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14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Red Red, Reis mit Stew, Porridge und verschiedene ghanaische Spezialitäten (Foto: EMS/Mayer)
Red Red, Reis mit Stew, Porridge und verschiedene ghanaische Spezialitäten (Foto: EMS/Mayer)
15. Mai 2018

Die ghanaische Küche

Jacob

Jacob

Ghana
leistet seinen Freiwilligendienst in einer Berufsschule
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Seit acht Monaten lebe und arbeite ich nun schon in Kumasi und komme seither in den Genuss der ghanaischen Küche.

Frühstück in Ghana
Der Tag beginnt für mich meist gegen sieben Uhr mit einem Frühstück, das ich an jedem Morgen von meiner Gastmama Cynthia bekomme. Häufig esse ich gemeinsam mit meinem Gastbrüdern Kwame und Bobo.
Bei meiner Gastfamilie gibt es im Grunde zwei Arten von Frühstück: ein Porridge bzw. Brei, der fast immer mit Brot gegessen wird, oder Reis.
Mama Cynthia kocht verschiedene Porridge. Den ersten würde ich als klassischen Getreide-Porridge bezeichnen. Er wird jedoch nicht aus Haferflocken zubereitet, wie man es von Deutschland kennt, sondern aus Getreidekörnern. Dieser Brei ist eher herzhaft, doch mit dem oftmals süßlichen Brot und etwas Zucker schmeckt er gut und ist sehr sättigend. Meine Gastfamily gibt zu ihrem Porridge meist noch Kondensmilch oder Honig dazu, ich hingegen benutze häufig nur Zucker oder esse ihn ohne Zusatz, da der ghanaische Honig und die Kondensmilch nicht so mein Fall sind. Ein weiterer Porridge ist „Tom Brown“, ein von der Konsistenz dem Schokopudding ähnlicher Brei. Auch diesen Porridge gibt es häufig bei meiner Gastfamily und er wird je nach Belieben ebenfalls mit Brot, Zucker, Honig oder Kondensmilch gegessen. Reis-Porridge ist ein weiterer Frühstücksbrei, bei dem meist ein vom Vortag übriggebliebener Reis nochmals mit Wasser aufgekocht wird. Das Ergebnis ist eine Art Milchreis, wobei der Reis eben mit Wasser und nicht mit Milch aufgekocht wurde. Mit etwas Zucker schmeckt er ähnlich wie Milchreis und ist definitiv mein Lieblingsporridge, doch leider kocht Mama Cynthia diese Variante nur sehr selten.

Die zweite Frühstücksvariante ist Reis. Diesen gibt es entweder als Plain-Rice mit einer scharfen und würzigen Stew/Soße und teilweise auch mit Fisch, oder als Jollof (Tomaten) -Reis mit Salat und rohen Zwiebeln. Häufig isst man ein gekochtes Ei oder ein leckeres Omelette dazu. Morgens um sieben schon Reis mit Fisch und rohen Zwiebeln?! In Deutschland gehörte ich definitiv zur Marmeladen- und Müsli-Fraktion, doch mit der Zeit gewöhnt man sich an Vieles und seit ein paar Monaten schmeckt mir ein kräftiger Jollof-Reis zum Frühstück sehr gut.

 

Das ghanaische Brot
Brot ist in Deutschland eines der wichtigsten, meistgegessenen und vielseitigsten Lebensmittel überhaupt. Auch in Ghana wird Brot gegessen, welches man zu fast jeder Tageszeit an allen Straßenecken kaufen kann. Doch anders als in Deutschland bekommt man hier nicht so viele verschiedene Brotsorten. Die fünf mit Abstand  beliebtesten Sorten sind Tea-, Butter-, Sugar-, Cake- und Wheat-Bread. Das Wheat-Bread erinnert mich immer ein wenig an ungetoastetes Vollkorntoastbrot und schmeckt auch so ähnlich. Sugar-, Butter- und Cake-Bread dagegen sind sich geschmacklich und äußerlich recht ähnlich und kommen meiner Meinung nach einer Mischung aus Weißbrot und Hefezopf sehr nahe. Wie der Name schon verrät wird Tea-Bread häufig morgens zu Tee mit Ei und Omelette gegessen. Dieses Brot schmeckt mir am Besten und ich würde es als Mischung aus Ciabatta und Weißbrot beschreiben. Auch an die anderen Brote habe ich mich gewöhnt und sie schmecken mir gut zu einem Porridge. Doch das deutsche Brotsortiment mit seiner Vielfalt ist für mich einfach unschlagbar. Deshalb freue ich mich auch schon wieder sehr auf ein gutes Vollkornbrot oder auf eine schwäbische Brezel!

