Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Der Palast in Kumbo (Foto: EMS/Werner)
Bildquelle: J. Werner
06. März 2017

Weihnachten mal anders

Julia

Julia

Kamerun
unterstützt die Presbyterian High School
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Cultural Week

Auch wenn hier niemand die Adventszeit feiert haben wir versucht ein bisschen Vorweihnachtsstimmung bei uns aufkommen zu lassen mit den Traditionen die wir aus Deutschland kennen. Alle die uns in dieser Zeit besuchen kamen fragten uns deswegen was ein Adventskalender ist und was unsere vier Weinflaschen mit Kerzen (unser Adventskranz) zu bedeuten hätte. Ein paar Tage vor Weihnachten wurden dann auch Weihnachtslieder in den Bars gespielt und einige bereiteten Chin Chin und anderes Gebäck für Weihnachten vor.

Am Samstag ging es dann auch für uns zum traditionellen Hühnchenschlachten. Dazu mussten wir erst mal noch ein Huhn auf dem Markt kaufen und dann ging es zu einem guten Bekannten, der uns dabei helfen wollte. Also schlachtete Milena ihr erstes Huhn, damit wir abends so wie wir es gewöhnt sind unser Hühnchen mit Knödeln essen konnten. Ich hab auch noch den Ofen benutzt um mit dem uns geschickten Lebkuchengewürz Lebkuchen zu backen. Die meisten unserer Besucher, die probiert haben, waren fast so begeistert wie wir und es kam endlich Weihnachtsstimmung für mich auf. Abends dann, wie es sich gehört an Heiligabend, in die Kirche. Es war aber sehr enttäuschend, denn es war kein typischer Weihnachtsgottesdienst und so leer wie an diesem Abend habe ich die Kirche noch nie erlebt.  (Das war sehr irritierend, denn schließlich ist das bei uns in Deutschland der Gottesdienst der am besten besucht ist im ganzen Jahr)

Für die Kameruner ist das richtige Weihnachten aber ja auch erst am 25. Also ging es am nächsten Morgen wieder in den Gottesdienst, in dem aber auch nicht wie bei uns die traditionelle Weihnachtsgeschichte erzählt wurde, sondern Taufen und Konfirmationen abgehalten wurden. In der Predigt wurden wir dann vom Pfarrer gefragt ob wir „Christmas“ oder „X-Mas“ feiern. Er hofft auf ersteres schließlich sind wir in der Kirche und das Zeichen „X“ wird beim Korrigieren ja auch immer für falsch benutzt. Wir würden schließlich ja nicht falsche Weihnachten feiern wollen, oder? Seine endenden Worte waren dann „Happy Christmas“ worauf die ganze Gemeinde dann mit „Happy Happy“ antwortete.

Nach dem Gottesdienst ging es dann für uns zu einigen Essenseinladungen. War sehr lecker und wir wurden mehr als satt. Hier ist es also nicht wirklich ein Familienfest wo wirklich die ganze Familie zusammenkommt, sondern man geht seine Freunde besuchen oder sie kommen einen besuchen. Abends gehen dann alle Jugendlichen noch gemeinsam aus. War ein wunderschöner Tag, auch wenn es mir nicht wirklich wie Weihnachten vorkam. Denn es gibt auch nicht die bei uns typische Bescherung unterm Weihnachtsbaum, sondern jeder bekommt sein „Christmasdress“.

Eine Woche später...Silvester wird hier auch nicht groß gefeiert. Es gab einen Gottesdienst um das alte Jahr zu verabschieden und danach sind eigentlich alle heim und schlafen gegangen. Ich hab dann um zwölf mit Milena und unseren Nachbarn angestoßen und ein kleines Feuerwerk betrachtet. Dann bin ich aber auch schon schlafen gegangen, denn schließlich war am nächsten Morgen wieder Gottesdienst. Im Gottesdienst ist die ganze Gemeinde über eine Art Brücke symbolisch ins neue Jahr gestiegen. Oben auf der Brücke hat man "Tschüss" zu allem schlechten im Jahr 2016 gesagt, dann ihm den Rücken zugekehrt und das neue Jahr 2017 mit einem Lächeln herzlich willkommen geheißen.  Danach ging es wieder von Essen zu Essen.

Vom 28.12.2016-3.1.2017 war dann hier in Kumbo noch „Cultural Week“. Am letzten Tag sind wir deswegen dann zum Palast gegangen, denn da wird am meisten geboten. Im Palast wohnt der Fon also der König und mit ihm auch Jujus. Zusätzlich hat jedes Viertel hier ihren eigenen Juju, somit kommt man auf ungefähr 25 Jujus. Jeder Juju hat dann noch Anhänger, die ihm folgen. Um die Cultural Week zu beenden treffen sich alle Jujus auf dem Marktplatz und die ganze Stadt versammelt sich um sich das Spektakel anzusehen. Und am Ende laufen alle wieder gemeinsam zurück zum Palast.

Aber was sind Jujus überhaupt? fragt ihr euch sicherlich schon die ganze Zeit. Das ist, um ehrlich zu sein, gar nicht einfach zu erklären, selbst wenn man hier die Einheimischen fragt bekommt man keine richtige Antwort. Am besten kann man sich natürlich was darunter vorstellen wenn man es selbst gesehen hat (oder zumindest ein Foto) Ich gebe mal mein Bestes: es sind Männer die sich ihrer Kultur wegen verkleiden (mich erinnern sie ein wenig an Krautscheißer in der Fasnetszeit). Um ihnen Respekt zu erweisen, kniet man sich vor ihnen nieder und wenn nicht kann es sein das man von einem Juju mit seinem Prügel geschlagen wird. Aber warum manche sich als Juju berufen fühlen kann einem keiner beantworten. Dies war ein sehr beeindruckender, aber auch für mich mit sehr vielen nicht nachvollziehbaren Ereignissen gefüllter Tag.

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Juju (Foto: EMS/Werner)
Bildquelle: J. Werner
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Juju (Foto: EMS/Werner)
Bildquelle: J. Werner