ostern, begannen meinen Mitarbeiterinnen und ich dann, den Raum meiner Gruppe im Heim österlich zu schmücken. Wir malten Osterbilder aus und hingen diese, ebenso wie einige andere Dekorationen der vorherigen Jahre, an die Wände. Als ich unser fertiges Werk betrachtete, wurde mir plötzlich bewusst, dass es die Tradition des Osterhasen scheinbar auch in Elim gab. Ich hatte dies zuerst einfach so hingenommen, doch dann freute ich mich umso mehr, dass ich diese heimische Tradition hier wiederfinden konnte. Ebenso in den Geschäften entdeckte ich nach und nach die typischen Osterdekorationen und die Ostersüßigkeiten in den Lebensmittelläden unterschieden sich kaum von den mir bekannten. Auch meine Afrikaanslehrerin schenkte mir kurz vor Ostern ein paar Schokoladenostereier, die ich gerne entgegennahm, glücklich über ein Stückchen Heimat.

Da ich kurz vor Ostern noch im Urlaub war und meine Rückreise sich am Mittwoch vor Ostern etwas hinauszögerte, verpasste ich den Vorbereitungsgottesdienst, der an diesem Abend zur Einleitung der Osterzeit stattfand. Dort war es möglich, ein Ticket mit einem guten Segenswunsch zu erhalten, um am nächsten Abend am Abendmahl teilnehmen zu können. Dieser Tag nennt sich hier „Weißer Donnerstag“ und alle Frauen müssen anlässlich des Abendmahls ganz in Weiß gekleidet sein, während die Männer Schwarz tragen. Also traf ich mich am Donnerstagabend mit einer Freundin im Dorf, damit wir gemeinsam zur Kirche gehen konnten. Wir beide waren komplett in Weiß gekleidet und mussten zudem noch ein sogenanntes „Doekie“ tragen, ein weißes Tuch, dass die Haare bedeckt. An der Kirche angekommen, war es dann auch nicht so schlimm, dass ich kein Ticket hatte und so gingen wir hinein. Frauen und Männer mussten an diesem Abend getrennt sitzen und so war die Kirche zweigeteilt in Schwarz und Weiß, da sich zu meiner Überraschung wirklich alle an die Kleiderordnung gehalten hatten. Ebenso bestätigte sich die Aussage, die Kirche werde überfüllt sein, denn so voll hatte ich sie noch nie gesehen. Der Gottesdienst dauerte lange und bestand aus vielen Liedern, die gesungen wurden, während wir immer wieder aufstehen, uns hinsetzen oder hinknien mussten. Am Ende dieses Abends war ich sehr müde, aber auch zufrieden, diese neue Erfahrung gemacht zu haben.

Am Freitag fanden zwei weitere Gottesdienste statt. Einer am Morgen, um für die Leute, die am Donnerstagabend verhindert waren, das Abendmahl nachzuholen und einer am Nachmittag zur Sterbestunde Jesu. An diesem Tag ist es in Elim üblich, Fisch zu essen, der schon eine Woche vorher eingelegt und zubereitet wird. Außerdem werden, wie auch am Samstag, die Gräber auf dem Friedhof neu gestrichen und mit Blumen geschmückt. Ich startete in den Samstag mit der Gewissheit, dass dieses Jahr das mir aus Deutschland bekannte Osterfeuer ausfallen würde. Zufällig traf ich jedoch auch drei andere Deutsche, von denen einer schon öfter die Osterzeit in Elim verbracht hatte. Daher erfuhr ich, dass die von auswärts angereisten Leute jedes Jahr am Abend auf einer Wiese viele kleine Feuer machen und dort in kleinen Grüppchen den Abend verbringen. Also gingen wir auch zu dieser Wiese, liefen von Feuer zu Feuer und lernten die verschiedensten Menschen und Geschichten kennen. Positiv überrascht von der Offenheit der Leute und davon, dass ich doch noch etwas wie ein Osterfeuer erlebt hatte, ging ich nach Hause. Es war ein sehr interessanter Abend und ich konnte viel davon mitnehmen.

Um sechs Uhr am Sonntagmorgen gab es einen Treffpunkt an der Kirche, von dem aus viele Leute in einem Zug zum Friedhof liefen, während der Posaunenchor spielte. Auf dem Friedhof wurden alle Menschen vorgelesen, die im letzten Jahr verstorben waren. So konnten sich alle Angehörigen ein letztes Mal verabschieden. Am späteren Vormittag fand der Ostergottesdienst statt, den ich mit meinen Mitarbeiterinnen und einigen Kindern aus dem Heim besuchte. Wieder war die Kirche sehr voll, der Posaunenchor spielte, der Chor sang und der Gottesdienst dauerte über zwei Stunden. Nach dem Gottesdienst konnten die Kinder aus dem Dorf im Bibelgarten vor der Kirche ihr Ostergeschenk, gefüllt mit Süßigkeiten, suchen. Auch die Kinder im Heim bekamen am späteren Nachmittag viele Ostersüßigkeiten, die das Elim Home durch großzügige Spenden erhalten hatte. So neigte sich die Osterzeit allmählich dem Ende zu und ich kann sagen: Ostern ist etwas ganz Besonderes.

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Osterleckereien (Foto: EMS/Berens)
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Nach dem Ostergottesdienst (Foto: EMS/Berens)