Am Brot kann man auch noch sehr gut die Hinterlassenschaften der ehemaligen Kolonialmächte erkennen. Während es in Togo knuspriges französisches Baguette und leckere Croissants zu kaufen gibt, bekommt man in Ghana häufig nur das klassische, englische Weißbrot.

 

Mittagessen in Ghana
Während der Schulzeit bin ich tagsüber in der Schule und esse dort mit allen Lehrer*innen gemeinsam zu Mittag. Im Ramseyer gibt es bis auf ein paar kleine Ausnahmen an jedem Wochentag dasselbe:

Montags werden Beans mit Gari gekocht. Die oftmals weißen Bohnen werden in Wasser vor- und dann später mit Palmöl fertiggekocht und anschließend serviert. Das Öl wird dabei in großen Mengen mitgegessen. Da nicht immer ein Löffel für dieses recht flüssige Gericht zur Verfügung steht, gibt man solange Gari (getrocknete Maniokraspeln) dazu, bis die Bohnen eine sehr feste Konsistenz haben und man sie problemlos mit den drei Fingern der rechten Hand essen kann. Die Ghanaer*innen essen traditionell sehr viel mit den Fingern, allerdings nur mit der rechten Hand, da die linke Hand für die Toilette bestimmt ist. Fügt man diesem Gericht noch frittierte Plantains/Kochbananen hinzu, die durch das Frittieren süßlich werden und mir besonders gut schmecken, nennt man dies Red Red, eines der Nationalgerichte Ghanas. Oftmals bekommt man noch Fisch oder Zwiebeln dazu gereicht.
Große Firmen wie Coca Cola oder Kentucky Fried Chicken (KFC) werben in Ghana mit Red Red und Reis auf ihren Plakaten, nicht mit Pommes und Burgern wie etwa bei uns in Deutschland. Es gibt übrigens noch keinen McDonalds in Ghana, allerdings wird gerade ein erster BurgerKing in der Accra Mall gebaut. Dies hat wahrscheinlich damit zu tun, dass viele Ghanaer*innen häufig eher skeptisch gegenüber „westlichem Essen“ sind und ihre landestypischen Gerichte oftmals bevorzugen. Doch da sich Ghana immer mehr wandelt und vor allem Accra zu einer kleinen Metropole herangewachsen ist, in der es schon andere große Fastfood-Ketten gibt, wird es sicherlich nicht mehr allzu lange dauern, bis eine erste McDonalds-Filiale eröffnet. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, darüber darf jede*r selbst entscheiden…

An den Dienstagen bekommen wir Waakye („Waatsche“) zu essen, ein Gericht, das hauptsächlich aus Reis und Bohnen besteht. Bei mir in der Schule gibt es dazu eine rote, ölige Soße und frittierten Fisch. Waakye kann man fast überall kaufen und wird mit allen möglichen Lebensmitteln wie Ei, Salat, Nudeln, Reis und Fleisch etc. verkauft. Viele Ghanaer*innen essen dieses Gericht gerne zum Frühstück, da sie nicht früh morgens zu Hause frühstücken, sondern sich im Laufe des Vormittags an einem Straßenstand etwas kaufen.

Gekochter Yam mit Kontomire ist die Mittwochsmahlzeit. Yam ist eine ca. 30-50 cm lange Wurzel, die auch unter dem Namen Yamswurzel bekannt ist und aus meiner Sicht als die ghanaische Kartoffel bezeichnet werden kann. Kartoffeln, wie man sie aus Deutschland kennt, gibt es zwar auch, doch diese sind verhältnismäßig teuer. Kontomire ähnelt Spinat, schmeckt aber ganz anders und wird mit Öl zubereitet.

Wenn man donnerstagmittags in das Lehrerzimmer des Ramseyers kommt, dann wird dort höchstwahrscheinlich Kenkey mit einer Stew auf dem Tisch stehen. Kenkey ist fermentierter und zu einem Ball geformter Maisbrei, der in einem Bananenblatt gelagert wird. Bei den Ghanaer*innen ebenfalls sehr beliebt ist Banku. Dies ist genau wie Kenkey ein vergorener Maisbrei, der jedoch nicht in Maisblättern gelagert wird und deshalb nicht ganz so streng schmeckt. Zu beiden Gerichten ist geräucherter Fisch sehr beliebt. Banku und Kenkey schmecken für meinen Geschmack sehr säuerlich und sind definitiv nicht mein Fall.

Freitags wird dann meistens nochmal Waatsche oder eines der anderen Gerichte aufgetischt.

