Weltweit erlebt
ÖFP

Weltweit erlebt

10 Freiwillige weltweit. Täglich neue Eindrücke und Erlebnisse. Kleine und große Herausforderungen. Erfahrungen für das ganze Leben – all das ist das Ökumenische FreiwilligenProgramm der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)

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(Foto: EMS/Buschmann)
04. Januar 2017

So viel gelernt...

Julia

Julia

Jordanien
unterstützt eine integrative Blindenschule
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Es sind die kleinen und großen Reisen durchs Land, unerwartete Begegnungen, das leckere traditionelles Essen, interessante Unterhaltungen, die Arbeit mit und Beziehungen zu den Kindern, … die meinen Alltag bereichern und zu lehreichen und prägenden Erfahrungen werden.      

Am Küchentisch meiner Gastmutter Elham habe ich die Großzügigkeit der arabischen Gastfreundschaft gelernt. Anfangs fiel es mir schwer die riesigen und zahlreichen Portionen einer Mahlzeit herunterzubekommen. Jetzt weiß ich, dass ein leer gegessener Teller großen Appetit ausdrückt, und einen mindestens doppelt so großen Nachschlag fordert. Mittlerweile schiebe ich demnach ohne schlechtes Gewissen nach dem dritten Nachschlag einen halbvollen Teller von mir, wenn ich satt bin. (Damit lässt sich aber nicht immer vermeiden, dass die Hausmutter noch etwas drauf legt.) Es überrascht mich auch nicht mehr, wenn kurz nach meiner Ankunft beim Gastgeber gefragt wird, ob ich Kaffee oder Tee haben möchte und nach wenigen Minuten ein kleiner Tisch mit zuckersüßem Schwarztee und Süßigkeiten auf einem goldenen Tablett herangezerrt wird. Zudem habe ich gelernt wertzuschätzen, dass ich zu Hause bei Freunden tatenlos zuschaue wie die Küchenarbeit nach und vor dem Essen erledigt wird.            

Die Schulkinder haben mir beigebracht, wie man ein ‚Nein‘ auch ohne Worte ausdrückt. Anfangs habe ich die Kinder mit großen Augen angeguckt, als sie auf meine Aufforderungen keck die Augenbrauen hochzogen und einen genervten Seufzer von sich gaben. Nun zucke ich selbst schnell mit den Augenbrauen und deute einen Seufzer mit den Lippen an, wenn ich eine Frage verneine.                Inzwischen bekomme ich keine Kopfschmerzen mehr, wenn ich arabische Unterhaltungen verfolge, weil ich weder einzelne Wörter noch den Sprachklang heraushören kann, sondern verstehe immer und mehr. Die wichtigsten Tätigkeiten wie Einkaufen, Taxifahren oder die grundlegende Verständigung mit den Kindern kann ich problemlos auf Arabisch ausführen. Ich habe sogar das arabische Alphabet mit Hilfe einer Arabisch Lehrerin erlernt. Es fällt mir mit der Zeit auch immer leichter die Bedeutung einzelner Wörter ohne Nachfragen ausfindig zu machen und selbst anzuwenden. Trotzdem bin ich noch lange nicht so weit, dass ich mich mühelos unterhalten kann.          

Die vielen Kommentare, Pfiffe und neugierigen Blicke der Männer auf der Straße haben mich zwangsläufig gelehrt, mit gesenktem Blick, einem ausdruckslosen Blick und viel Ignoranz in der Stadt unterwegs zu sein. Zu Beginn konnte ich gar nicht anders als mich bei einem Schnalzen, Hupen oder Rufen hinter mir umzudrehen, nun höre ich es kaum noch.  Und trotz, dass ich mich hier mittlerweile eingelebt habe und mir Irbid ein geliebtes zu Hause geworden ist, gibt es noch so viel zu entdecken und probieren.  

Julia

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Adam sagt 'Nein' (Foto: EMS/Buschmann)
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Auf den Straßen Irbids (Foto: EMS/Buschmann)