Weltweit erlebt
14 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
Eine kleine Kommune im Süden Südafrikas
Inzwischen lebe ich seit einem Monat am anderen Ende der Welt in dem kleinen Dorf Elim. Damit ihr einen Eindruck von meinem Umfeld und meiner Umwelt bekommt, möchte ich euch etwas über das Dorf und meine bisherigen Erlebnisse berichten.
Elim wurde 1824 von der Herrnhuter Brüdergemeinde gegründet. Die ersten Missionare kamen im 18. Jahrhundert nach Südafrika und errichteten Missionsstationen. Das Missionsdorf Elim liegt im Western Cape Südafrikas. Und ist nicht weit entfernt vom Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt des Kontinents Afrika. Das Western Cape bezeichnet die Provinz im Südwesten von Südafrika. Die Hauptstadt der Provinz ist Kapstadt.
Es leben ungefähr 1500 Menschen in dem beschaulichen Elim. Viele arbeiten jedoch in der Umgebung Kapstadts, um ein Einkommen für ihre Familie zu erwirtschaften. Dadurch wohnen sie nicht in Elim und kommen nur an den Feiertagen in ihr eigentliches Heimatdorf. Elim ist ein wenig von der Außenwelt abgelegen. Bredasdorp, die nächste Stadt, befindet sich 35 km entfernt. Auf der Fahrt nach Bredasdorp begegnet einem nicht viel außer ein paar Landgütern, Farmen und einigen Affen, die über die Straße rennen. Um Elim herum hat man Natur pur.
Den nahen Bezug zur Natur spürt man in Elim auch an den frei herum laufenden Pferden, Kühen und Hühnern. Außerdem gibt es sehr viele Hunde (Straßenköter ist wohl die bessere Bezeichnung), die zu meinem Leidwesen bevorzugt nachts ihre Anwesenheit lautstark bekunden.
Das Dorf muss man sich mit vielen kleinen, bunten Häusern vorstellen, die sehr schlicht gehalten sind. Einfach verputzt und mit einem Strohdach. Es gibt neben der Hauptstraße wenige asphaltierte Straßen, ansonsten handelt es sich um unbefestigte Wege mit vielen Schlaglöchern. In drei kleinen Shops kann man Lebensmittel erwerben. Dabei ist die Auswahl allerdings begrenzt. Außerdem gibt es ein kleines Dorfmuseum und eine alte Wassermühle aus der Zeit der ersten Missionare, also dem ersten Drittel des 19 Jahrhunderts. Die Wassermühle, die aber schon lange nicht mehr in Betrieb ist, ist die älteste in ganz Südafrika. Des Weiteren gehören eine Primary School, ein Postamt, eine Krankenstation und eine Polizeistelle zu Elim. Direkt neben dem Gelände des Elim Homes befindet sich die Mispah Skool. Das ist eine Sonderschule, in der Kinder mit leichten geistigen Behinderungen unterrichtet werden. Auch vier Kinder aus dem Elim Home besuchen die Mispah Skool. Stolz sind die Bewohner Elims auch auf ihre kleine Bibliothek, das E-Center. Das E-Center ist ein Internetkaffe und bietet Computerkurse an, wenn nicht gerade Stromausfall ist, was in Elim oft der Fall ist. Das Elim Home besitzt einen Strom Generator, so verfügen wir auf dem Gelände des Heims glücklicherweise immer über Strom. Natürlich darf das Rugbyfeld nicht unerwähnt bleiben, denn Rugby ist der Nationalsport Südafrikas und auch in Elim hoch angesagt. Ich selber habe noch nicht alle Regeln verstanden und war bisher noch immer froh, nur Zuschauer zu sein.
Das Zentrum des Dorfes bildet die Kirche. Das ist auch für das Dorfleben der Fall. Denn alle Einwohner Elims gehören der Moravian Church an. Der Grund dafür ist, dass aller Boden in Elim der Moravian Church gehört. Wenn man ein Haus bauen möchte, dann muss man sich den Boden von der Kirche pachten. Dafür muss man allerdings ein Mitglied der Moravian Church sein. Es gibt noch ein paar weitere Kommunen dieser Art in Südafrika, wie Wupperthal und Genadendal.
Der Mittelpunkt des Gemeindelebens findet sonntags im Gottesdienst statt. Der Gottesdienst ist liturgisch sehr vergleichbar mit dem evangelischen Gottesdienst in Württemberg, wie ich ihn von daheim kenne. Es findet außerdem Mittwoch, Samstag und Sonntag um 18:00 auch eine Art Andacht in der Kirche statt. Für die Kirche zieht man sich traditionell sehr schick an und offenbar scheint der Gottesdienst das einzige Ereignis in Elim zu sein, zu dem man auch pünktlich ist. Die getrennte Sitzordnung von Mann und Frau, wie sie früher in der Moravian Church praktiziert wurde, findet nur noch beim Abendmahl statt. Bisher bekomme ich nur wenig von den Inhalten mit, da die Sprache im Gottesdienst Afrikaans ist.
Vermerkt ist Elim in Reiseführern aufgrund der seltenen Blumen, die in der Gegend um Elim wachsen. So wächst hier auch unter anderem die Nationalblume Südafrikas, die Königsprotea (Protea cynarodies). Anlässlich der Blumen wurde im September das Flower-Festival in Elim gefeiert. Dieses Fest wird alle zwei Jahre abgehalten und lässt das sonst sehr ruhige Elim erblühen. Neben einer Blumenausstellung findet ein Umzug durch Elim statt. Außerdem gibt es einen Modelwettbewerb, in dem die „Miss Flower-Festival“ ermittelt wird. Auf dem Festgelände fand man neben einem Flohmarkt und Essensständen natürlich laute Musik und Tanz- sowie Gesangseinlagen. Viele Besucher aus der Region kommen und es wird den ganzen Tag und die ganze Nacht getanzt und gefeiert. Am Sonntag des gleichen Wochenendes fand auch das Brassfestival der „Moravian Brassband Union of South Africa“ statt. An diesem Brassfestival habe ich auch teilgenommen, darüber werde ich in einem folgenden Beitrag mehr berichten.
Ich hoffe, dass ich euch nun einen Einblick haben geben können, in das Leben im kleinen Elim, am anderen Ende der Welt.