Ab und an komme ich auch im Catering-Bereich der Schule vorbei. Hier schaue ich den Schüler*innen über die Schulter, unterhalte mich mit den anwesenden Lehrer*innen und häufig bekomme ich eine großzügige Portion der Gerichte zum Probieren, worüber ich mich immer sehr freue. Ein oder zwei Mal durfte ich beim Benoten helfen und meine Meinung preisgeben. Die Schüler*innen kochen oftmals westliche Mahlzeiten, da sie dies für spätere Jobs in guten Restaurants oder Hotels lernen sollen. Aber auch die ghanaische Küche kommt nicht zu kurz.

 

Das ghanaische Nationalgericht
Fufu ist nicht nur das absolute Lieblingsessen meines Gastvaters, sondern wahrscheinlich auch DAS ghanaische Nationalgericht schlechthin. Fufu ist ein gepoundeter/gestampfter, fester Brei aus Cassava/Maniok oder Yams und Plantains/Kochbananen, der mit verschiedenen Soups/Suppen gegessen wird. Zuerst werden Cassava und Plantain in Wasser gekocht, bis alles eine recht weiche Konsistenz erreicht. Anschließend werden die Zutaten mit einem großen Holzmörser zerstampft, bis eine zähe Masse entsteht. Diese Arbeit ist körperlich sehr anstrengend und wird in meiner Gastfamilie von den Jungs übernommen, während Mama Cynthia auf einem Holzschemel neben der großen Mörserschale sitzt und mit ihren rechten Hand und etwas Wasser zwischen den Mörserschlägen die Masse umdreht und vermischt. Auch ich habe mich schon am Fufu-Stampfen probiert. Das Stampfen ist zwar schweißtreibend, doch man bekommt schnell den Dreh heraus. Ich hatte eher die Sorge, aus Versehen die Finger meiner Gastmama zu treffen und sie zu verletzten. Beim Fufu stampfen ist deshalb nicht nur Kraft, sondern durchaus auch Taktgefühl gefragt. Die gepoundeten Klöpse werden zu portionsgerechten Bällen geformt, wobei jedes Familienmitglied, je nach „Hierarchie“, einen unterschiedlich großen Klops bekommt. So bekommt mein Gastpapa Samuel, der von allen eigentlich nur Papa oder Pah-Pah genannt wird, immer zwei Klöpse Fufu und alle anderen Familienmitglieder nur einen. Häufig ist es in Ghana auch Tradition, dass zuerst das „Familienoberhaupt“ oder der Gast isst und dann erst die restliche Familie. Der Klops wird immer mit einer würzigen und oftmals scharfen Suppe gegessen. Auch hier gibt es mit Light-, Groundnut- und Palmnut-Soup verschiedene Varianten. Mein Gastpapa sagte einmal zu mir, beim Fufu ist nicht der Klops, sondern die Suppe das entscheidende, da diese den Geschmack gibt und der Klops nur als „Träger“ und Sattmacher dient. Zu Fufu serviert man eigentlich immer Fisch, häufig Tilapia (afrikanischer Buntbarsch), und ab und zu auch Rind- oder Schweinfleisch. Wer zu Fufu einen Löffel oder gar Messer und Gabel verlangt und versucht, damit sein Fufu zu essen, wird von allen Ghanaer*innen schamlos ausgelacht werden und schnell scheitern. Denn die klebrige Masse lässt sich nur sehr schwer bis gar nicht mit einem Löffel, geschweige denn mit Messer und Gabel, essen. Stattdessen nimmt man den Daumen, den Zeige- und den Mittelfinger der rechten Hand. Mit Zeige- und Mittelfinger zwickt man, wie mit einer Schere, am Rand des Klopses ein Stück Fufu ab, formt dieses mit den drei Fingern zu einem kleinen Bällchen und taucht es in die Suppe. Jetzt denkt ihr sicher, dass ist doch eine riesige Sauerei?! Ja, das ist es und mindestens die rechte Hand ist eingesaut. Doch deshalb bekommt man sowohl in den Restaurants als auch in den einfachsten Straßenimbissen fast immer eine Schüssel mit Wasser und Seife gereicht, um sich vor und nach dem Essen die Hände waschen zu können. Mir persönlich macht es eigentlich sogar Spaß, so zu essen, da ich das ja so gar nicht kannte.

