Weltweit erlebt
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10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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Herbstwald (Foto: EMS/Weiler)
Foto: EMS/Weiler
01. Dezember 2016

Die Bedeutung des Essens

Sarah

Sarah

Japan
unterstützt das Asian Rural Institut
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Hier im ARI lernen wir den kompletten Prozess unseres Essens kennen. Wir starten mit dem Säen von Gemüse, wofür wir meistens kein Saatgut kaufen, sondern benutzen die Samen der davor geernteten Gemüsesorten. Denn diese haben wir gesammelt und getrocknet. Wir machen also ein Beet, sähen und warten bis die ersten Pflanzen heraussprießen (woraufhin wir uns tatsächlich immer sehr freuen). Dann passen wir auf die Pflanzen auf und schauen jeden Tag wie sie wachsen. Außerdem jäten wir Unkraut und geben auch unseren selbstgemachten (natürlich ohne Chemie) gemachten Dünger hinzu. Es ist einfach schön der Pflanze beim Wachsen zusehen und dann eines Tages auch die erste Frucht zu sehen.

Zweimal in der Woche gehen wir für gewöhnlich ernten, auch wenn wir jetzt im Winter nicht mehr so viele Gemüsearten haben. Dann wird alles gewaschen, gewogen, dokumentiert und zur Küche gebracht. Oft ist es schwierig zu entscheiden, was wir ernten. Denn zum einen muss man beachten, was und wie viel die Küche braucht oder wann die Gemüsearten anfangen zu welken. Jetzt im Winter müssen wir darauf achten, dass wir auch in den nächsten Wochen noch genug Gemüse haben und können daher nur sehr begrenzt ernten. In der Küche geht das meiste dann in den Kühlschrank, damit wir es zum Kochen benutzen können. Manches wird aber auch eingefroren, falls wir mal irgendwann nicht genug haben würden oder das Gemüse zu einseitig wird. Aber trotzdem kommt es vor, dass wir plötzlich von einer Gemüseart zu viel haben. Im Sommer zum Beispiel haben wir einen Monat lang jeden Tag Gurken gegessen oder zurzeit haben wir viel zu viele Karotten (haben aber auch leckeren Karottensaft gemacht). 

Es ist dann auch das Küchenteam, welches kreativ werden muss und sich immer wieder was Neues einfallen lassen muss. Es ist sehr schwer für 50 Leute zu kochen und dabei jeden glücklich zu machen. Das Essen, das übrig bleibt wird im ARI nie in den Müll gekippt. Im Allgemeinen versuchen wir hier so wenig Müll wie möglich zu produzieren, genauso wie so wenig wie möglich von außerhalb einzukaufen. Die Gemüsereste, welche während des Kochens entstehen werden meistens als Futter für die Schweine genutzt. Das Essen was übrig bleibt wird am nächsten Tag nochmal serviert und wenn es zu alt wird, kommt es zum Kompost. So benutzen wir das nichtgegessene Gemüse als Dünger für das neu wachsende Gemüse. Wir lernen also das zu nutzen, was wir haben und es auch komplett auszunutzen. Ich habe festgestellt, dass, vor allem in Bezug zum Essen, wir in Deutschland nicht viel selber machen. Wir kaufen unser Brot, Tütensuppen, fertige Nudeln und Spätzle... Als ich hier auch erzählt habe, dass wir manchmal schon perfekt geschnittenes eingefrorenes Gemüse kaufen, konnten die meisten Leute das nicht glauben. Außerdem musste ich schon oft mit „Ich weiß nicht so genau wie man das macht“ antworten, wenn mich die Leute nach typischen deutschen Spezialitäten fragen, wie Lebkuchen, Knödel, Spätzle oder auch Bier. Deutschland ist sehr berühmt für Brot, aber wie viele Personen gibt es, die ihr Brot selber machen, oder überhaupt wissen, wie man Brot backt.

Ich denke, es ist sehr wichtig, dass wir wissen woraus genau unsere Lebensmittel bestehen und auch was für Chemikalien darin sind. Keine Chemikalien zu nutzen ist auch sehr wichtig für das ARI, denn das ist ein wichtiger Punkt, welchen sie den Participants beibringen wollen. Die Participants kommen alle aus Entwicklungsländern, wo häufig Chemikalien für den Obst- und Gemüseanbau benutzt werden. Die meisten jedoch wissen nicht, dass dies Auswirkungen auf unsere Gesundheit und auf die Umwelt haben kann. Daher lernen wir Dünger, wie Kompost oder Bokashi, zu machen und das auch nur mit Inhaltsstoffen, die im ARI vorhanden sind. Wir probieren auch verschiedene Sachen aus, um zum Beispiel die Würmer davon abzuhalten unser Gemüse zu essen.  

Es ist sehr wichtig für das ARI, dass wir komplett biologische Landwirtschaft betreiben. Die Participants lernen hier auch, wie man eine Gruppe leitet, eine Gemeinschaft gründet oder Streit schlichtet. Denn sie werden versuchen in ihrer Heimat etwas zu verbessern, vor allem zum Thema Nahrungsmittel und Landwirtschaft und müssen daher lernen, wie sie ihre Leute überzeugen und motivieren können ihnen zu helfen. Es wird keine leichte Aufgabe für die Participants sein, wenn sie zurück sind und verschiedene Projekte starten wollen. Das neunmonatige Trainingsprogramm der Participants ist nun fast fertig, in zehn Tagen werden sie zurück in ihre Heimat gehen. Daher laufen hier gerade viele Vorbereitungen, vor allem auch für Abschiedspartys.

Ansonsten würde ich gerne berichten, was ich den letzten Monat so gemacht habe. Zum einen sind wir zu einem Festival gegangen, wo ich einen echten Kimono tragen konnte. Kimonos sind sehr teuer und bestehen aus ungefähr 14 Teilen. Man braucht auch professionelle Leute, die einem den Kimono anziehen, da man das alleine gar nicht machen kann. Auch sind ein paar Freunde und ich in einen Park gefahren, der berühmt für schöne Herbstbäume ist. In Japan ist der Herbst wie eine Attraktion und viele machen in dieser Zeit Ausflüge, um die roten und gelben Blätter zu sehen. Für die meisten der Participants ist es auch das erste Mal, dass sie den Herbst erleben und sehen, wie die grünen Blätter plötzlich ihre Farbe wechseln. Daher war es natürlich auch Höhepunkt, als es plötzlich angefangen hat zu schneien. Die Participans haben sich so gefreut, denn für viele wird es wahrscheinlich das einzige Mal sein, dass sie Schnee sehen. Wir hatten nur einen Tag lang viel Schnee, haben ihn aber mit Schneeballschlachten, Schlittenfahren und Schneemannbauen komplett ausgekostet. Das erste Weihnachtsfest haben wir auch schon besucht und haben viele Weihnachtslieder gesungen. Es startet also langsam die Weihnachtszeit und ich bin mit Adventskalender und Adventskranz schon bestens gerüstet. Ich wünsche euch also allen schon einmal eine schöne Weihnachtszeit. Genießt die Zeit. Grüße aus Japan

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Schnee (Foto: EMS/Weiler)
Foto: EMS/Weiler
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Kimonofestival (Foto: EMS/Weiler)
Foto: EMS/Weiler