 

Meine Favoriten
Jetzt möchte ich euch zwei Leibspeisen von mir vorstellen. Diese unterscheiden sich etwas von den anderen Gerichten, da ich sie als nicht typisch ghanaisch beschreiben würde und sie sich auch geschmacklich durchaus unterscheiden. Für mich aber gehören sie definitiv zu Ghana und zählen aus meiner Sicht zu den beliebtesten und am häufigsten verbreiteten Street-Food-Gerichten, die man in Ghana kaufen kann und in dieser Form wahrscheinlich eher selten in einem ghanaischen Haushalt antreffen wird. In der Bevölkerung sind sie ein wenig als „reiche Leute-Essen“ verpönt und nicht so sättigend wie Fufu oder Yam. Deshalb möchte ich euch von Indomie-Nudeln und Fried Rice berichten.

Indomie-Nudeln, oder häufig auch nur Indomie, sind Instant-Nudeln, wobei Indomie der Markenname der wohl größten und bekanntesten Firma ist, wie beispielsweise in Deutschland Tempo bei Taschentüchern. Die Instant-Nudeln gibt es in kleinen Packungen oder im großen Familypack in jedem Container-Straßenshop in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, wie zum Beispiel Chicken Onion, zu kaufen. Diese Containershops werben häufig mit großen Schriftzügen bekannter Lebensmittelfirmen wie Indomie oder Coca Cola. Indomies kann man in zwei Varianten zubereiten. Zum Einen als klassische Nudelsuppe mit heißem Wasser, oder als Nudelbox, was durchaus die beliebtere Art ist. Hier werden die Nudeln nach dem Vorkochen mit beliebigem Gemüse zuerst in einem Wok etwas frittiert und später mit Ei, oftmals Fisch und Fleisch oder kleinen Wurststückchen, angebraten. Diese Nudelboxen gibt es in verschiedenen Preisgrößen, häufig zwischen fünf und acht Cedis, umgerechnet ein bis ein Euro fünfzig. Bei den größeren Portionen gibt es manchmal zusätzlich zum Ei noch ein Omelette. Solch eine Indomie-Nudelbox schmeckt mir besonders gut und gehört neben Red Red definitiv zu meinen Lieblingsspeisen in Ghana.

Fried Rice ist für mich das typische Essen, das man bestellt, wenn man in ein Restaurant oder in ein Hotel kommt und nicht weiß, was die Küche zu bieten hat oder man keine Lust auf Fufu, Banku oder Rice Balls hat. Bei diesem Gericht wird der Reis vorgekocht und danach mit kleingeschnittenem Gemüse wie zum Beispiel Karotten und Zwiebeln kurz frittiert, wodurch der Reis knusprig wird. Oftmals gibt es dazu noch etwas grünen Salat mit einem Dressing aus Ketchup und Mayonnaise sowie Shito, eine feurige und ölige Tomatenstew. In Restaurants oder auch an Straßenshops bekommt man häufig noch ein Stück frittiertes Hühnchen dazu.

 

Mein Lieblingsgebäck
Zum Schluss noch ein kleiner Ausflug zu den ghanaischen „süßen Stückle“ (Wikipedia: Feingebäck!). Was man im Schwobaländle durchaus als Fasnachtsküchle bezeichnen würde und man in der restlichen Republik als Berliner kennt, heißt in Ghana Bofrot. Dieses Hefegebäck kann man hier nicht nur zur Fasnet (Karneval) kaufen, sondern das ganze Jahr über. Oftmals werden die Bofrots morgens an den belebten Taxi- und Trotro-Stationen oder am Straßenrand verkauft. Sie sind von der Konsistenz zwar nicht so luftig und locker wie deutsche Berliner, schmecken aber trotzdem sehr gut und frisch gebacken von Mama Cynthia - sie verkauft diese Sonntag morgens in der Kirche - immer noch am besten! Bofrots werden in Palmöl in großen Töpfen über dem Gasherd gebacken und kosten je nach Größe zwischen fünfzig Pesewas und einem Cedi.

 

Natürlich gibt es noch deutlich mehr Gerichte und viele weitere Varianten. Leider kann ich nicht von allen berichten, doch ich habe versucht, die wichtigsten und spannendsten Speisen zu beschreiben und euch näher zu bringen. Und vielleicht probiert sich ja der ein oder andere Hobbykoch unter euch demnächst mal an Fufu, Jollof-Reis oder Indomie.

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Mein Mitfreiwilliger Jan beim Fufu-Stampfen (Foto: EMS/Mayer)
Mein Mitfreiwilliger Jan beim Fufu-Stampfen (Foto: EMS/Mayer)
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Fried Rice mit Chicken, Salat und Shito. Indomie-Nudeln und Jollof-Reis. (Foto: EMS/Mayer)
Fried Rice mit Chicken, Salat und Shito. Indomie-Nudeln und Jollof-Reis. (Foto: EMS/Mayer)